Das rot schraffierte Areal im Süden ist die Fläche, die auf dem Plettenberg aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgelöst wurde und auf der nach Beschluss des Regionalverbands nun der Abbau von Kalkstein möglich werden soll. Foto: Landratsamt

Versammlung entscheidet nach ausgiebiger Diskussion für Planänderung für Steinbruch auf dem Plettenberg.

Zollernalbkreis/Tübingen - Die Erweiterung des Kalksteinabbaus auf dem Plettenberg hat auch die Mitglieder der Verbandsversammlung des Regionalverbands Neckar-Alb beschäftigt. Eine Mehrheit hat der Änderung des Regionalplans und der Freigabe neuer Abbauflächen zugestimmt.

Was sie vom geplanten neuen Gesteinsabbau und dem Vorgehen der Behörden und der Firma Holcim hält, das machte eine Abordnung aus Dotternhausen mit Norbert Majer und Siegfried Rall deutlich: Vor dem Sitzungssaal des Tübinger Landratsamts und auf der Besuchertribüne zeigten sie Protestschilder.

Im Rahmen des Verfahrens zur Änderung des Regionalplans von 2013 und der Freigabe neuer Abbauflächen in den Steinbrüchen Plettenberg und Frommenhausen waren in der Anhörung insgesamt 111 Schreiben eingegangen. Die Verbandsverwaltung hatte eine detaillierte Synopse angefertigt, in der auf die eingereichten Einwendungen und Bedenken eingegangen wird.

Auch Vertreter der Naturschutzverbände kamen zu Wort und kritisierten Eingriffe in den Artenreichtum der Plettenberg-Hochfläche. Nach Ansicht der Verwaltung können diese Eingriffe durch Maßnahmen auf Ausgleichsflächen kompensiert werden, so dass einem Abbau nichts entgegenstehe. Auch das vom Naturschutzbüro Zollernalb ins Feld geführte Vorkommen der streng geschützten Heidelerche sei kein Hindernis.

Peter Seiffert, leitender Planer im Regionalverband, stellte eine von Balingen angeregte Analyse der Sichtbarkeit des Abbaus heute und 2040 vor. Daraus ergibt sich, dass die neue Abbaukante von Nordosten her nur von wenigen Punkten zu sehen ist, etwa von Frommern oder Weilstetten.

Peter Reiff (FDP) brachte den Antrag ein, die jetzt geplante Abbaufläche von 8,6 Hektar zwar zuzulassen, aber aus dem angrenzenden Vorranggebiet zur Rohstoffsicherung ein Naturschutzgebiet zu machen. Das sei nicht Gegenstand des Regionalplanänderungsverfahrens, entgegnete Verbandsdirektor Dirk Seidemann. Hubert Schiele (FWV) schloss sich hingegen dem FDP-Antrag an – "im Interesse des sozialen Friedens". Helmut Reitemann (CDU) schlug vor, mit der Firma Holcim zu verhandeln, ob ein Teil der jetzigen Kante bestehen bleiben kann.

"Für Gemeinde wichtig"

Der Kalksteinabbau sei für die Gemeinde Dotternhausen wichtig, so Bürgermeisterin Monique Adrian (FWV): Holcim biete 260 Arbeitsplätze und sei der größte Gewerbesteuerzahler. Aus ihrer Sicht sei es "nicht nachvollziehbar", heute schon das Vorranggebiet herauszunehmen. Ab 2019 müssten dann erhebliche Mengen an Kalkstein höherer Qualität per Lastwagen auf den Plettenberg gebracht, dort zerkleinert und mit der Seilbahn ins Zementwerk transportiert werden.

"Die Heidelerche hat sich nach 44 Jahren wieder angesiedelt, trotz Sprengungen und Abbau", so Adrian. "Vor zwei Jahren kam ein Antrag von Holcim, 18 Hektar freizuschaufeln", sagte Landrat Günther-Martin Pauli. Nun betrage die neue Abbaufläche 8,6 Hektar. Auch Pauli regte an, auf Holcim einzuwirken, die Hangkanten stehen zu lassen. Eine Regionalplanänderung bedeute nicht die Genehmigung für den Abbau.

Lothar Mennig (FWV) wollte hingegen ein "Gesamtpaket schnüren", sonst habe man keinen Einfluss auf Holcim. Christoph Joachim (Grüne) schlug vor, in Abwandlung des FDP-Antrags ein Verfahren nach dem Bundesnaturschutzgesetz für die Vorrangfläche mit Genehmigung einzuleiten.

"Vor sieben Jahren hat der Regionalverband einstimmig den Regionalplan beschlossen", so Verbandsvorsitzender Eugen Höschele, der sich bemühte, die Wogen zu glätten. Die jetzige Planänderung sei mit allen Trägern erarbeitet worden. Er beschwor "Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit".

"Unhaltbar" fand Höschele das, "was Verwaltung und Gutachtern teilweise unterstellt wird". Es sei "nicht schön, Amtsträgern zu unterstellen, sie hätten unredlich gehandelt".

Jeweils mit 38 zu zehn Stimmen wurden die Synopse der Stellungnahmen und die Änderung des Regionalplans wie vorgeschlagen beschlossen. Mit dem umgekehrten Stimmenverhältnis lehnte die Mehrheit den Antrag der Grünen ab.