"Geschlossene Gesellschaft" - das galt lange Zeit bei Veranstaltungen der AfD im Zollernalbkreis, wie etwa im Juni 2017, als die Partei im Ebinger Brauhaus ihren Bundestagskandidaten nominierte. Mittlerweile aber dringen – gemäß dem Motto "Freund, Feind, Parteifreund" immer mehr Internas nach außen. Foto: Maier

Kreissprecher erheben Vorwürfe gegen ausgetretene Kreistagsmitglieder und Landtagsabgeordneten.

Zollernalbkreis - Die innerparteiliche Schlammschlacht bei der AfD im Zollernalbkreis geht unvermindert weiter. Nachdem unlängst die drei Kreisräte Stefan Buck, Jürgen Schiller und Armin Schweitzer ihren Austritt aus der Partei bekanntgegeben haben und auch Stefan Herre, Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Balingen, der Partei den Rücken kehrte, melden sich nun die Kreissprecher Peter Rebstock und Hans-Peter Hörner ihrerseits mit Vorwürfen zu Wort.

Die Stellungnahmen von Buck, Herre, Schiller und Armin Schweitzer habe man demnach "mit Befremden" zur Kenntnis genommen, erklären Rebstock und Hörner. "Wir stellen fest, dass keiner der ausgetretenen Kreisräte intern Kritik an der politischen Ausrichtung des Kreisverbands geübt hatte. Diese Kritik erfolgte ausschließlich über die Medien. Eine Vorgehensweise also, die für sich spricht."

Hörner und Rebstock weisen den Vorwurf des "Rechtsrucks" als substanzlos zurück. Die bisher von der AfD Zollernalb zu Veranstaltungen geladenen Referenten - zuletzt war der Brandenburger Rechtsaußen Andreas Kalbitz in Albstadt zu Gast - bildeten "die gesamte Bandbreite unserer Partei" ab. Der angebliche Rechtsruck sei ein Vorwand, "um die wahren Bewegründe für das Ausscheiden aus unserer Partei zu verschleiern", so Hörner und Rebstock. Deutlich werde das etwa daran, dass Stefan Buck mehrfach den Wunsch geäußert habe, Wolfgang Gedeon als Vortragsgast einzuladen - gegen Gedeon läuft in der AfD ein Ausschlussverfahren wegen dessen antisemitischen Äußerungen.

Funktionäre bezeichnen Vorwurf eines Rechtsrucks als "absurd"

Kritik äußern Hörner und Rebstock auch am Landtagsabgeordneten Stefan Herre: Dieser habe seinen Kreisverband seit der Wahl 2016 vernachlässigt. Die monatlichen Versammlungen habe er kaum besucht. Mitglieder, die seit zwei Jahren regelmäßig die parteiinternen Versammlungen besuchten, hätten Herre noch nie zu Gesicht bekommen. Sogar bei Jahreshauptversammlungen habe der Landtagsabgeordnete unentschuldigt gefehlt. "Entsprechend gering waren seine Chancen", so Hörner und Rebstock, "erneut als Landtagskandidat nominiert zu werden."

Um dies zu ändern, sei versucht worden, durch Massenaufnahmen von Mitgliedern kurz vor den anstehenden Wahlen die Mehrheitsverhältnisse innerhalb des Kreisverbands zu ändern. Dies sei gescheitert, nicht zuletzt deshalb, weil eine gefälschte Mail bei den Mitgliedern bekannt geworden sei.

Herre, Buck, Schiller und Schweitzer hätten bei der kürzlich stattgefundenen Jahreshauptversammlung der AfD Zollernalb Gelegenheit gehabt, ihre Anliegen den Mitgliedern vorzutragen. Sie hätten dann aber auch Rechenschaft über die gefälschte Mail sowie über laut Hörner und Rebstock "unrechtmäßig erworbene Mitgliederdaten sowie deren Weiterleitung" ablegen müssen.

Auch hätten sie den Vorwurf eines "Rechtsrucks" der Kreis-AfD belegen müssen. Dass die vier Abtrünnigen nicht zu der Versammlung gekommen seien, sehen Hörner und Rebstock als Vorgehensweise, "die für sich spricht".