Die Arbeit des Winterdienstes im Zollernalbreis soll optimiert werden. (Symbolfoto) Foto: dpa

Autos registrieren mit Sensoren Situationen wie Unfälle, rutschige Straßen, Starkregen und Baustellen.

Zollernalbkreis - Ein Pilotprojekt startet Mercedes-Benz jetzt mit dem Zollernalbkreis. Die Sensoren an Bord der Fahrzeuge des Stuttgarter Autobauers liefern Daten an die beiden Straßenmeistereien im Kreis. So soll die Sicherheit auf den Straßen gesteigert und die Arbeit des Winterdienstes optimiert werden.

Die Idee ist eigentlich ganz einfach. Ein Auto registriert über seine Bordsensoren eine Gefahr auf der Straße und warnt automatisch nachfolgende Fahrzeuge. Deren Fahrer wird per Sprachwarnung und ein Symbol auf seinem Display über die Gefahrenstelle informiert und kann sich darauf einstellen.

Seit 2016 bietet Mercedes-Benz diese Technologie unter dem Namen "car-to-x" in seinen Serienfahrzeugen an - gegen Gebühr. Sie ist mittlerweile nicht nur in Europa sondern auch in den USA und China verfügbar.

Autos registrieren mit Sensoren außergewöhnliche Situationen

Die Autos mit dem Stern registrieren mit ihren Sensoren außergewöhnliche Situationen wie Unfälle, rutschige Straßen, Starkregen und Baustellen. Diese senden sie samt Geoposition an einen Datenpool, der sie wiederum an alle anderen Mercedes-Fahrzeuge im Umkreis von vier Kilometern, die mit "car-to-x" ausgestattet sind, verschickt. Die warnen dann die Fahrer zehn Sekunden, bevor sie an die kritische Stelle gelangen.

"Das trägt wirklich zur Verkehrssicherheit bei", sagte Niko Kleiner, der bei Daimler für Cloud-Technologien zuständig ist, beim Projektstart in der Albstädter Straßenmeisterei in Lautlingen. Er betonte, dass es sich um ein offenes System handle, also auch andere Autohersteller mitmachen könnten.

Jetzt geht das Unternehmen einen Schritt weiter und möchte auch Kommunen oder Kreisen "car-to-x" zur Verfügung stellen. Die könnten dann beispielsweise zeitnah erfahren, wo gerade Schnee liegt und ihre Räumpläne entsprechend optimieren.

Als Pilotprojekt wurde der Zollernalbkreis ausgewählt, einerseits aufgrund seiner Topografie, die in unterschiedlichen Höhen ganz unterschiedliche Straßenverhältnisse aufweisen kann, andererseits aufgrund seiner Nähe zu Stuttgart, erklärte Kleiner.

Melden die Autos ein außergewöhnliches Ereignis, so wird dessen exakte Position und Beschreibung an Mercedes und von dort aus an die Straßenmeistereien in Albstadt und Balingen gemeldet. Auf einem Display erscheinen sie dann als blauer Punkt. "Wobei wir daran interessiert sind, dass es möglichst wenig blaue Punkte gibt", machte Karl-Josef Sauter, der Leiter der Albstädter Straßenmeisterei klar.

65 Mitarbeiter der Straßenmeistereien

Zwei Tage lang bleiben die Informationen gespeichert, dann werden sie gelöscht. Überhaupt, der Datenschutz: "Uns liegt es keineswegs daran, einen gläsernen Autofahrer zu schaffen", betont Niko Kleiner. Die Daten würden verschlüsselt, ein Rückschluss auf Fahrer oder Fahrverhalten sei nicht möglich. Zudem sei das Programm abschaltbar.

Der Landkreis verspricht sich von der Kooperation, Abläufe zu optimieren. Kommen beispielsweise wiederholt Meldungen über eine bestimmte rutschige Straße, können die Räumpläne entsprechend angepasst werden. Auch Hindernisse, wie beispielsweise umgestürzte Bäume können schneller beseitigt werden. Nicht unwesentlich bei den 147 Kilometer Bundes-, 269 Kilometer Kreis- und 210 Kilometer Landesstraßen, die die 65 Mitarbeiter der Straßenmeistereien im Kreis betreuen müssen.

"Wir erhoffen uns, über einen längeren Zeitraum Routen zu optimieren und Geld zu sparen", sagte Jan-Peter Lorenz, der Leiter des Straßenbauamts. Rund 8000 Tonnen Salz brauchen die Straßenmeisterein pro Jahr. In diesem Winter waren es bereits 3500 Tonnen, denn der Wechsel zwischen Nässe tagsüber und der Kälte nachts lässt die Straßen in den höheren Lagen, beispielsweise auf der Alb oder auf dem großen Heuberg schnell gefrieren.

Bewährt sich das System, sollen in einer Zweiten Phase Einsatzkräfte, wie beispielsweise die Feuerwehr oder die Polizei eingebunden werden. Der Pilotversuch läuft bis zum Ende des Winters.