Wird irgendwie halbiert: Günther-Martin Pauli. Der Landrat des Zollernalbkreises steht vor der Wiederwahl und gibt im nächsten Jahr sein Mandat im baden-württembergischen Landtag zurück. Foto: Maier

Pauli will "Politik des Dialogs" fortsetzen. "Vernetzung der Kommunen ausbauen". Absehbarer Abschied aus Stuttgart.

Zollernalbkreis - 50 Jahre alt, voll im Saft und bereit für die zweite Amtszeit: Günther-Martin Pauli stellt sich am Montag, 6. Juli, zur Wiederwahl als Landrat des Zollernalbkreises. Die "Politik des Dialogs" will er, wie er sagt, in den nächsten Jahren im Zollernalbkreis weiter fortsetzen.

Der Wahl am Montag kann Pauli (50) mit Gelassenheit entgegensehen: Er ist der einzige Bewerber (wir berichteten). Deswegen empfindet er eine gewisse Zufriedenheit: Zwar habe sich kein zweiter Kandidat gemeldet, sehr wohl aber hätte der Wahlausschuss entscheiden können, dass sich weitere melden sollen, so Pauli. Dass nun allein sein Name auf dem Wahlzettel steht (und auch kein weiterer, wie unlängst bei der Oberbürgermeisterwahl in Albstadt geschehen, kurzfristig auf den Wahlzettel notiert werden kann), sehe er als Zeichen, dass die Mehrheit des Kreistags mit ihm weiterarbeiten wolle.

Sein Amt wertet Pauli als Aufgabe, die jeden Tag neue Herausforderungen mit sich bringt. Dabei sehe er sich nicht als "Obersachbearbeiter" der 750 Mitarbeiter starken Landkreisverwaltung, sondern als Moderator, als Mannschaftsspieler. Im Kreistag, dem 60 Räte aus sechs Parteien und Wählervereinigungen angehören, sei die Arbeit von einem "sportlich-fairen Miteinander" geprägt. Entscheidungen würden nicht aufgrund parteipolitischer Linien, sondern ganz sachlich, pragmatisch getroffen.

Pauli selbst ist CDUler, aber in seiner eigenen Partei, für die er seit 14 Jahren im baden-württembergischen Landtag sitzt, gilt er als unangepasster Querdenker. Damit kokettiert er auch immer wieder gern, so etwa mit dem Satz, dass er zwar CDU-Mitglied sei, was aber nicht heiße, dass er seine Seele verkauft habe.

Im Rückblick auf seine erste Amtszeit als Landrat des Zollernalbkreises, die er 2007 als Nachfolger von Willi Fischer angetreten hatte, sieht Pauli viele Erfolge. So seien in den vergangenen acht Jahren 117 Millionen investiert worden (davon 56 ins neue Balinger Krankenhaus).

Der Kreistag habe in vielen Bereichen das seinige dafür getan, den Landkreis fit für die Zukunft zu machen. Stichworte dafür seien der Breitbandausbau, die neuen Schultypen und Ausbildungsberufe, dazu Initiativen für verbesserte Familienfreundlichkeit und Verkehr. Ziel müsse es sein, den Zollernalbkreis, den ländlichen Raum insgesamt noch attraktiver zu gestalten – dies auch auf dem Wege einer noch engeren Vernetzung sowohl der hiesigen Kommunen wie auch mit den Nachbarkreisen.

Die als sicher geltende Wiederwahl zum Landrat bedeutet für Pauli indes nicht nur Kontinuität, sondern auch einen absehbaren Einschnitt: Aufgrund der baden-württembergischen Parlamentsreform, die ab 2016 die strikte Trennung von Amt und Mandat vorsieht, kann er sich nicht erneut um das Landtagsmandat im Wahlkreis Balingen bewerben.

Die Parlamentsreform wertet Pauli als "Quatsch", dem Landtag gehe dadurch reichlich kommunaler Sachverstand verloren. Dass er über viele Jahre Ämter und Mandat ausübte, habe viele Vorteile gebracht, so Pauli. Zunächst als Bürgermeister der Stadt Geislingen, dann als Landrat des Zollernalbkreises habe er kommunale Aspekte immer wieder in den großen Stuttgarter Politikbetrieb einsteuern können; andersherum habe er seine Kontakte in die Ministerien immer wieder zugunsten der Arbeit vor Ort nutzen können. Dass es nun zwangsläufig anders kommt, findet er "sehr schade", setzt indes weiter auf einen kurzen Draht nach Stuttgart: "Die Kontakte reißen ja nicht plötzlich ab."

u  Die Wahl des Landrats findet am Montag, 6. Juli, im Sitzungssaal des Landratsamts Balingen statt; Beginn ist um 17 Uhr.