Die Zukunft des Zollernalb-Klinikums und der Krankenhauslandschaft im Kreis steht in den nächsten Wochen wieder verstärkt im Fokus. Foto: Maier

Krankenhausdebatte: Kreistag stellt weitere Weichen / Wohl Kampfabstimmung um Standort / Bau in einem Rutsch ab 2023?

Zollernalbkreis - Die nächsten Schritte hin zu einem Zentralklinikum im Zollernalbkreis stehen unmittelbar bevor. Beim Blick auf die Standortfrage wird es eine politische Entscheidung geben – zwischen Albstadt und Balingen einerseits und Bisingen andererseits. Zudem liegt eine aktualisierte Kostenschätzung vor – die Rede ist nun von annähernd 200 Millionen Euro.

Der Kreistag beschäftigt sich in der Situng am Montag, 23. Oktober (18 Uhr, Festhalle Ebingen), erneut mit dem für die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung in der Region entscheidenden Thema. Nach der Sondersitzung zu Beginn des Jahres in Geislingen, in der das Großvorhaben grundsätzlich aufs Gleis gesetzt worden war, stehen die nächsten Entscheidungen an.

Antrag ans Land wegen Zuschuss soll nun formuliert werden

So soll das Kreisgremium die Landkreisverwaltung nun formal damit beauftragen, die Grundlagen für einen Zuschussantrag an den Landeskrankenhausausschuss zu erarbeiten. Das Sozialministerium hat mittlerweile auch schriftlich bekräftigt, dass es den Neubau eines Zentralklinikums unterstützen würde. Wie hoch ein Zuschuss ausfallen und wann dieser gewährt werden könnte, steht indes noch nicht fest. Entscheidend dafür, wann Geld fließt, ist das Datum des Poststempels – ein frühzeitiger Antrag brächte somit langfristige Planungssicherheit. Zu Beginn des nächsten Jahres soll der Antrag aus dem Zollernalbkreis fertig sein.

Ebenfalls auf der Tagesordnung, wenn auch noch nicht zur Entscheidung, steht die Standortfrage: Wie berichtet, haben sich die Städte Albstadt und Balingen gemeinsam mit dem Gebiet Firstäcker zwischen Dürrwangen und Laufen an der Bundesstraße 463 sowie außerdem Bisingen mit dem Areal Bisingen-Nord an der Bundesstraße 27 beworben. Beide Standorte sind nach Darstellung der Landkreisverwaltung gleichermaßen für den Bau und den Betrieb eines Krankenhauses geeignet. Eine "anhand sachlicher und fachlicher Kriterien abschließende Empfehlung", welcher Standort zum Zug kommen soll, sei nicht möglich.

Deswegen müssen nun "die bisher vom Verfahren unberücksichtigten kommunalpolitischen Gesichtspunkte" den Ausschlag geben – mit anderen Worten: Die Mehrheit im Kreistag muss entscheiden, ob ein neues Zentralklinikum zwischen Albstadt und Balingen oder in Bisingen gebaut werden soll. Es wird also aller Voraussicht nach zu einer munteren Diskussion kommen, wenn nicht sogar zu einem bösen Hauen und Stechen. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass Albstadt und Balingen die mit Abstand größten Anteile der Kreisumlage aufbringen – und entsprechend darauf pochen werden, dass das neue Klinikum, das sie gemeinsam zu mehr als 40 Prozent finanzieren werden, auf ihren Gemarkungen liegen soll.

Wie auch immer: Die Entscheidung muss zügig getroffen werden, weil in dem Antrag ans Land, der Anfang 2018 gestellt werden soll, der künftige Standort benannt sein muss.

Neue Kostenschätzung liegt vor: 196 Millionen Euro – vielleicht mehr

Derweil hat die Landkreisverwaltung die Kostenprognose für den reinen Neubau auf der grünen Wiese, der vom Tübinger Büro Teamplan auf rund 173 Millionen Euro geschätzt worden war, in Zusammenarbeit mit einem zusätzlichen Büro weiter verfeinert. Ergebnis: Für ein Zentralklinikum, das in einem Rutsch zwischen den Jahren 2023 und 2027 erstellt würde, müssten, Stand heute, rund 196 Millionen Euro in die Hand genommen werden.

Und auch damit muss noch lange nicht Schluss sein: Weitere "Module" – genannt sind etwa ein Ärztehaus, eine Apotheke, ein Personalwohnheim, eine Krankenpflegeschule und ein Kindergarten sowie eine Hochgarage – mit einem Volumen von rund 30 Millionen Euro sind denkbar und auch wahrscheinlich.

Das dürfte Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die das Großvorhaben schon heute als Fass ohne Boden bezeichnen. Zumal bei der Inbetriebnahme des neuen Klinikums im Jahr 2028 wohl noch satte Rückzahlungen in Höhe von rund 12,4 Millionen Euro ans Land fällig werden; dabei handelt es sich um Fördermittel, mit denen das Balinger und das Albstädter Krankenhaus in den vergangenen Jahren auf Vordermann gebracht worden waren.

Stichwort Ertüchtigung: Am derzeitigen Krankenhausstandort Albstadt sind in den nächsten Jahren – unabhängig von der Entscheidung Zentralklinikum – millionenschwere, vom Landkreis allein zu tragende Investitionen notwendig. Der dickste Brocken: die Herstellung einer Zentralen Notaufnahme für geschätzt rund 6,2 Millionen Euro. Diese neue Notaufnahme ist nach Darstellung der Klinik-Geschäftsführung aufgrund der zu erwartenden neuen Struktur- und Qualitätskriterien unumgänglich. Kurz gesagt besteht die Gefahr, dass das Krankenhaus in Ebingen nicht mehr für die klinische Notfallversorgung anerkannt wird – und damit die dort erbrachten Notfallleistungen nicht mehr vergüet werden.