Lange Suche – bisher ohne Erfolg: Eine allein Erziehende braucht dringend eine Wohnung im Kreis. Auf dem Wohnungsmarkt geht es eng zu, wie sie erfahren musste. Foto: Visel

Alleinerziehende mit drei Kindern ist verzweifelt: Kündigung erhalten. "Familie will niemand haben".

Zollernalbkreis - Die allein erziehende Frau ist verzweifelt. Ihre Wohnung ist gekündigt, im Herbst muss sie ausziehen. Seit vielen Monaten sucht sie für sich und ihre drei Kinder eine neue Unterkunft im Zollernalbkreis – bislang ohne Erfolg."Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagt die Frau. "Es gibt viele freie Wohnungen, aber die sind für mich entweder viel zu teuer, oder aber sie werden an Alleinerziehende nicht vermietet." Dabei hat die Frau eine feste Arbeitsstelle. Zwei ihrer Kinder im Alter von 16 und 15 Jahren gehen noch in die Schule, einer der Jugendlichen absolviert eine Ausbildung.

Eigentlich, denkt man, sollte es kein Problem sein, im Zollernalbkreis eine Vier- oder Fünfzimmer-Wohnung zu finden, die (warm) nicht viel mehr als 800 Euro im Monat kosten soll. Denn die Frau, die bei einer Großbäckerei arbeitet, ist flexibel und hat schon Wohnungen im gesamten Kreis gesucht. "Aber die Vermieter können sich ihre Mieter ja aussuchen. Und Alleinerziehende, vor allem mit drei Jugendlichen, haben da überhaupt keine Chance", klagt sie ihr Leid.

Und das Problem drängt. Bislang wohnt die Familie in einer großen Kreisgemeinde. Das Haus wird abgerissen, spätestens im September muss die Familie ausziehen. Die Kündigung liegt bereits vor. Die alleinerziehende Mutter würde gerne in der Gemeinde bleiben, weil eines ihrer Kinder dort in die Schule geht und demnächst den Abschluss machen wird. "Aber wir würden auch in eine andere Gemeinde innerhalb des Kreises umziehen, wenn gewährleistet ist, dass die Schule mit dem ÖPNV zu erreichen ist."

Seit vielen Monaten, sagt die Frau, suche sie schon nach einer neuen Wohnung oder nach einem älteren Häuschen, das sie mieten könne. Fehlanzeige: "Es ist einfach nichts zu bekommen, obwohl es zahlreiche leerstehende Wohnungen und Häuser gibt."

Aber viele Vermieter wollten nicht vermieten, schon gar nicht an eine vierköpfige Familie, in der auch noch der Mann fehle. Auch der Gang zum Makler habe bisher nicht geholfen. Elke Müller, Abteilungsleiterin Vermietung bei der Balinger Wohnbaugenossenschaft, weiß, dass es auf dem Wohnungmarkt eng zugeht – vor allem im Balingen sei es schwer, eine günstige Wohnung zu finden.

So verfügt die Wohnbaugenossenschaft zwar über Drei- und Vierzimmer-Wohnungen mit 70 bis 90 Quadratmetern, die auch vom Preis her interessant sind, jedoch: "Frei ist im Moment aber nichts", betont Müller. So müssten Interessenten sich einfach melden und auf die Warteliste setzen lassen. Dann sei Geduld und manchmal auch etwas Glück nötig, um schnell die passende Wohnung zu finden.

"Dass Alleinerziehende mit Kindern Wohnungen suchen, ist für uns Alltag", betont Müller. Man schaue dann im Einzelfall, welche Wohnung für den Interessenten passt: "Das muss halt auch vom Geld her stimmen."

Die Probleme auf dem Wohnungsmarkt im Zollernalbkreis kennt auch Eberhard Wiget, Sozialdezernent im Balinger Landratsamt. Seine Behörde stehe allerdings vor allem im Kontakt mit Hartz-IV-Empfängern, von denen ein Großteil alleinerziehend sei.

So gibt es laut Wiget im Kreis aktuell 3500 Bedarfsgemeinschaften, also Eltern mit Kindern, die Hartz IV erhalten; davon sind 800 Alleinerziehende und davon wieder ein Großteil Frauen. Hätten es Alleinerziehende an sich schon relativ schwer, passenden Wohnraum zu finden, sei es für Hartz-IV-Empfänger noch schwieriger.

"Das Problem ist, dass viele Vermieter es einfach ablehnen, an solche Leute zu vermieten", weiß Wiget, "obwohl sie die Miete, wenn sie wollen, direkt vom Amt erhalten können."

Im Fall der berufstätigen, alleinerziehenden Mutter mit ihren drei Kindern rät Wiget, sich zunächst an die beiden Wohnbaugenossenschaften im Kreis in Balingen und Hechingen zu wenden, "die einfach auch den sozialen Aspekt noch etwas stärker berücksichtigen".