Verkehrsamt verspricht sich durch flexibles System im Personennahverkehr wesentlich bessere Mobilität.
Zollernalbkreis - Im ländlichen Raum ungehindert von A nach B zu kommen, rund um die Uhr und auch dort, wo der öffentliche Personnennahverkehr nicht fährt – ein kreisweites Rufbuskonzept könnte das möglich machen. Im Entwurf für das ÖPNV-Förderprogramm sind für die Testphase 300 000 Euro vorgesehen.
Zusammen mit den Verkehrsunternehmen im Landkreis hat das Verkehrsamt Überlegungen angestellt, wie ein solches Konzept aussehen könnte, das es im Nachbarkreis Rottweil schon seit Jahren gibt. Eine "vielseits bevorzugte Variante" wäre es, an Wochentagen jeweils im Anschluss an die bestehenden Fahrpläne, also ab 24 Uhr, das Rufbus-System anzubieten. Und an den Wochenenden, wenn es keine oder nur noch sehr ausgedünnte Fahrpläne gibt, ganztags.
Vorerst, während der Testphase, soll es – so der Vorschlag des Verkehrsamts – das Angebot an zwei Tagen pro Woche geben – je nach Bedarf könnten dann Achtsitzer, 20-Sitzer oder auch kleinere Fahrzeuge wie Taxen eingesetzt werden. Welche Wochentage das sein werden, steht noch nicht fest. Untersuchungen sollen zeigen, wo und wann ein solches Angebot am meisten gefragt ist.
In dem Konzept, das Verkehrsamtsleiter Adrian Schiefer dem Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik vorlegte, ist auch von einer einheitlichen Zentrale und einer einheitlichen Telefonnummer die Rede, wo Beförderungswünsche kreisweit entgegengenommen werden könnten. Von Seiten des Ausschusses wurde angeregt, eine entsprechende Rufbus-App anzubieten, die das Mobilitätsangebot auch für Jugendliche attraktiver machen würde: "Denn fast jeder hat heutzutage ein Smartphone."
Eine Vollabdeckung an allen sieben Wochentagen wäre zwar sehr komfortabel, aber nicht finanzierbar. "Wir könnten mit 300 000 Euro einsteigen", sagte Verkehrsamtsleiter Adrian Schiefer. "Wir gehen davon aus, dass es 350 000 bis 400 000 Euro pro Jahr kosten würde."
Das Rufbuskonzept würde der Mobilität im Zollernalbkreis allerdings eine ganz andere Qualität geben. Und nicht nur das: Im Nachbarkreis Rottweil, wo man für die ÖPNV-Förderung auch immer tiefer in die Kreiskasse greifen muss, erhofft man sich durch das Rufbus-System sogar Einsparungen: Leerfahrten könnten vermieden werden, ohne den Ort komplett "abzunabeln". Denn – wie im Zollernalbkreis – scheinen auch im Kreis Rottweil manche Buslinien in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu stehen: Laut dem Rottweiler Nahverkehrsberater Hartmut Jaißle hat es beispielsweise auf der Strecke im Glatttal Tage gegeben, an denen mehr Busse als Fahrgäste unterwegs waren. Die Erfahrung aus dem Nachbarkreis zeigt aber auch: Vor allem bei Älteren scheint die Hemmschwelle hoch zu sein, eine Stunde vor Fahrtbeginn einen Bus telefonisch anzufordern. Von einer Wartezeit von etwa einer Stunde geht auch Verkehrsamtsleiter Adrian Schiefer aus.
Ob der Rufbus aber auch wegen eines einzigen Fahrgasts fahren wird? CDU-Kreisrat Lambert Maute sprach sich für eine flexible Testphase aus: "Wenn es nicht läuft, muss es möglich sein, dass das Rufbus-System stirbt." Ob es überhaupt laufen wird, entscheidet sich allerdings erst bei den Haushaltsberatungen. Denn dann wird über die Investitionen entschieden.