Notfallpraxis für Kinder? Auf der Zollernalb Fehlanzeige. Foto: Symbolfoto Wüstneck

Lange Wege und Wartezeiten: Patienten werden nach Reutlingen oder Tübingen geschickt.

Zollernalbkreis - Wie sieht es aus, wenn ein Kind am Wochenende oder am Feiertag krank wird? Die kurze Antwort: schlecht. Die längere: Wenn man die Nummer des kinderärztlichen Notdiensts 0180/1 92 93 42 wählt, wird man nach Reutlingen oder Tübingen geschickt.

Es gibt freilich auch die Möglichkeit, sich vom Rettungsdienst in eine Klinik fahren zu lassen – vorausgesetzt, das Kind ist krank genug. Anders gesagt: Die Eltern und ihre kranken Kinder müssen lange Anfahrtswege und stundenlanges Warten in Kauf nehmen.

Der zehnjährige Sohn der Balingerin Silke P. war das nicht. Er habe seit seiner Geburt Probleme mit der Atmung, erzählt die Frau im Gespräch mit unserer Zeitung. Was genau es sei, wisse sie immer noch nicht. "Irgendwas zwischen Asthma und Pseudokrupp, heißt es." Erschwerend komme hinzu, dass der Junge unter einer Refluxerkrankung leide, "und wenn der Schleim in den Magen kommt, muss er spucken".

Das Gute daran: Sie wisse genau, welches Medikament den Schleim löse: "Dann ist die Sache in einer halben Stunde erledigt." Leider gebe es dieses Medikament nur auf Rezept, und das Medikament habe sie nicht immer zu Hause auf Vorrat.

Zweimal sei es in jüngster Zeit schon vorgekommen, dass ihr Sohn außerhalb der Sprechstunden einen Anfall hatte. "In der Notaufnahme im Krankenhaus hat man mir kein Rezept ausstellen wollen. Es hat geheißen, man dürfe das Kind nicht anfassen, es sei kein Kinderarzt da." Sie solle nach Tübingen fahren.

Das habe sie getan und dort zwei bis drei Stunden warten müssen, bis sie an die Reihe kam. Um vom Rettungsdienst gefahren zu werden, sei die Krankheit "nicht schlimm genug" gewesen, und der Krankenwagen habe "keine Ausstattung für Kinder". Kinderfreundlich sei das nicht, sie habe auch schon mal vier Stunden warten müssen, als ihr Sohn Brechdurchfall hatte.

Besser dürfte es auch in naher Zukunft nicht werden: Die Neustrukturierung des kinderärztlichen Notdiensts durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sieht sogenannte "Portalpraxen" vor, die an Kinderkliniken angegliedert sind. Und weil das Zollernalb-Klinikum keine Kinderklinik hat, bleibt es wohl in Zukunft bei drei Möglichkeiten: Reutlingen, Tübingen oder Ravensburg.

Die niedergelassenen Kinderärzte im Zollernalbkreis können sich mit dem Gedanken, in einer der drei Portalpraxen Notdienste zu schieben, nicht anfreunden. Und sie haben auch einen konkreten Vorschlag: eine Notfallpraxis für die Landkreise Zollernalb und Sigmaringen am Albstädter Klinikum, an Sonn- und Feiertagen von 8.30 bis 12 und von 17 bis 19 Uhr, plus telefonische Erreichbarkeit täglich von 7 bis 22 Uhr.

Danach müsste die Versorgung von den Kliniken übernommen werden. Sollte das von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht akzeptiert werden, wird eine andere Möglichkeit ins Spiel gebracht: den kinderärztlichen Notdienst im Zollernalbkreis per Mehrheitsbeschluss aufzulösen und sich dem allgemeinärztlichen Notdienst anzuschließen Die Familien mit Kindern wären über jede Lösung froh. Übrigens: Das Thema soll im kommenden Jahr im Rahmen der Gesundheitskonferenz aufgegriffen werden.