Sicher auf zwei Rädern: Polizei gibt Tipps zum Start und kündigt Überwachungsmaßnahmen an. Mit Video

Zollernalbkreis - Die lange Zeit des Wartens ist vorbei, und die Biker juckt es wieder in der rechten Hand: am Gasgriff drehen und die Freiheit auf zwei Rädern genießen. Doch die beginnende Motorradsaison hat auch Schattenseiten.

Man erinnert sich: Im vergangenen Jahr ist ein 35-jähriger Motorradfahrer auf der Landesstraße zwischen Ostdorf und dem "Kühlen Grund" tödlich verunglückt; ein 19-jähriger Motorradfahrer wurde bei einem Unfall bei Hörschwag tödlich verletzt. Zwei weitere Beteiligte wurden bei dem Unfall verletzt und kamen ins Krankenhaus. Insgesamt sechs tödliche Motorradunfälle sind in der Bilanz des Polizeipräsidiums Tuttlingen im vergangenen Jahr verzeichnet.

Insgesamt wurde 2017 bei der Zahl der Motorradunfälle ein neuer negativer Spitzenwert erreicht. Auch die Zahl der bei Unfällen schwer verletzten Biker nahm gegenüber 2016 um gut ein Fünftel zu. Hauptursache war wie schon in den vergangenen Jahren überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit.

Bei den tödlichen Motorradunfällen wird es noch deutlicher: Drei von vier sind laut Polizei von den Bikern selbst verschuldet worden – durch zu hohe Geschwindigkeit.

Mit einer Überwachungsoffensive will die Polizei gegensteuern. Ein Augenmerk wird auch auf ältere Motorradfahrer gelegt, die als "Wiedereinsteiger" nach langjähriger Pause wieder am Verkehr teilnehmen. Mehr als 40 Prozent der 2017 in Baden-Württemberg tödlich verunglückten Motorradfahrer waren älter als 50 Jahre.

Deutlich haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass gerade zu Saisonbeginn die Unfallzahlen mit Zweiradfahrern in den ersten warmen Frühlingstagen in die Höhe schnellen. Auch erfahrene Biker wissen: es gilt sich erst wieder "einzufahren". Auch geübte Motorradfahrer müssen erst wieder das richtige Gefühl für ihre teils PS-starken Maschinen entwickeln. Und die anderen Verkehrsteilnehmer müssen sich an die schmale Silhouette der Biker und deren Geschwindigkeiten wieder gewöhnen. Beschädigte Fahrbahndecken durch den Witterungseinfluss der kalten Jahreszeit, aber auch die beginnende Betriebsamkeit in der Landwirtschaft und die damit einhergehende Straßenverschmutzung zu Saisonbeginn bergen zusätzliche Risiken für Biker.

Allem voran steht die Kontrolle des Zweirads: Sind Bremsen und Beleuchtung in Ordnung? Gibt es undichte Stellen oder gar lose Teile an der Maschine? Stimmen Reifenprofil und Fülldruck? Die Polizei gibt zum Saisonstart einige nützliche Tipps: Eine getragene Biker-Warnweste macht einen Biker für andere Verkehrsteilnehmer weithin sichtbar und minimiert das Unfallrisiko. Wichtig sind körperliche Fitness, mentale Verfassung und Konzentrationsfähigkeit. Während der Fahrt sollten genügend Pausen eingelegt werden. Und: wenn möglich an einem Fahr- oder Sicherheitstraining teilnehmen, um das Fahrkönnen zu überprüfen und sich wieder langsam an die Maschine zu gewöhnen. Wenn es dann endlich losgeht: stets eine defensive und vorausschauende Fahrweise beibehalten und immer mit möglichen Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen. Nach dem Abstellen das Motorrad zusätzlich mit einem guten Schloss sichern; die Fahrzeugdokumente nicht im oder am Fahrzeug aufbewahren.

 Informationen zum Fahr- und Sicherheitstraining gibt es unter anderem bei der Verkehrswacht Zollernalbkreis unter http://vwzak.de. Der Flyer "Tipps der Polizei – unbeschadet durch die Motorradsaison" kann unter https://pptutt lingen.polizei-bw.de abgerufen werden.

Trotz der angekündigten polizeilichen Überwachungsmaßnahmen haben die Beamten des Polizeipräsidiums Tuttlingen allein am vergangenen Wochenende rund 60 Biker wegen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten. Während die meisten Motorradfahrer für den Geschwindigkeitsverstoß mit einer Geldbuße davonkamen, müssen fünf Biker mit einem Fahrverbot rechnen. Das Fahrverbot gilt ebenso für die Nutzung eines Autos oder eines sonstigen Kraftfahrzeugs. Auch technische Mängel und abgefahrene Reifen an gerade erst wieder zugelassenen Motorrädern wurden geahndet. Die größte Geschwindigkeitsüberschreitung wurde allerdings nicht bei einem Biker gemessen: Ein Autofahrer war um knapp 80 Kilometer zu schnell unterwegs. Ein Motorradfahrer wurde auf der Lochenstrecke im 80er-Bereich mit Tempo 130 germessen.