Im ehemaligen "telebinder"-Gebäude in Bisingen sollen Teile der Landkreisverwaltung provisorisch unterkommen. Foto: Archiv

Kurzfristige Übergangslösung in Bisingen. Zusätzliche Stellen machen Anbau in Balingen erforderlich.

Zollernalbkreis - Im Landratsamt in Balingen ist es bekanntermaßen eng – so eng, dass die Kreisverwaltung mittlerweile auf rund 20 Standorte verteilt ist. Eine weitere Übergangslösung hat der Kreistag am Montag beschlossen: In Bisingen werden Räume angemietet.

Das Gremium gab seinen Segen dazu, dass der Allgemeine Soziale Dienst und die "Frühen Hilfen" des Jugendamts für ein bis zwei Jahre nach Bisingen ziehen sollen. Genauer, ins Gebäude "telebinder", Hinter Stöck 2. Die monatliche Kaltmiete beträgt 6,50 Euro pro Quadratmeter, für kleinere Renovierungsarbeiten und zusätzliche Datenleitungen sind weitere 10.000 Euro veranschlagt.

Warum die Übergangslösung? Nach der Verlegung des Verkehrsamts ins "Balisana-Haus" war der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamts ins Gebäude in der Charlottenstraße umgezogen; die im Hauptgebäude freigewordenen Arbeitsplätze reichten jedoch nicht aus, um den Bedarf abzudecken. Und das Gebäude in der Weilheimer Straße 17 in Hechingen, wo derzeit die "Frühen Hilfen" des Jugendamts untergebracht sind, soll abgerissen werden. Nach Auskunft der Kreisverwaltung gibt es eine Anfrage eines Investors aus der Medizinbranche, der an dem Grundstück interessiert ist.

Für die zukünftige Unterbringung der Verwaltung wurden jetzt drei "Zeithorizonte" ausgearbeitet. Sie wurden am Montagabend im Kreistag vorgestellt, der eine kurzfristige Übergangslösung beschloss.

Mittelfristig wird eine Verwaltungsunterbringung in der ehemaligen Kaserne in Meßstetten geprüft. Dabei geht es um die ehemalige Standortverwaltung außerhalb der Kaserne. Das Um- und Ausbaukonzept, das vom Architekturbüro Vosseler ausgearbeitet wurde, sieht die Schaffung von 40 Büroarbeitsplätzen auf 590 Quadratmetern Nutzfläche vor. Geschätzte Kosten: knapp zwei Millionen Euro. Hinzu kämen rund 120 000 Euro für die Einrichtung und die Außenanlagen.

Ab Sommer 2021 könnten dort Forst- und Straßenbauverwaltung untergebracht werden. Die Kaltmiete für das Gebäude, das weiterhin dem Bund gehört, wird mit 2,80 Euro pro Quadratmeter angegeben. Bei weiterem Bedarf – etwa für ein Zentralarchiv der Kreisverwaltung oder die Landesforstverwaltung – könnten im Unter- und Obergeschoss weitere Arbeitsplätze eingerichtet werden. Ein Besichtigungstermin durch den Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistags ist für Anfang 2020 vorgesehen.

Zentralisierung im Blick

Langfristiges Ziel ist ein Erweiterungsbau am Hauptstandort in Balingen. Die Verteilung der Kreisverwaltung auf ein Dutzend Standorte sei nachteilig und teuer, wird argumentiert. Erweiterungsbauten wie in den Landkreisen Sigmaringen, Rottweil und Tübingen oder Neubauten wie in Reutlingen würden erhebliche Synergieeffekte schaffen.

So richtig traute sich der Kreistag an dieses Thema in den vergangenen Jahren aber noch nicht heran: Landrat Günther-Martin Pauli erinnerte daran, dass entsprechende Planungsvorschläge bisher nicht den Segen des Gremiums gefunden hätten. Mittlerweile aber scheint sich die Stimmung zu ändern, insbesondere ein Anbau in Balingen scheint denkbar.

Die räumliche Unterbringung der Kreisverwaltung zog sich am Montagabend auch durch die Reden der Fraktionssprecher. Es sei sinnvoll, sagte etwa Reinhold Schäfer (Freie Wähler), die Verwaltungseinheiten mittelfristig zusammenzuführen. Neben einer Außenstelle in Meßstetten sollte auch ein Vorschlag für eine bauliche Lösung am Standort des Landratsamts in Balingen unterbreitet werden.

SPD-Sprecher Martin Frohme sagte, selbst er als Kreisrat wisse mitunter nicht mehr, wo genau welches Amt untergebracht sei. Es müsse eine Gesamtlösung her, um weitere Zwischenlösungen zu vermeiden. Eine Zentralisierung könne sinnvoll sein, allerdings nicht für Stellen mit hohem Publikumsverkehr – ein Negativbeispiel sei die Zusammenziehung der Führerscheinstelle in Balingen: Bürger aus den Mittelzentren Hechingen und Albstadt würden dadurch düpiert, wenn sie sich mit ihren Anliegen dafür nach Balingen aufmachen müssten.

Auch Dietmar Foth (FDP) sagte, dass in allen drei Mittelzentren Teile der Verwaltung als Service für die Kreisbewohner erhalten bleiben müssten – dass aber auf der anderen Seite eine effektive Verwaltung eine Konzentration erfordere, "möglichst in einem Gebäude, jedenfalls dicht beieinander". Eine Außenstelle des Landratsamts in Meßstetten sehe er mit Skepsis, so Foth: Dort müsste für wenige Arbeitsplätze viel Geld investiert werden, und für Meßstetten sei eine Außenstelle auch kein Gewinn, es wäre nocht nicht einmal der Anfang einer Lösung der Nachnutzung der früheren Zollernalb-Kaserne. Außerdem, so Foth: "Wollen wir tatsächlich ohne Not die Mitarbeiter täglich nach Meßstetten pendeln lassen?"

Der FDP-Sprecher plädierte dafür, mutig zu sein und einen zentralen Verwaltungsanbau in Balingen ins Auge zu fassen. Oder aber, sofern nach der Fertigstellung des geplanten Zentralklinikums ein Umzug in die Räume des dann frei werdenden Balinger Krankenhauses angedacht sei, mittelfristige Lösungen in den drei Mittelzentren zu suchen, statt Geld in Meßstetten zu investieren.