Die Hackstraße im Stuttgarter Osten ist viel befahren. Ganz schön laut zum Wohnen, mag man denken. Es sei denn, man lebt wie Matze Weinmann vom Comedy-Trio Eure Mütter in einer Wohnung im vierten Stock
Stuttgart - Die Hackstraße im Stuttgarter Osten ist viel befahren. Autos und Lastwagen brausen entlang, ebenso die Straßenbahnlinie U 9 zwischen 5 Uhr morgens und 1 Uhr nachts. Ganz schön laut zum Wohnen, mag man denken. Es sei denn, man lebt wie Matze Weinmann (38) vom Comedy-Trio Eure Mütter in einer Wohnung im vierten Stock. Gut zu Fuß sollte man allerdings sein, denn Aufzüge sind in dem Altbau aus dem späten 19. Jahrhundert Fehlanzeige.
Matze Weinmann, der seit 2005 am Stöckach lebt, fühlt sich dort eigentlich richtig wohl, vor allem wegen der Nähe zur Innenstadt und der Lage. Derzeit siedelten sich viele Firmen im Stuttgarter Osten an, immer wieder öffnen außerdem neue Restaurants. "Der Bezirk ist schwer im Kommen. Es werden viele Familien herziehen", prophezeit Weinmann und fügt hinzu: "Leider hat mein Metzger kürzlich geschlossen. Das spricht gegen den Trend." Der Comedian lacht.
Lieblingsraum Küche
Im vierten Stock ist von dem Trubel unten kaum etwas zu spüren. Zumindest dann, wenn die Schallschutzfenster zu sind. "Schlafen kann ich bei offenem Fenster nicht." Auf seinem Balkon auf der Nordseite genießt Weinmann dafür die Stille - und eine wunderbare Aussicht über Stuttgart. Beim Frühstück sonntagmorgens, sagt der Comedian, hört er nichts. Mit Ausnahme von Vogelgezwitscher. Überhaupt gehören der Balkon und besonders die angrenzende Küche - Küchenbalkon sind typisch für Altbauten - zu Weinmanns Lieblingsräumen in der dreieinhalb Zimmer großen Wohnung. Gäste halten sich immer in der Küche auf. Ein reines Wohnzimmer gibt es nicht in der Wohnung. "Am Wochenende haben wir zum ersten Mal in diesem Jahr gegrillt", sagt Weinmann.
Als Comedian von Eure Mütter ist der Stuttgarter ständig kreativ, ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Die Einrichtung und Dekoration zuhause überlässt er hingegen seiner Frau Nathalie. Gelingt es ihm trotzdem, den Einrichtungsstil zu beschreiben? Weinmann überlegt. Aber nur kurz. "Ein Kuddelmuddel aus Erbstücken, Ikea und Reisemitbringseln." Der Mix habe sich so ergeben. Beim Einzug damals haben er und seine Frau wenige Möbel besessen. "An den Erbstücken hänge ich aus sentimentalen Gründen. Die Ikea-Möbel sind dafür praktisch. Beim nächsten Umzug kann ich sie ohne Herzschmerz zum Sperrmüll werfen."
"Vermutlich sind unsere Ansprüche zu hoch"
Möglicherweise bleibt Weinmann das große Ausmisten - "Keller und Bühne quellen bereits über" - noch eine Weile erspart. "Wir suchen seit mehr als drei Jahren eine größere Wohnung in Stuttgart. Vermutlich sind unsere Ansprüche zu hoch. Auf eine Kleinanzeige in der Zeitung haben wir lediglich eine seriöse Antwort bekommen." Am liebsten würde Weinmann einen Neubau in Degerloch oder Sillenbuch kaufen, so hell wie die jetzige Wohnung. "In einem neuen Haus würden uns erst einmal Renovierungsarbeiten erspart bleiben." Und bestenfalls hohe Heizkosten. "In einem Altbau pfeift leider der Wind durch die Fenster und Türen", bedauert Weinmann, der auch wegen der schlechten Luft vom Stöckach wegziehen will: Bis zum Neckartor, der Ort mit der höchsten Feinstaubbelastung und damit der schmutzigste Fleck in Deutschland, sind es etwa 400 Meter.
Hoch oben soll die neue Wohnung ebenfalls liegen, dann aber mit Aufzug. "Ein Balkon oder eine Dachterrasse ist ein Muss", sagt Weinmann. Irgendwann, vermutet er, werden seine Ansprüche sinken oder die Preisvorstellung steigen. "Eine schöne und bezahlbare Wohnung scheint in Stuttgart ein Widerspruch zu sein."
Schon die Suche nach der derzeitigen Wohnung empfand Weinmann als stressig. "Wir haben lange Zeit Anzeigen gewälzt und uns Angebote zuschicken lassen." Die Mietwohnung in der Hackstraße interessierte letztlich 20 weitere Menschen.
In unserer Fotostrecke bekommen Sie einen Einblick, wie Matze Weinmann wohnt.
Mehr zum Thema Wohnen in unserem Special Wohn-Wahnsinn.
In unserer Serie bereits erschienen: Zu Besuch bei Ben Streubel und Zu Besuch bei Lissi und Lothar Fritzenschaft.