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Der Ettenheimer Andreas Amann läuft in 21 Tagen von Flensburg nach Lörrach

Mehr als 1000 Kilometer in drei Wochen: Der Ettenheimer Ultra-Läufer Andreas Amann hat sich dem Abenteuer Deutschlandlauf gestellt. Zu Fuß ging es von Flensburg nach Lörrach.

Andreas Amann schreckt vor großen Herausforderungen nicht zurück. Einmal durch ganz Deutschland zu laufen gehört auch dazu – und ist für den Ettenheimer Ultra-Läufer nicht einmal etwas Neues: Schon viermal hat der Athlet des LV Ettenheim die ganze Republik von Nord nach Süd abgelaufen, zuletzt 2019. Dieses Jahr war es wieder so weit. In 21 Tagen lief Amann mehr als 1000 Kilometer von Flensburg nach Lörrach. "Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich nach meiner ersten Deutschland-Durchquerung 2005, 16 Jahre später wieder an der Startlinie stehe", sagt Amann.

2017 hätte eine Verletzung beinahe die Ultralauf-Träume des 55-Jährigen beendet. Aber auch ein Riss der Achillessehne, zugezogen nach zehn Etappen beim damaligen Deutschlandlauf, konnte nichts an der Leidenschaft des Ettenheimers für die langen Strecken ändern.

In Flensburg gingen dieses Jahr 21 Teilnehmer an den Start. Ein eher kleines Teilnehmerfeld, was den coronabedingten Absagen zahlreicher Läufer aus dem Ausland geschuldet war. Für Amann war das eher ein Vorteil. "Da die Übernachtungen immer in Sporthallen oder Sportheimen erfolgen, hatten wir alle mehr Platz und es ging in den Übernachtungsquartieren wesentlich entspannter als sonst zu", so der Ettenheimer.

Umkleidekabinen als Not-Unterkünfte

Problematisch sei jedoch gewesen, dass die Hallen nur selten nachts komplett verdunkelt waren. Ein anderes Mal lief die ganze Nacht die Lüftungsanlage, sodass an Schlaf kaum zu denken war. Zudem standen zugesagte Hallen plötzlich nicht mehr zu Verfügung. "Einmal mussten wir kurzfristig in das Clubheim eines Fußballvereins umziehen und richteten dort in der Gaststätte und den Umkleidekabinen unser Lager ein", erinnert sich Amann.

Die ersten Tage wurde aufgrund der eher kürzeren Etappen von ungefähr 60 Kilometer relativ zügig gelaufen. Doch das Wetter verschlechterte sich und die langen Etappen mit mehr als 70 Kilometern am Tag hinterließen ihre Spuren. Bereits nach den ersten Etappen mussten einige verletzungsbedingt den Lauf beenden. Letztendlich sollten von 21 gestarteten Läufern nur acht Teilnehmer das Ziel in Lörrach erreichen.

Doch Amann überstand diese kritische Phase des Rennens und erreichte schon bald sein erstes Teilziel, die Überschreitung des sogenannten "Aldi-Äquators", die Grenze zwischen Aldi-Süd und Aldi-Nord. "Als ich das Logo von Aldi-Süd sah, wurde mir klar, dass ich der Heimat schon ein großes Stück näher gekommen bin, was für mich eine große Motivation darstellte", so der Ettenheimer über die Supermarkt-Motivationshilfe.

Linker Fuß beendet beinahe den Traum

An einem Sonntagmorgen nahm das Rennen für Amann jedoch eine komplett andere Wende. Am ersten steilen Anstieg konnte er seinen linken Fuß plötzlich nicht mehr richtig bewegen. Die Achillessehne schmerzte. "Ich kam kaum noch den Anstieg hoch und musste immer wieder stehen bleiben. Umrahmt von Weinbergen und Sonnenschein stand ich hilflos am Wegesrand und wusste nicht mehr weiter. Ein großer Traum schien bereits nach 15 gelaufenen Etappen und fast 1000 Kilometern urplötzlich zu Ende zu gehen. Als dann noch die Kirchturmglocken zu läuten begannen, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und stand in dieser herrlichen Landschaft heulend am Straßenrand", berichtet der Ettenheimer. Nur mit Mühe gelang er noch zum ersten Versorgungspunkt und fuhr dann mit einem Betreuer ins Ziel.

Da an Laufen noch nicht zu denken war, fuhr er die nächsten drei Tage mit dem Betreuerteam mit und versuchte seine Verletzung wieder in den Griff bekommen. Die letzten drei Etappen im Schwarzald wollte er dann wieder laufen. "Im Nachhinein bin ich dankbar, dass ich diesen Entschluss gefasst hatte und diese Etappen dann auch wieder laufen konnte, wenn auch mühsam und mit äußerster Vorsicht", blickt Amann etwas wehmütig zurück. So fand der Deutschlandlauf für den Läufer des LVE nach 1038 Kilometern einen versöhnlichen Abschluss, trotz drei fehlender Etappen.