Für die Kulturwoche des Vereins CSD Zollernalb sind Künstler gebucht, aber die Veranstalter sind verschwunden.

Zollernalbkreis - Eigentlich schade: Die Regenbogenfahne sollte über dem Landkreis wehen. Aber die Kulturwoche des Vereins CSD Zollernalb ist wohl geplatzt. Die Veranstalter, das Ehepaar Stefan und Manuel Schrödl aus Tailfingen, haben sich kurz vor knapp aus dem Staub gemacht.

Für die Kulturwoche waren namhafte Künstler angekündigt und zum Teil auch schon gebucht. "Fünf unterschriebene Verträge haben wir, aber seit einer Woche kann ich die Herren Schrödl nicht mehr erreichen", sagt Marita Peters von der Braunschweiger Agentur World Concerts. Unter anderem nennt sie Ross Antony, Big Soul, Lucy von "No Angels" und Culture Beat.

"Vor vier Wochen hat mich Herr Schrödl noch auf Trab gehalten, ich sollte Statements der Künstler für das ›CSD Zollernalb Magazin 2014‹ liefern." Das Kürzel CSD steht für "Christopher Street Day", den Feiertag für Schwule und Lesben, Bisexuelle und Transgender, der an den Aufstand sexueller Minderheiten gegen Polizeiwillkür 1969 in der New Yorker Christopher Street erinnert – Symbol dafür ist die Regenbogenfahne. Das gedruckte CSD-Magazin – 60 000 Stück sollten im Zollernalbkreis, jeweils 10 000 in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Rottweil, Sigmaringen und Freudenstadt unters Volk gebracht werden – habe sie nie zu Gesicht bekommen, so Peters. Mehr noch: Seit erste Zahlungen fällig wurden, sind die Veranstalter nicht mehr zu erreichen, die Vereins-Homepage existiert nicht mehr, auf Mails wird nicht geantwortet, der letzte Facebook-Eintrag des Vereins stammt vom 1. April. Ein Zufall oder der Hinweis auf einen missratenen Aprilscherz?

Fakt ist: Am Telefon kommt das Besetztzeichen, oder man wird weggedrückt. Einmal habe es aber doch fast geklappt, sagt Marita Peters: "Ich habe vom Handy angerufen, die Nummer hat er nicht gekannt und ist rangegangen. Er hat behauptet, er sei beim Zahnarzt und würde gleich zurückrufen." Das war vor einigen Tagen, seither ist ihre Nummer auf seinem Handy gesperrt.

Ein finanzieller Schaden? Selbstverständlich habe die Agentur einen Schaden, zudem die Künstler, die ja die betreffenden Termine in ihrem Kalender freigehalten hätten. Nicht zu vergessen die Sponsoren, die angeschrieben worden seien und die jetzt wohl das Nachsehen haben.

"Sponsorenpakete" wurden unter dem Logo des Vereins CSD Zollernalb zu Preisen von 500 bis 7500 Euro angeboten (ein solches Angebot liegt unserer Redaktion vor). Dabei hatten die "Sponsoren" die Möglichkeit, ihr Firmenlogo auf Flyern und Plakaten, auf VIP-Pässen und Eintrittskarten abdrucken zu lassen, in "allen Medien" oder sogar bei den Events genannt zu werden. Auch Freikarten für die Gala und die anderen Veranstaltungen der Woche wurden versprochen. Pustekuchen: Das alles gibt’s jetzt nicht mehr. Ob Sponsoren über den Tisch gezogen wurden und welche genau das sind, war gestern nicht mehr zu eruieren. Allerdings fällt einem dabei noch eine andere Geschichte ein: die Abi-Zeitung, die der Abschlussjahrgang des Gymnasiums Meßstetten bei der Firma "Manuel Schrödl und Stefan Schrödl Event- und Werbedienstleistungen" bestellt und nie zu Gesicht bekommen hat. Mit dem bereits bezahlten Vorschuss der Schüler, wurde danach gemunkelt, hätten Schrödls ihre Flitterwochen in Barcelona finanziert.

Manche hoffen doch noch auf die Kulturwoche: So geht man im Schloss Haigerloch davon aus, dass es am Abend des 27. Juni eine festliche Eröffnungsveranstaltung geben wird – unter anderem mit Dolly Buster, Michelle, Kelly Hilton, Wommy Wonder und Lucy von "No Angels". Mit den Veranstaltern sei man "in Kontakt", hieß es. Im Ebinger Tropi, wo für den 5. Juli das Finale im "Gay Model Schwäbische Alb 2014"-Contest angekündigt war, findet sich im Terminkalender der Diskothek kein Eintrag dazu.

Das Ehepaar sei weggezogen, teilt die Großmutter von Stefan Schrödl telefonisch mit. Wohin, wisse sie nicht. Sie habe keinen Kontakt zu den beiden. Marita Peters ihrerseits will einen Rechtsanwalt einschalten und Anzeige erstatten – wegen Betrugs.