Ein Mann starb, ein weiterer wurde bei dem Unfall Mitte Februar 2014 zwischen Geislingen und Erlaheim schwer verletzt. Insgesamt sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen im Zollernalbkreis neun Personen tödlich verletzt worden. Foto: Archiv: Schnurr

Elf Biker verunglücken im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen 2014 tödlich. Gesamtzahl der Unfälle sinkt - auch im Zollernalbkreis.

Zollernalbkreis - Weniger Unfälle, weniger Verletzte: Der Verkehrsbericht 2014 der Polizei im Präsidiumsbereich Tuttlingen macht Hoffnung. Wäre da nicht die steigende Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer.

Eigentlich sind die drei Männer in Blau zufrieden: "Wir haben fast nur gute Nachrichten", erklärt Polizeipräsident Ulrich Schwarz, als er am Montag mit zwei Kollegen den Jahresbericht Verkehr 2014 im Tuttlinger Präsidium vorstellt. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Unfälle im Präsidiumsbereich, der die Landkreise Zollernalb, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Freudenstadt und Tuttlingen umfasst. 17 048 Mal krachte es, 2013 waren es noch 17 341 Mal gewesen. Das bedeutet eine Abnahme von 1,5 Prozent. Lediglich im Kreis Rottweil stieg die Zahl: Dort gab es mehr Unfälle, nämlich 2863 (2013: 2796).

Darüber hinaus ist im Präsidiumsbereich, gesamt betrachtet, die Zahl der verunglückten Personen gesunken: Von 2927 im Jahr 2013 auf 2855 im vergangenen Jahr. Davon waren 687 schwer verletzt (2013: 739). Dafür verloren wieder mehr Verkehrsteilnehmer bei einem Unfall ihr Leben: 2014 waren es 48 (2013: 35), 27 davon in einem Auto. Die rote Laterne trägt in diesem Fall der Schwarzwald-Baar-Kreis: Dort starben 15 Menschen.

Bei immer mehr Todesopfern handelt es sich um Motorradfahrer. Sie werden zum Sorgenkind der Ordnungshüter. Elf Motorradfahrer verunglückten voriges Jahr tödlich, 2013 waren es noch fünf gewesen. "Da zeichnet sich etwas ab, dem wir entgegenwirken wollen", erklärte Ulrich Schwarz. Außerdem ist auffallend, dass neun der Todesopfer bei selbst verschuldeten Unfällen ums Leben kamen, die meisten von ihnen waren 40 Jahre und älter.

Sie scheinen die neue Problemgruppe zu sein: Viele, so schildert es der Polizeipräsident, steigen nach Jahren Pause wieder aufs Motorrad. Die Übung fehlt, die Maschinen sind viel größer als früher. Viele würden schlicht bei zu hoher Geschwindigkeit aus der Kurve getragen. "Mit Verkehrsüberwachung allein werden wir das nicht in Griff bekommen", erklärt Manfred Schwanz, Leiter des Sachbereichs Verkehr. Er und seine Kollegen appellieren an die Biker, erst einmal auf den Verkehrsübungsplatz zu gehen.

Einen Unfallschwerpunkt kann die Polizei nicht ausmachen, deshalb rechnet sie auch nicht damit, dass Streckensperrungen ein Allheilmittel sind. Ein Beispiel dafür ist die Lochenstraße bei Balingen: Sie ist samstags und sonntags bereits für Motorradfahrer dicht – zu den meisten Unfällen kommt es an sonnigen Wochenende zwischen 11 und 17 Uhr, vor allem zu Beginn der Saison. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahme: Voriges Jahr kam dort wieder ein Motorradfahrer ums Leben – eben unter der Woche. Dafür verlor im Kreis Freudenstadt 2014 kein einziger Biker sein Leben. Das ist eine gute Nachricht, aber selbst für die Experten erstaunlich: Schließlich sind auf der B 500 viele Zweiräder unterwegs.

Weniger erfreulich ist die Erkenntnis, dass sowohl die Zahl der getöteten Radfahrer (vier statt null 2013) als auch die der Fußgänger (von drei auf fünf) angestiegen ist.

Positiv fällt der Polizei unterdessen auf, dass die Zahl der Unfälle, in die junge Fahrer (18 bis 24 Jahre) verwickelt sind, zurückgeht. Die Ordnungshüter gehen davon aus, dass "umfassende Präventionsmaßnahmen" und eine "wirkungsvolle Verkehrsüberwachung" eine wichtige Rolle dabei spielen. Übrigens beobachtet die Polizei auch bei den Unfallursachen eine Verbesserung: So ist die Geschwindigkeit nur noch in 817 Fällen verantwortlich dafür gewesen, dass es gekracht hat (2013: 1002). Gesondert behandelt wird in der Statistik die A 81 – 84,5 Kilometer fallen in den Präsidiumsbereich. Dort krachte es voriges Jahr 620 Mal (2013: 628). Auch die Zahl der verunglückten Personen sank um zehn auf 77.

Info: Weniger Unfälle

Im Zollernalbkreis hat es 2014 3627 Verkehrsunfälle gegeben, mithin 31 weniger als im Vorjahr (3658). Auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ging von 517 auf 478 zurück. So wurden insgesamt 640 Verunglückte gezählt. Die Zahl der Todesopfer blieb mit neun gegenüber dem Vorjahr gleich; um zehn Prozent liegt deren Zahl unter dem Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre und um 3,6 Prozent unter der Entwicklung im Bezirk des Tuttlinger Präsidiums. 2014 gab es im Kreis 172 Schwerverletzte und 459 Leichtverletzte. Auch deren Zahlen gingen leicht zurück. Als wesentliche Unfallursachen nennt die Polizei überhöhte Geschwindigkeit (210 Mal), zu geringer Abstand (121), Überholen (79), Missachtung der Vorfahrt (454) sowie Abbiegen, Rückwärtsfahren und Wenden (528 Mal). 90 Unfälle sind unter Alkoholeinfluss passiert, bei drei Unfällen waren Drogen im Spiel. 76. Leicht angestiegen ist die Zahl der Unfallfluchten mit 785 (768 im Vorjahr).