Kreistagskandidaten setzen auf direkten Kontakt zu den Menschen und wollen auf der Zollernalb einiges bewegen.
Von Gert Ungureanu
Zollernalbkreis. Keinesfalls "im Kielwasser des Landrats schwimmen" wollen die Sozialdemokraten, die sich um einen Sitz im Kreistag bewerben: "Wir entscheiden zum Wohl des Kreises, und wir haben eine Kontrollfunktion", betont der Fraktionsvorsitzende Hans-Martin Haller.
Schon immer habe man sich allein an der politischen Auffassung orientiert, "unabhängig davon, was die Verwaltung will", sagt Haller. Der SPD-Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende im Kreistag kennt die Stärken und Schwächen des Landkreises: Hohe Wohn- und Lebensqualität, aber auch Strukturprobleme durch Einwohnerverlust und schleichenden Abbau von Arbeitsplätzen: "Im Vergleich zu anderen Landkreisen haben wir erhebliche Defizite."
Mit ein Grund dafür sei gewiss die schlechte Verkehrsanbindung: "Da wird seit vielen Jahren nur herumgeredet." Bei der Regionalstadtbahn sei die Zollernalb nicht in Modul 1, obwohl ursprünglich gesagt worden sei, dass dieses nur mit der Zollernbahn kommen dürfe: "Jetzt sind Reutlingen und Tübingen am Zug, die Alb nicht. Das ist ärgerlich." Zur Verbesserung der Verkehrssituation müsse man in Kontakt bleiben mit Bund und Land: "Das ist Knochenarbeit."
Manch eine gute Idee der SPD, die zunächst mehrheitlich abgelehnt werde, komme schließlich doch zum Tragen, "obwohl wir nicht die größte Gruppe im Kreistag sind": Als die CDU seinerzeit eine Privatisierung des Zollernalb-Klinikums gefordert hatte, habe die SPD eine kreiseigene gemeinnützige GmbH vorgeschlagen: "Anfangs war es ganz knapp, jetzt stehen alle dahinter." Auch bei der Abschaffung der Jagdsteuer seien die anderen Fraktionen am Ende dem SPD-Vorschlag gefolgt. Freilich gebe es auch Ideen, die nicht zum Tragen kommen, "aber wir bleiben bei unserer Überzeugung".
Ein großes Thema ist die nie dagewesene Verschuldung: "Dass wir ab 2015/2016 runterkommen, ist eine Illusion", befürchtet Haller. Der Funktionsanbau am Albstädter Krankenhaus komme zwingend, "es ist der Einstieg in eine bisher nicht gekannte Schuldenpolitik".
Für Jenny Dvorak, gebürtige Mannheimerin, Wahl-Albstädterin und Nummer zwei auf der SPD-Kandidatenliste für den Kreistag, steht fest: "Die Einwohner, die man hat, muss man halten, und man muss für Neuzuzüge sorgen." Dazu gelte es herauszufinden, was die Menschen brauchen, die hier leben: "Die Politik muss sich mehr an den Einwohnern ausrichten, die Infrastruktur muss passen, Kindergärten, Schulen." Da seien nicht zuletzt auch die öffentlichen Arbeitgeber gefragt. Infrastruktur fehle: Dass man vielerorts ohne Auto "nichts organisiert bekommt", sei ein großes Manko.
Der Balinger Alexander Maute, Kreisvorsitzender der SPD Zollernalb, wünscht sich eine "starke SPD-Fraktion im Kreistag". In der "heißen Phase" vor der Wahl werde aber – anders als bei anderen Fraktionen – nicht "bei Knopfdruck" auf Wahlkampf geschaltet: "Wir stellen Kandidaten und Themen vor, aber wir bleiben auch über den Wahlkampf hinaus dran", sagt er. Klinik, Regionalstadtbahn und Schulen würden weiterhin wichtige Aufgaben sein – auch nach dem Wahlkampf. "Wir sagen nicht, dass wir etwas tun wollen, sondern wir tun es."
Die Kreis-SPD habe gute, darunter viele junge Kandidaten, trete in jedem Wahlbezirk mit kompletten Listen an, auch in "schwierigen Flecken". Als Regierungspartei hoffe man, einiges "im positiven Sinn bewegen zu können für die Kommunen, als Sprachrohr zu Bund und Land". Anders als andere wolle man nicht "große Namen in den Kreis holen, um im Wahlkampf Stimmen einzufangen". Man setze vielmehr auf Haustürgespräche, Infostände, Kontakt mit den Menschen: "Das ist unser Selbstverständnis." Haller verweist in dem Zusammenhang auf die "Kontinuität von Vertrauen und Verlässlichkeit": Anders als andere Parteien habe man noch nie "Abgeordnete auf die Liste gesetzt, um Stimmen zu bekommen, und danach treten die Abgeordneten wieder aus".