Insbesondere in den Mittelzentren fehlt günstiger Wohnraum, obwohl die Nachfrage groß ist. (Symbolfoto) Foto: dpa

Mieter und Vermieter sollen zusammengebracht werden. Kompetenzteam soll helfen.

Zollernalbkreis - Wiederholt ist das Thema im Kreistag und in den Ausschüssen angesprochen worden, jetzt hat die Kreisverwaltung reagiert: Das Angebot an günstigem Mietwohnraum soll erhöht, der soziale Wohnungsbau vorangebracht werden.

Über den aktuellen Stand auf dem Wohnungsmarkt informiert das Sozialamt den Schul-, Kultur- und Sozialausschuss des Landkreises am Montag, 24. Juni, ab 18 Uhr in öffentlicher Sitzung in der Mensa der Rossentalschule in Truchtelfingen. Insbesondere in den Mittelzentren fehle günstiger Wohnraum, obwohl die Nachfrage groß sei. Die Anzahl gemeindeeigener Wohnungen in den Kommunen liegt laut Umfrageergebnis zwischen einer und 16.

Das Wohnraumförderungsprogramm des baden-württembergischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, das im vergangenen Jahr in Kraft getreten ist, soll dem entgegensteuern: Für den Neubau oder den Erwerb sozial gebundenen Mietwohnraums gibt es Geld vom Land; in die Förderung mit eingeschlossen sind auch die "notwendigen Begleitmaßnahmen". Bei der Antragstellung bekommen die Kommunen Unterstützung vom Landkreis. Aber was bedeutet "günstiger Wohnraum"? Um das herauszufinden, unterstützt das Ministerium auch Kooperationsprojekte zur Erstellung qualifizierter Mietspiegel. Die kooperierenden Gemeinden müssen gemeinsam eine Einwohnerzahl von mindestens 10 000 erreichen. An einem solchen Projekt sind derzeit die Städte Hechingen und Haigerloch und die Gemeinde Jungingen beteiligt. Bei Gesprächen mit den Wohn- und Kreisbaugenossenschaften stellte sich heraus, dass bei 470 Mietwohnungen in Albstadt im Durchschnitt 5,18 Euro je Quadratmeter verlangt werden, in Balingen bei 600 Mietwohnungen durchschnittlich 5,80 Euro und in Hechingen bei 700 Wohnungen 5,87 Euro je Quadratmeter.

Neubauwohnungen werden nach Angaben der Genossenschaften teurer

Sofern vorhandene Wohnungen saniert oder modernisiert werden müssten, ließe sich der durchschnittliche Mietpreis jedoch nicht mehr halten. Und Neubauwohnungen werden nach Angaben der Genossenschaften teurer. Denn steigende Baukosten und verschärfte Vorgaben, fehlende Handwerkerkapazitäten und gestiegene Qualitätsansprüche – etwa bei Barrierefreiheit und Energie – führten dazu, dass erst ein Mietpreis von zehn bis elf Euro je Quadratmeter kostendeckend sei.

Offen bleibt die Frage, wie Anreize geschaffen werden können beziehungsweise der Bau neuer Sozialwohnungen gefördert werden kann. Der Zollernalbkreis habe sich zum Ziel gesetzt, das Angebot an günstigem Mietwohnraum zu erhöhen, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Bereits 2016 habe eine erste Veranstaltung rund um den sozialen Wohnungsbau stattgefunden, eine zweite im September 2018 in Kooperation mit der Liga der freien Wohlfahrtspflege.

Im Mai wurden Fragebögen an die 25 Städte und Gemeinden im Kreis verschickt; 19 haben mittlerweile geantwortet. Die meisten sehen nicht die Kommunen, sondern den Landkreis in koordinierender Rolle, wenn es um die Erfassung oder Schaffung von sozialem Wohnraum geht. Eine direkte oder indirekte finanzielle Beteiligung lehnen die meisten ab. Was aus den meisten Rückmeldungen noch hervorgeht: Der Großteil der Leerstände in den Städten und Gemeinden befindet sich in privatem Besitz. Jetzt plant der Landkreis, ein "Wohnungsportal" einzurichten, wo Vermieter ihre Wohnungsangebote melden können, und bei der Wohngeldstelle der Kreisverwaltung ein "Kompetenzteam Wohnen", das den Kontakt zwischen Mietern und Vermietern herstellen soll. Letztlich, heißt es in der Stellungnahme der Stadt Albstadt, lasse sich die Situation nur entschärfen, wenn es mehr akzeptablen Wohnraum als Nachfrage gebe. Aber das sei in den Mittelzentren illusorisch, weil es vermehrt Zuzug gebe.