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Bisinger fordern von Landrat den Zehnten ein. Beim Narrenmarsch kommt Stimmung auf. Mit Video

Balingen - Es ist guter Brauch, dass einmal im Jahr am "Schmotzigen" schräge Gestalten das Landratsamt in Besitz nehmen: Die Bisinger Nichthuldiger und Kirchenmäus, der Hanga-Goascht und das Wedelweible haben  unter ohrenbetäubenden Klängen der Lumpenkapelle "Daagdieab" vom Landrat den Zehnten eingefordert. Passend zum Anlass hatten sich die Damen und Herren vom Amt närrisch herausgeputzt und begrüßten die närrischen Gäste im großen Sitzungssaal unter dem Motto: "Wo sonst der Kreistag ist zuhaus, tanzt auf dem Tisch die Kirchenmaus."

Bevor es dann nach dem dreifachen Narrenruf "Mo hei – bisch grea!" ans Zahlen und Stempeln ging, wurden dem Landrat wie  in gereimter Form die Leviten gelesen. Narrenmeister Rainer Hölle erzählte von den Ärgernissen mit dem Burladinger Schultes und der "Hechinger Blondesse", vom mangelhaften Brandschutz im neuen Balinger Krankenhaus, vom Milliardenprojekt Berliner Flughafen, pardon, Zentralklinikum auf   Gemarkung der künftigen »großen Zollerkreisstadt«, für das der Landrat den Gürtel enger schnallen müsse. Den – den Gürtel – hatte der Narrenmeister gleich mitgebracht. Auch die Vorschriften, die es immer schwieriger machten, ein Narrentreffen zu organisieren: "Der Narrensprung wird vermessen."

Angesichts der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, als der Landrat so stark geschminkt gekommen war, dass kein Stempel auf sein Gesicht passte, hatten die Bisinger Narren eine "Stempelschablone" mitgebracht. Aber die kam dann nicht mehr zum Einsatz: Der Landrat, der mit seinem Team "von Wolf, Hahn und Häring bis zu Scholtes Reh" als  seltenes Insekt mit dem Schlachtruf "Schmetterling – flieg!"  für Artenschutz warb, hatte in diesem Jahr die Wangen frei und hielt brav still, als der Narrenmeister ihm den Stempel aufdrückte. Als er dem Narren den Briefumschlag mit dem "Zehnten" übergab, bemerkte Pauli, der Huldigungslohn sei in diesem Jahr um 20 Prozent gestiegen, die Kreiskämmerei werde es aber verkraften.

Unter den Klängen des Bisinger Narrenmarschs kam ausgelassene Stimmung auf. Jetzt hieß es: "Dia Fasnet regieret mir selber, was schert uns die ordnende Welt, wir pfeifen frisch von der Leber auf Fürsten, Grafen und Geld!"