Vorstellung des Medizinkonzepts in familiärem Rahmen: Landrat Günther-Martin Pauli spricht in der Schömberger Zehntscheuer vor einer Handvoll Zuhörer. Foto: Ungureanu

Informationsveranstaltung zum Medizinkonzept lockt nur Wenige in die Zehntscheuer nach Schömberg.

Zollernalbkreis - Die Informationen sind die gleichen, die Zuhörer werden weniger: Am Mittwoch haben Kreisverwaltung, Zollernalb-Klinikum und Büro Teamplan in der Schömberger Zehntscheuer über das Medizinkonzept für den Zollernalbkreis informiert – vor gerade mal 16 Interessierten.

Was Landrat Günther-Martin Pauli, der Ärztliche Direktor des Klinikums, Michael Bitzer, sowie Ivo Koch vom Tübinger Planungsbüro erzählten, war nicht neu. Die Aussage: Ein Zentralklinikum auf der "grünen Wiese" wäre zwar mit geschätzten 106 Millionen Euro ein gewaltiger Brocken, jedoch die einzige Variante, wolle man in Zukunft den "Sprung über die Nulllinie" vielleicht schaffen. Mit Betonung auf "Vielleicht". Anders gesagt, wäre es die einzige Möglichkeit, das Klinikum in 20 oder 30 Jahren noch rentabel zu betreiben und irgendwann schwarze Zahlen schreiben.

Michael Bitzer sprach von einer "Chance für den Kreis, eine gute Struktur zu erarbeiten". Mittel- und langfristig könne nur ein Zentralklinikum die stationäre Versorgung auf der Zollernalb gewährleisten. Er verwies auf das neue Krankenhausstrukturgesetz, das auch Qualität und Mindestmengen vorsehe. Beispielsweise müssten mindestens 100 Darmkrebspatienten im Jahr operiert werden, um das Darmzentrum erhalten zu können: "Es ist ein bewusstes Druckmittel, um kleine Strukturen abzuschaffen." Eine optimale interdisziplinäre Vernetzung sei nötig, und die sei nur in einem Zentralklinikum möglich. Aber auch alltägliche, praktische Gründe würden dafür sprechen, die Häuser aus Albstadt und Balingen in einem Zentralklinikum zusammenzuführen. Dann hätte man beispielsweise nur eine Intensivstation, einen Pförtner und eine Notaufnahme, dafür aber gleich vier Notärzte: im Zentralklinikum, in Albstadt, Balingen und Hechingen. Das Zwei-Häuser-Modell würde den Fortbestand des Klinikums gefährden. Irgendwann hätte man nur noch eine Grundversorgung.

90 Prozent der niedergelassenen Ärzte seien für die Zentralisierung, fügte Dezernent Christoph Heneka hinzu: "Derzeit kommt es vor, dass sie gar nicht mehr wissen, wo ihr Patient eigentlich liegt." In Balingen könne man zwar für 450 Betten ausbauen, aber damit wäre Schluss. Der Bau auf der grünen Wiese würde hingegen Perspektiven eröffnen, "die wir heute noch gar nicht kennen, die unsere Kinder aber vielleicht irgendwann brauchen".

Fragen kamen von den Zuhörern: Warum nicht schon vor zehn Jahren das Zentralklinikum? Ob man daran denke, auch die Infrastruktur, also die Verkehrsanbindung zu verbessern? Sogar der Taxifahrer habe Schwierigkeiten gehabt, das Ebinger Krankenhaus zu finden...

Pauli erinnetre daran, dass seinerzeit nur 16 von 60 Kreisräten für ein Zentralklimnikum gestimmt hätten. Finanziell werde es schwierig, aber der Landkreis stehe zu seinem Klinikum, Privatisierung sei – anders als im Nachbarkreis Rottweil, wo der Kreistag sich sich nicht getraut habe, ein Krankenhaus zu schließen und lieber an Helios verkauft habe – kein Thema: "Die medizinische Versorgung ist eine Grundversorgung wie das Trinkwasser", sagte Pauli. "Sie ist lebensnotwendig, und dafür nehmen wir auch Geld in die Hand. Das Zollernalb-Klinikum ist ein Bürgerkrankenhaus, wir stehen dazu."