Der Neckartower in Schwenningen erstrahlt am Donnerstag in orangenen Licht, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Foto: Kupferschmidt

Gewalt in den eigenen vier Wänden ist gegenwärtig – auch in Deutschland. Die Pandemie hat die Zahl der Übergriffe verschärft, der Club Soroptimist International Deutschland Villingen-Schwenningen möchte mit einer Aktion anlässlich der Orange Days zum Nachdenken anregen.

Villingen-Schwenningen - "Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, seine Partnerin zu töten; an jedem dritten Tag gelingt ihm das", steht auf den Bäckereitüten, die Bäckerin Bozena Pajak über die Theke reicht. Anlässlich der Orange Days, die am 25. November, dem "internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen", beginnen und am 10. Dezember, dem "internationalen Tag der Menschenrechte", enden, hat der Club Soroptimist International Deutschland Villingen-Schwenningen eine Aktion ins Leben gerufen.

Neckartower erstrahlt orange

"Wir setzen große Zeichen, wie das Anleuchten in orangenen Licht der Wasserfälle in Triberg oder des Neckartowers in Schwenningen", sagt Anja Rudolf, Präsidentin des Club Soroptimist International Deutschland Villingen-Schwenningen. "Gegründet wurde der Club schon in den 20er-Jahren. Ursprünglich setzte er sich nur gegen Gewalt gegen Frauen ein, mittlerweile thematisiert er Gewalt an sich."

Hohe Reichweite der Aktion

Um zum Nachdenken anzuregen, werden bei Armbruster im Culinara in Schwenningen sowie in der Filiale in Villingen und im Edeka in Rottweil, Backwaren bis zum 10. Dezember in spezielle Tüten gepackt. "Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte", steht groß darauf. Zudem ist die Nummer des Hilfetelefons vermerkt. "Die Botschaft soll zum Nachdenken anregen, es ist wichtig, dass über dieses Thema gesprochen wird", so Rudolf. "Außerdem sind Brötchen ein alltägliches Produkt, ich glaube, wir können mit dieser Aktion alle Altersklassen erreichen", ergänzt Sabine Steinbrunner, Inhaberin von Culinara, die selbst im Club aktiv ist.

Pandemie verschärft Gewalt

Vor allem die Pandemie hat häusliche Gewalt verschärft. "Wenn die Männer wegen des Homeoffice oder Lockdowns zuhause sind, stehen die Frauen immer unter Beobachtung und kommen nicht weg", sagt Rudolf. Situationen würden sich verschärfen. Im Jahr 2020 ist die Zahl mit 51 400 Beratungen am Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" deutlich gestiegen – insbesondere zu häuslicher Gewalt.

Jede dritte Frau betroffen

"Aber die Dunkelziffer von Frauen, die Opfer von Gewalt werden, ist höher", sagt die Präsidentin des Clubs. "Die Frage ist, wie schlimm Gewalt sein muss, bis man sich aktiv Hilfe holt." Laut dem Bundesministerium ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.

Mit der Aktion der Bäckereitüten möchte der Club ins Bewusstsein rufen, dass die Gewalt jeden treffen kann – und dass es jedem möglich ist, sich Hilfe zu suchen.