Für Eltern im ländlichen Raum, die nicht mobil sind, an Wochenenden und Feiertagen oft die einzige Möglichkeit: den Notarzt zu rufen. Ob das für die Kassen am Ende nicht doch teurer wird als ein Kindernotdienst vor Ort?, fragen sich viele. Foto: dpa

Kassenärztliche Vereinigung bleibt dabei: Kinder-Notdienst in Tübingen oder Reutlingen.

Zollernalbkreis/Stuttgart - Zunächst wird es keinen kinderärztlichen Notdienst am Krankenhaus in Albstadt geben. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVBW) gestern in einer Pressemitteilung mitgeteilt.

Damit bleibt es vorerst bei der seit 1. Februar gültigen Regelung: Die Kinderärzte aus dem Zollernalbkreis müssen an Wochenenden und Feiertagen Notdienst in den Portalpraxen an den Kinderkliniken in Tübingen und Reutlingen leisten, die Ärzte aus dem Kreis Sigmaringen in Singen und Ravensburg. Für die Eltern bedeutet das längere Anfahrtswege und meist auch längere Wartezeiten in den Portalpraxen, die in Zeiten einer Grippewelle hoffnungslos überfüllt sind.

Der Gegenvorschlag aus dem Zollernalbkreis, für die beiden Landkreise eine "Portalpraxis" am Klinikum in Albstadt einzurichten, konnte sich vorerst nicht durchsetzen: Bis zum 7. Januar hatten die Kinderärzte die Möglichkeit, der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg mitzuteilen, ob sie sich an einer Notfallpraxis am Albstädter Krankenhaus beteiligen wollen. "In (der) Umfrage haben sich die Kinder- und Jugendärzten der Landkreise Zollernalb und Sigmaringen nun mit großer Mehrheit gegen eine kinderärztliche Notfallsprechstunde am Krankenhaus Albstadt zu den (...) angebotenen Bedingungen ausgesprochen", teilt die KVBW mit. Wie viele genau dafür und wie viele dagegen waren, konnte der Pressesprecher der KVBW, Kai Sonntag, gestern nicht sagen. Nur so viel: Die Meisten hätten dagegen gestimmt.

Ein Arzt aus dem Zollernalbkreis weiß allerdings mehr: Neun Antworten seien auf das Schreiben der KVBW abgeschickt worden, sagt er: "Drei sind dagegen, einer enthält sich und sechs sind für die Albstädter Lösung. Wahrscheinlich sind auch die, die nicht geantwortet haben, als Gegenstimmen gezählt worden."

Warum einige mit Nein gestimmt haben? Für manch einen Arzt war die Frist zu kurz gesetzt – vor allem dann, wenn er erst am 6. Januar aus dem Urlaub zurückgekommen und die Praxis wegen der Grippewelle überfüllt war. Manche Mediziner hatten um Aufschub gebeten, andere wiederum konnten sich mit den Konditionen der KVBW nicht anfreunden. Die nämlich hatte die Albstädter Lösung nur unter Vorbehalt akzeptiert: wenn die Ärzte die Organisation übernehmen und die Sache auch finanzieren würden. Erschwerend kam hinzu, dass Eltern aus dem Kreis Sigmaringen eine weitere Lösung ins Gespräch brachten: eine Praxis am Klinikum in Sigmaringen.

Den erhofften Aufschub gibt es vorerst nicht. "Die Eltern haben die freie Wahl, welche Notfallpraxis sie aufsuchen", heißt es in der diesbezüglichen Mitteilung der KVBW. Und weiter: "Die KVBW wird ihren Beitrag dazu leisten, Befürchtungen in der Bevölkerung entgegenzuwirken, dass die Notfallversorgung nun nicht mehr gewährleistet sei." "Mal sehen, wie die KVBW das bewerkstelligen will", sagt eine Ärztin aus dem Zollernalbkreis resignierend. Weit mehr als 5000 Unterzeichner habe die Online-Petition für den Erhalt eines Kindernotdienstes im Kreis schon, von Stunde zu Stunde werden es mehr.

Auch Landrat Günther-Martin Pauli will den Entschluss der KVBW nicht einfach so hinnehmen: Die gesetzte Frist sei entschieden zu kurz gewesen, sagt er auf Nachfrage. Und das Anschreiben der KVBW sei den Ärzten zu einem Zeitpunkt ins Haus geflattert, als noch nicht feststand, dass der Landkreis die Finanzierung der Praxis in Albstadt übernehmen werde. Das Thema müsse man gründlich nacharbeiten. In der kommenden Woche werde er sich mit den Kinderärzten aus den beiden Landkreisen treffen und die KVBW dazu einladen. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen.