Kreisverbände Zollernalb und Sigmaringen entscheiden sich für 45-Jährigen. Gegner seien die Grünen.
Zollernalbkreis/Stetten a. k. M. - Dass die CDU im Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen abermals Thomas Bareiß zum Kandidaten für den Deutschen Bundestag küren würde, war am Dienstagabend keine Überraschung. Bareiß machte derweil deutlich, dass 2021 ein besonderer Wahlkampf mit einem neuen Gegner anstehe.
Bareiß erhielt am Dienstagabend in der Alemannenhalle in Stetten a. k. M. einen enormen Vertrauensvorschuss und damit Rückenwind für die Bundestagswahl 2021: Von den 107 stimmberechtigten Mitgliedern erhielt er 101 Ja-Stimmen, das entspricht 94,4 Prozent. Sechs CDUler aus den Landkreisen Zollernalb und Sigmaringen sprachen sich gegen ihn aus. Dieses Ergebnis sei für ihn "Verpflichtung und Ansporn", sagte der 45-Jährige nach der Abstimmung. Zur erneuten Nominierung gratulierten als Erste Versammlungsleiter Karl-Wilhelm Röhm, Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Hechingen-Münsingen, sowie die CDU-Kreisvorsitzenden Nicole Hoffmeister-Kraut (Zollernalb) und Klaus Burger (Sigmaringen).
Bareiß ist seit 2005 der direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises, der seit 1949 fest in CDU-Hand ist. Seine persönlichen Ergebnisse waren bei allen Urnengängen besser als jene für die Partei, 2013 holte er gar 60,7 Prozent der Erststimmen. An Zweitstimmen holten die Christdemokraten zuletzt 2017 aber nur noch 38 Prozent.
Die Grünen lagen vor drei Jahren mit 11,5 Prozent zwar hinter SPD, AfD und FDP nur an fünfter Stelle – genau die Grünen aber hat Bareiß als wohl entscheidenden Gegner bei der Wahl im kommenden Jahr ausgemacht. An ihnen ließ er am Dienstagabend denn auch kein gutes Haar.
"Nicht so bürgerlich wie sie gerne tun"
Bareiß gab einen Vorgeschmack auf den kommenden Wahlkampf. Wie es scheint, bereitet er sich bereits auf seinen Grünen-Konkurrenten Johannes Kretschmann vor, den Sohn des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Mit der Wahl 2021 würden auf Bundesebene entscheidende Weichen gestellt, sagte Bareiß. Die Parteienlandschaft habe sich zuletzt stark verändert, die SPD sei keine wirkliche Volkspartei mehr. Dass die Genossen Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten gekürt haben, wertete Bareiß als "Akt der Verzweiflung". Den aktuellen Umfragen zufolge sind die Grünen zweitstärkste Kraft – sie dürften aber nicht noch stärker werden; diesem Trend müsse man etwas entgegensetzen. Etwa indem man darauf hinweise, dass die Grünen keineswegs so bürgerlich seien, wie deren Vorsitzende Annalena Baerbock und Robert Habeck gerne täten: Im Kern werde die Partei immer noch von ideologiebehafteten "Linken und Fundis" dominiert, so Bareiß. Das habe sich neulich erst gezeigt, als die Partei sich für einen Planungs- und Baustopp für Autobahnen und Bundesstraßen ausgesprochen habe. Der würde die Region empfindlich treffen, stehen doch mit dem Ausbau der Bundesstraße 27, den Umfahrungen Lautlingen, Endingen, Schömberg und Meßkirch wichtige Vorhaben an, für die man jahrelang gekämpft habe.
Auch in der Flüchtlingspolitik seien die Positionen der Grünen "weltfremd". Zu einer "Politik mit Menschenverstand" sei, sagte Bareiß, nur die CDU in der Lage.
In den vergangenen Jahren habe er als Abgeordneter sowie zuletzt auch als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium für die Region einiges erreicht: Bareiß nannte etwa die Millionenförderungen fürs schnelle Internet, die Stärkung des Bundeswehrstandorts Stetten am kalten Markt, die Zollschule in Sigmaringen, die Förderung der Hochschule Albstadt-Sigmaringen sowie die steten Bemühungen um wichtige Straßenbauvorhaben. Aktuell sei es angesichts der Corona-Krise sein Ziel, dass Strukturen nicht kaputtgehen, der Einzelhandel, etwa in den Innenstädten ebenso überlebe wie die Gastronomie.
Die Kanzlerin fällt als Zugpferd diesmal aus
Die Wahl 2021 werde für die Union auch deswegen eine besondere, weil sie erstmals nach 16 Jahren ohne Angela Merkel und damit ohne amtierende Kanzlerin antrete. Für deren Nachfolge gebe es eine "gute Auswahl", so Bareiß. Ziel müsse es für die Partei sein, gemeinsam mit der CDU wieder stärkste Kraft zu werden und damit den Kanzler zu stellen.