Vertreter aus Politik und Wirtschaft ziehen an einem Strang, wenn es um den Ausbau der B 27 zwischen Rottweil und Tübingen geht. Gestern ist in der Unistadt unter Federführung der IHK die Aktion "Uns reicht’s" gestartet worden. Foto: Hertle

IHK-Aktion findet Anklang. Erbe: "Wahrnehmbares Zeichen setzen." Unternehmer unterschreiben Erklärung.

Zollernalbkreis/Tübingen - Unternehmer und Politiker in der Region machen sich stark für den vollständigen Ausbau der Bundesstraße 27. Die Resolution zum Auftakt der Aktion "Uns reicht’s: B 27 jetzt" der IHK Reutlingen haben gestern in Tübingen rund 50 Personen unterzeichnet.

Damit wollen sie Druck in Berlin machen mit dem Ziel, die B 27 zwischen Tübingen und Rottweil vollständig vierspurig auszubauen.

IHK-Präsident Christian O. Erbe aus Tübingen lobte den Schulterschluss von Vertretern der Wirtschaft und Politikern über Parteigrenzen hinweg. Das Problem des Ausbaus der B 27 ist nach seiner Ansicht vor allem ein Finanzproblem. Dazu brachte Erbe eine Pkw-Maut und eine Bundesfernstraßenfinanzierungsgesellschaft wie in Österreich ins Gespräch. Nach Angaben von IHK-Vizepräsident Alexander Benz hat die Region Neckar-Alb keine Autobahnen und ist auf Platz drei der am stärksten vom Verkehr belasteten Regionen des Landes.

Reinhold W. Schlegel, Unternehmer aus Balingen, sagte: "Der Zollernalbkreis hat viele Versprechungen erhalten." Vor Jahrzehnten habe der Kreis zahlreiche Arbeitsplätze verloren; heute bereite die mangelhafte Infrastruktur den oft in ihren Märkten führenden Unternehmen auf der Zollernalb massive Probleme.

Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, verwies auf die Ausbau-Milliarden, von denen Baden-Württemberg 537 Millionen Euro für baureife Projekte erhalte. Im neuen Bundesverkehrswegeplan, der im Herbst 2016 verabschiedet werde, würden erstmals Meinungen und Ansichten der Bürger einfließen. Barthle sagte, sein Ministerium wisse um die Bedeutung dieser Verkehrsachse für die Region.

Ulrich Kunze, Leitender Baudirektor im Regierungspräsidium Tübingen, schilderte die Planungen für den Ausbau der B 27 zwischen Bodelshausen und Nehren sowie den Tübinger Schindhau-Basistunnel. Während der erstgenannte Abschnitt 2016 genehmigt und ab 2022 gebaut werden soll, dauert es beim Tunnel wohl bis 2030.

Die Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß und Michael Donth (CDU) sowie Martin Rosemann (SPD) bekräftigten ihre Bereitschaft, sich für den Ausbau einzusetzen. Der Landtagsabgeordnete Daniel Lede Abal (Grüne) wollte den Ausbau den Schienenpersonennahverkehrs in die Resolution der IHK aufgenommen wissen.

Unverständnis, warum alles so lang dauert von den Planungen über den Sichtvermerk der Ministerien in Stuttgart und Berlin bis zum Baubeginn, äußerte die Lautlinger Ortsvorsteherin Juliane Gärtner angesichts der vielen Lastwagen, die jeden Tag auf der B 463 den Albstädter Stadtteil passieren.

In der gestern unterzeichneten Resolution heißt es unter anderem: Knapp 30 000 Unternehmen mit mehr als 200 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nutzten die B 27. Große Teile der regionalen Wertschöpfung erfolgten über diese Straße. Die Zahl der Pendler nehme zu, der Nichtausbau der B 27 bedeute einen immensen wirtschaftlichen Schaden für den Zollernalbkreis, die Region und ganz Baden-Württemberg und koste Nerven, Zeit und Geld.

Die fehlende Ortsumfahrung Tübingens sowie die stark belasteten Ortsdurchfahrten zwischen Balingen und Rottweil produzierten fast täglich einen Verkehrskollaps. Daher sei eine Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans ein Muss.