Am Standort Balingen sind die Strukturvoraussetzungen für den Erhalt der Notaufnahme gegeben. Foto: Maier

Zollernalb-Klinikum erfüllt Voraussetzungen nur in Balingen. Albstadt wird für sechs bis neun Millionen nachgerüstet.

Zollernalbkreis - Kontrovers diskutiert wird über die geplante Schließung von 650 bis 700 Notaufnahmen an deutschen Krankenhäusern. Am Zollernalb-Klinikum sieht man dem gelassen entgegen: Am Standort Balingen sind die Strukturvoraussetzungen für den Erhalt gegeben, in Albstadt wird nachgerüstet.

Klinik-Geschäftsführer Gerhard Hinger verweist auf die Neuordnung der Notfallversorgung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss: Voraussetzungen dafür, dass eine Notfallversorgung an einem Klinik-Standort weiterhin existiert, sind das Vorhandensein einer Fachabteilung für Chirurgie/Unfallchirurgie und Innere Medizin, ein strukturiertes System zur Priorisierung der Behandlung, die Betreuung durch einen Facharzt innerhalb von maximal 30 Minuten, eine Intensivstation mit mindestens sechs Betten, davon mindestens drei zur Versorgung beatmeter Patienten, ein Schockraum, ein 24 Stunden verfügbares CT und die Möglichkeit zur Weiterverlegung auf dem Luftweg.

Wichtigstes Kriterium ist eine "fachlich unabhängige, abgrenzbare und organisatorisch eigenständige Organisationseinheit". Mit anderen Worten, eine Zentrale Notaufnahme (ZNA). Und eine solche gibt es derzeit nur in Balingen. In Albstadt muss dringend nachgerüstet werden. Sollte das innerhalb der Übergangsfrist von drei Jahren nicht geschehen, gibt es in Albstadt für Notfallpatienten keine Vergütung mehr, und der Rettungsdienst darf das Albstädter Krankenhaus nicht mehr anfahren – auch nicht bei "zeitkritischen Fällen" wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.

"Es ist ein wichtiger Zugangsweg zum Klinikum", sagt Hinger. 65 bis 75 Prozent aller stationären Patienten kämen über die Notaufnahme ins Krankenhaus, eine Schließung der Notaufnahme in Albstadt wäre nicht nur für manche Patienten lebensbedrohlich, sie würde auch das Klinikum in seiner Existenz gefährden. Das, obwohl die Notaufnahme nicht kostendeckend arbeiten könne: "Die Notfallbehandlung ist unterfinanziert, nicht alles wird erstattet", erklärt Hinger. "Jeder Patient bedeutet für uns 90 Euro Defizit. Unterm Strich sind es zwei Millionen Euro im Jahr." Das werde jetzt nachgebessert, aber ob man dann kostendeckend arbeiten könne, sei noch unklar.

Klar ist hingegen, dass die Zentrale Notaufnahme an beiden Klinik-Standorten bleiben soll: Laut Landrat Günther-Martin Pauli, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Zollernalb Klinikum gGmbH ist, wird in Albstadt demnächst umgebaut: "Der Beschließende Bauausschuss hat getagt, wir sind in der Ausschreibungsphase, in den nächsten Wochen soll die Planung vergeben werden." Sechs bis neun Millionen Euro seien für die Einrichtung der Zentralen Notaufnahme in Albstadt veranschlagt. Man werde "sinnvoll investieren" und "keine Gefälligkeitsentscheidungen treffen", versichert der Landrat: "Die Beschlüsse sind gefasst, die Mittel stehen bereit, wir werden voraussichtlich eine Punktlandung hinlegen. Wir sehen das Klinikum als Dienstleister, es soll ein Bürgerkrankenhaus bleiben."

"Schön, dass uns der Landkreis da nicht allein lässt", sagt der Ärztliche Direktor Michael Bitzer. Der Aufbau einer ZNA in Albstadt werde von Vorteil sein, wenn das Zentralklinikum gebaut werde: "Dann haben wir die Strukturen schon."

Insgesamt sei das Zollernalb-Klinikum gut aufgestellt, findet Gerhard Hinger: "Viele Kliniken haben mit dieser Entwicklung nicht gerechnet, wollten noch abwarten."

Auch wirtschaftlich gibt es eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren: Das Defizit betrage 4,4 Millionen, 1,5 Millionen weniger als im Jahr davor. Einerseits sei der Landesbasisfallwert 2017 besser gewesen, andererseits seien Gelder für Investitionen eingeplant gewesen, die man nicht gebraucht habe. Nicht zu vergessen: Im vergangenen Jahr wurden im Zollernalb-Klinikum 800 Patienten mehr behandelt als im Jahr davor. "Wir sind bei weitem noch nicht am Ende, aber wir sind auf einem guten Weg", sagt Hinger.