Setzen auf ein neues Geschäftsmodell: der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Zollernalb, Markus Schmid (rechts), und Vorstandsmitglied Claus Kimmerle. Foto: Ungureanu

Weniger Filialen, dafür mehr Online-Angebote: Sparkasse Zollernalb stellt sich auf "Internet 4.0" ein. 70 Arbeitsplätze werden abgebaut.

Zollernalbkreis - Die Zeiten ändern sich, die Bankkunden auch – und mit ihnen das Geschäftsmodell der Sparkasse Zollernalb: Elf von derzeit 49 Filialen werden geschlossen, sieben weitere durch SB-Stellen ersetzt, 70 Arbeitsplätze abgebaut. So weit die "harten Fakten". Aber die Kunden sollen weiterhin jederzeit alles überall bekommen.

Die Schließungen erfolgen nach Angaben der Sparkasse Zollernalb in zwei Tranchen: zum 18. März und zum 7. Oktober 2016.

"Wir stellen uns auf die neue Zeit ein", sagt der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Zollernalb, Markus Schmid. "Wir haben den Wandel erkannt." In einer Klausurtagung habe man eingehend über die gravierenden Veränderungen diskutiert, die gleichzeitig auch eine große Herausforderung für die nächsten Jahre seien. Der Tagung vorausgegangen war eine externe Analyse durch die Hochschule Albstadt-Sigmaringen, bei der unter anderem Kundenverhalten und Perspektiven unter die Lupe genommen wurden.

Einer der Faktoren: die demografische Entwicklung, die im Zollernalbkreis besonders stark zu spüren sein werde: "Es wird weniger Menschen geben und damit auch weniger Kunden." Ein weiterer Faktor: die nie dagewesene Regulatorik, der die Mitbewerber im Online-Bereich nicht unterstehen. Zudem spielten zunehmende Digitalisierung, Wertewandel und anhaltendes Niedrigzinsniveau eine wesentliche Rolle.

"Unsere Wettbewerber sind keine Banken", erklärt Schmid. "Es ist das Internet 4.0, unter anderem PayPal und Crowdfunding, die nicht reguliert sind." Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang gestellt habe: "Wie verändern sich unsere Kunden? Spielt die Filiale noch eine so wichtige Rolle?" Es habe sich herausgestellt, dass manche Filialen kaum noch frequentiert worden seien, weil die Geschäfte nur noch per Online-Banking abgewickelt würden.

Digitalisierung sei mehr als nur ein Megatrend, erklärt Vorstandsmitglied Claus Kimmerle: "Es ist die reale Welt." Um das zu verdeutlichen, nennt Kimmerle die durchschnittlichen Zahlen für den Zeitraum von einem Jahr: 192-mal nutzen Kunden die Sparkassen-App, 108-mal tätigen sie Überweisungen per Online-Banking, 24-mal holen sie Geld am Automaten und nur einmal pro Jahr geht der Kunde in die Geschäftsstelle.

Seit 2004 habe sich die Anzahl der Geldgeschäfte in den Geschäftsstellen um die Hälfte reduziert, laut einer Studie von ARD und ZDF würden künftig 90 Prozent aller Bankgeschäfte online laufen. Drei Viertel der Kunden würden es vorziehen, auch ihre Anlagegeschäfte online zu erledigen.

"Digitalisierung bedeutet gleichzeitig auch ein engeres Verhältnis zum Kunden", zitiert Kimmerle eine Aussage des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Georg Fahrenschon. Die Schlussfolgerung: "Die Kunden sind vernetzt, und sie fordern das Online-Angebot auch ein." 20 Prozent des Online-Handels laufe über PayPal, 28 Prozent auf Rechnung, zehn Prozent über Kreditkarten und 21 Prozent per Lastschrift: "Das zu ignorieren, wäre eine große Gefahr."

Mit dem neuen Geschäftsmodell verfolge die Sparkasse Zollernalb primär keine finanziellen Aspekte. Dennoch sei es das Ziel, durch ein Bündel an Maßnahmen bis 2020 rund 1,3 Millionen Euro an Einsparungen zu erreichen. Nur ein kleiner Teil davon komme von der Neuausrichtung der Geschäftsstellen.

"Räumliche Nähe heißt in Zukunft nicht mehr, an jedem Hauseck zu sein, sondern immer und überall erreichbar zu bleiben", versichern Schmid und Kimmerle. Künftig werde es 31 Beratungscenter im Landkreis geben, zudem 17 SB-Stellen mit Geldautomaten, sieben davon sind neu. Die Geldautomaten werde man nicht zwangsläufig dort aufstellen, wo eine Geschäftsstelle geschlossen werde, sondern vorzugsweise an frequentierten Orten, etwa an Bundesstraßen oder in der Nähe von Einkaufszentren.

Speziell für Senioren, die nicht mobil sind, gibt es ein zusätzliches Angebot: Sie können sich Bargeld nach Hause schicken lassen, und auf Wunsch wird auch eine persönliche Beratung zu Hause angeboten – getreu dem Motto "jederzeit alles überall".

Info: Schließungen

 Folgende Geschäftsstellen der Sparkasse Zollernalb werden geschlossen:

Albstadt-Heubergstraße, Balingen-Endingen, Balingen-Mozartstraße, Balingen-Ostdorf, Balingen-Zillhausen, Haigerloch-Gruol, Haigerloch-Owingen, Haigerloch-Trillfingen, Haigerloch-Weildorf, Meßstetten-Tieringen sowie Schömberg-Schörzingen.

Folgende Geschäftsstellen werden geschlossen und wenn möglich durch SB-Stellen ersetzt:

Albstadt-Stadionplatz, Balingen-Engstlatt, Dotternhausen, Grosselfingen, Haigerloch-Stetten, Hechingen-Carl-Bauer-Weg sowie Obernheim.

Zusätzliche SB-Automaten sollen an perspektivisch sinnvollen Standorten aufgestellt werden. Voraussetzung dafür: mindestens 30.000 Auszahlungsposten im Jahr.