Der neu gewählte Kreistag im Zollernalbkreis. Grafik: Klemm

Freie Wähler und FDP verlieren jeweils zwei Sitze. Grüne und Linke können das Ergebnis von 2009 halten. Mit Kommentar.

Zollernalbkreis - Dörte Conradi jubelt: ein Plus von fast vier Prozent gegenüber 2009, zudem hat sich der Anteil der Frauen in der CDU-Kreistagsfraktion von bisher zwei auf jetzt sechs verdreifacht. Gerechnet habe sie damit nicht, "gehofft natürlich", sagt die CDU-Kreisvorsitzende. "Ich bin sehr zufrieden, und ich bin dankbar, dass die Wähler uns ihr Vertrauen geschenkt haben."

Stichwort Vertrauen: Auch Alexander Maute ist "außerordentlich froh über den zusätzlichen Sitz im Kreistag und das Stimmenplus von 1,2 Prozent: "Es hat gewiss auch mit der guten Arbeit der SPD zu tun", sagt der SPD-Kreisvorsitzende. "Die Bürger haben es belohnt, dass wir eine unabhängige und transparente Politik machen. Wir freuen uns, dass das honoriert wird." Vor allem der Wahlkreis Meßstetten sei ein "weißer Flecken" gewesen: "Wir haben ihn gefüllt."

Zufrieden sind auch die Freien Wähler – trotz des Stimmen- und Sitzeverlusts: Das Minus von 2,1 Prozent schreibt der Fraktionsvorsitzende Lothar Mennig den personellen Veränderungen zu: Die Bürgermeister von Hechingen und Bisingen, Jürgen Weber und Joachim Krüger, seien weggefallen, das habe viele Stimmen gekostet: "Wir wussten, dass es schwierig sein würde, das Ergebnis von 2009 zu wiederholen", sagt Mennig. "Aber unsere Ziele sind aufgegangen, wir sind die zweitstärkste Fraktion geblieben, und die CDU hat keine absolute Mehrheit im Kreistag." Bedauerlich findet Mennig, dass manche amtierenden Kreisräte den Wiedereinzug verpasst haben, dafür seien aber etliche Neue hinzugekommen.

Hart war es für die FDP: Der Stimmenverlust von 3,2 Prozent gegenüber 2009 bedeutet zwei Sitze weniger im Kreistag. Anstatt mit sechs werden die Liberalen künftig nur noch mit vier Kreisräten vertreten sein – einer weniger als die Grünen, die weiterhin fünf Räte stellen.

Unter den Neuen sind etliche Bürgermeister. Die Hechinger Bürgermeisterin Dorothea Bachmann, die aus dem Stand 8092 Stimmen bekam, der Bürgermeister von Ratshausen und Hausen am Tann Heiko Lebherz, der neue Bisinger Bürgermeister Roman Waizenegger (alle CDU), zudem der Geislinger Bürgermeister Oliver Schmid (Freie Wähler).

Kurz: Manche haben gefeiert, wie die CDU in Burladingen, wo sie 65 Prozent der Stimmen erreichte. Andere haben nicht gefeiert: "Bei uns wird es keine Wahlkampfparty geben", teilt der Vorsitzende der Linken, Jochen Lange, per E-Mail mit. Immerhin hat es die Linke Liste geschafft: Andreas Hauser aus dem Wahlkreis VII Meßstetten ist durch Ausgleichssitze ins Gremium gerückt. Die Alternative für Deutschland hat das zwar nicht geschafft, aber immerhin im ersten Anlauf 2476 Stimmen bekommen.

 Kommentar: Überraschungen

Gert Ungureanu

Die Hotelsteuerermäßigung, die unsägliche Rhetorik gegen Hartz IV-Empfänger, die Fokussierung aufs Thema Steuersenkung und die Weigerung, für Mindestlöhne einzutreten – lauter Gründe für den Rausflug der Liberalen aus dem Bundestag. Etwas davon scheint auf die Entscheidung bei der Kreistagswahl im Zollernalbkreis abgefärbt zu haben, denn die Liberalen sind die großen Verlierer: Sie haben ein Drittel der Sitze eingebüßt und sind künftig mit einem Kreisrat weniger vertreten als die Grünen.

Obwohl man meinen sollte, dass eine Kommunal- oder Kreistagswahl eher etwas mit der zu wählenden Persönlichkeit als mit der "großen" Parteipolitik zu tun hat. In manchen Fällen scheint das auch zuzutreffen: Fraktionschef Dietmar Foth hat immerhin 5295 Wähler hinter sich, der Albstädter Philipp Kalenbach 2973. Weiter hinten sieht es aber mau aus.