Gerade kleine Unternehmen und Ladengeschäfte leiden unter dem Lockdown. Foto: Büttner

Präsident Christian O. Erbe plädiert für einen Stufenplan zu Öffnungen nach dem Lockdown.

Zollernalbkreis/Reutlingen - Der Einpersonen- und Kleinunternehmerausschuss der IHK sorgt sich um die Zukunft der Kleinbetriebe und Soloselbstständigen in der Region.

"Viele Unternehmen wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll, weil die verlässliche Öffnungsperspektive fehlt", sagt der Ausschussvorsitzende Bert Bormann. Er hält die pauschale Fortsetzung der Betriebsschließungen in Handel, Gast- und Dienstleistungsgewerbe für nicht weiter vermittelbar.

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"Es geht jetzt endgültig um die Existenz"

In der Region gibt es nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Reutlingen knapp 20.000 Klein- und Kleinstunternehmen. "Es geht jetzt endgültig um die Existenz", so Bormann, und er fordert eine Gleichbehandlung der Wirtschaft: "Kleine Händler sind oft Spezialisten und müssen schließen. Große haben breite Sortimente und dürfen verkaufen. Das ist von der Politik nicht gut und nicht gerecht geregelt."

Weder ein Dauer-Lockdown noch kurz andauernde Lockerungen seien eine Lösung, sagt Bormann: "Das Schaukelspiel, das ständige Auf und Zu ist keine gute Aussicht."

IHK-Präsident Christian O. Erbe unterstützt die Forderungen und mahnt, dass es bei der nächsten Konferenz der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten um sinnvolle Lockerungen gehen müsse: "Wir brauchen endlich einen Plan und einen Ablauf, ab wann Unternehmen unter welchen Bedingungen wieder öffnen dürfen." Erbe plädiert für einen Stufenplan: "Mit den derzeit sinkenden Inzidenzen müssen sich die Türen nach und nach wieder öffnen dürfen und das über alle Branchen. Die geltenden Schließungen sind mir schon lange zu schwarz-weiß."

Hygienekonzepte zu wenig gewürdigt

Aus Sicht der IHK sollten Konzepte wie Terminvergaben, auch außerhalb der Kernöffnungszeiten, die Steuerung über Einlassbeschränkungen oder eine bestimmte Kunden- oder Gästeanzahl pro Quadratmeter nun endlich in die Anwendung kommen. Zudem seien die von den Firmen schon umgesetzten Hygienekonzepte von der Politik bisher zu wenig gewürdigt worden.

"Gerade in den Zentren muss es jetzt wieder losgehen. Der Modehandel ist dringend auf den Verkauf seiner Winterware angewiesen, dazu muss auch die Gastronomie öffnen dürfen, um das Zusammenspiel der Innenstadtbetriebe zu ermöglichen", sagt Erbe.

Die IHK spricht sich außerdem dafür aus, die Testungen deutlich auszubauen. Öffnungen und Gesundheitsschutz sollten selbstverständlich Hand in Hand gehen, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp: "Zum Plan gehört auch, die Inzidenzwerte, die Auslastung in den Kliniken und das Hochfahren von Wirtschaft und öffentlichem Leben aufeinander abzustimmen. Zum Umgang mit der Pandemie gehört diese Art von Management dazu."