Nur Müll? Die Untersuchung der Uni Gießen zeigt: Im Abfall stecken erstaunliche Ressourcen und jede Menge Wertstoffe. Foto: SB-Archiv

Universität Gießen hat im Auftrag den Abfall von der Zollernalb unter die Lupe genommen.

Zollernalbkreis - Das Schlagwort lautet "urban mining": Mülldeponien rücken als wertvolle Rohstoffressourcen und Energiequellen in den Fokus. Die Uni Gießen hat die Kreismülldeponie in Hechingen unter die Lupe genommen – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Diese werden in der öffentlichen Sitzung des Kreistagsausschusses für Technik und Umwelt am kommenden Montag, 24. September, ab 17 Uhr im Sitzungssaal des Landratsamts vorgestellt.

Bereits im Oktober des vergangenen Jahres waren zwei repräsentative Proben – insgesamt 707 Tonnen Hausmüll – auf der Kreismülldeponie separat abgeladen und zu einer Sortieranlage in Rheinland-Pfalz transportiert worden; dort wurden die Abfälle maschinell, danach manuell in Holz, Ersatzbrennstoffe, Leichtverpackungen, E-Schrott und Metall getrennt. Fazit: Insgesamt war ein hoher Anteil an Wertstoffen sowie organischen Abfällen zu verzeichnen.

Nach Erkenntnissen der Uni Gießen setzt sich der Inhalt der Restmülltonnen im Kreis aus nahezu gleichen Anteilen an Bioabfällen und Wertstoffen (jeweils 38 Prozent) sowie fünf Prozent Leichtverpackungen zusammen; lediglich 19 Prozent sind nicht mehr verwertbare Reststoffe, also tatsächlich Müll.

Die Ergebnisse der Studie sprechen für sich: Allein für die Metalle, die auf der Kreismülldeponie schlummern – laut Studie sind es 59 000 bis 68 000 Tonnen – könnten auf dem Sekundärrohstoffmarkt Erlöse von 35 bis 54 Millionen Euro erzielt werden. Mit den Ersatzbrennstoffen – etwa Kunststoff und Textilien sowie Holz – könnten laut Studie 152 000 bis 180 000 Zwei-Personen-Haushalte ein Jahr lang ihren Energiebedarf decken.

Als positiven Nebeneffekt von Metall-Recycling und energetischer Nutzung von Sekundärrohstoffen führen die Fachleute der Uni Gießen CO2-Einsparungen von 680 000 bis 820 000 Tonnen an. Die Kosten-Nutzen-Hochrechnung zeigt jedoch auch, dass unter aktuellen Bedingungen nur im Idealfall ein Rückbau der Deponie kosteneffizient realisiert werden könnte. Je nach Szenario könnte könnten für den Deponie-Rückbau 92 bis 239 Millionen Euro anfallen.

Mit der Universität Gießen und in Zusammenarbeit mit dem Amt für Abfallwirtschaft, der Fraunhofer Projektgruppe Recycling und der Firma Korn hat der Landkreis ein Projekt auf die Wege gebracht, das die Ressourcen der Deponie detailliert untersuchen soll; weil es aus Sicht des Landkreises ein Projekt von überregionaler Bedeutung ist, werden mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Gespräche über eine mögliche finanzielle Beteiligung des Landes Baden-Württemberg geführt.