Der 14. Bürgerdialog hatte das Thema "Was wir aus der Krise lernen können". Mit dabei (von links): Landrat Günther-Martin Pauli, Kreisbrandmeister Stefan Hermann, Ullrich Mohr, Vorsitzender der Kreisärzteschaft, und Erwin Biecker, stellvertretender ärztlicher Direktor des Zollernalb Klinikums. Foto: Landratsamt

Mütter beschweren sich beim Sprecher der Kreisärzte Ullrich Mohr, einem der Gäste von Günther-Martin Pauli.

Zollernalbkreis - Aufreger beim Online-Bürgerdialog mit Landrat Pauli: Offenbar hat eine Praxis für Kinderheilkunde kleine Patienten mit Erkältungssymptomen einfach weggeschickt und sie in die Corona-Ambulanz verwiesen – mindestens zwei Mütter berichteten davon, wandten sich an Ullrich Mohr, Sprecher der Kreisärzte. Mohr war einer der Gäste zum Thema "Was wir aus der Krise lernen können."

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Außerdem zu Gast bei dieser 14. Ausgabe des Bürgerdialogs hatte Günther-Martin Pauli Erwin Biecker, den stellvertretenden Ärztlichen Direktor des Zollernalb-Klinikums, und Kreisbrandmeister Stefan Hermann, auch Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz.

"Dass so etwas passiert, ist sehr traurig"

Doch zurück zu den abgewiesenen Kindern mit Erkältungssymptomen. Ullrich Mohr – das war ihm anzumerken – war kurz sprachlos, als er vernahm, was passiert war. Er empfahl betroffenen Eltern, mit dem Kinderarzt oder der -ärztin zu sprechen und nötigenfalls Konsequenzen zu ziehen, sollte sich deren Verhalten nicht ändern.

Später im Dialog kam er wieder auf das Thema zurück: "Dass so etwas passiert, ist sehr traurig. Jeder Arzt sollte seine Patienten unter Einhaltung der Hygienevorschriften untersuchen. Dieses Vorgehen ist nicht mehr korrekt." Nur in der Anfangszeit, als es an Schutzkleidung mangelte, sei so ein Verhalten verständlich gewesen. "Normalerweise sollten auch Kinderärzte Abstriche machen." Mohr versprach, mit den Kinderärzten im Zollernalbkreis über diese Vorfälle zu sprechen.

Video vom Bürgerdialog auf der Facebook-Seite des Landratsamts:

Erwin Biecker vom Zollernalb-Klinikum wurde mehrmals gefragt, wie es um die Immunität einer Person nach einer Corona-Infektion bestellt sei. "Das ist eine sehr spannende Frage, die die Forschung noch beantworten muss", sagte Biecker.

Wie unterscheidet der Laie eine Influenza von Corona?

Denn: Es sei zwar bewiesen, dass die Zahl der Antikörper nach einer überstandenen Infektion abnehme, beziehungsweise, dass keine Antikörper mehr nachgewiesen werden könnten, und dass sich Menschen bereits zum zweiten Mal angesteckt hätten – das bedeute aber nicht unbedingt, dass diese Menschen keine Immunität hätten.

"Es gibt nämlich zwei Arten von Immunität", erklärte er. Die eine sei durch Antikörper gegeben, die andere sei eine zelluläre Immunität. "Dabei werden bestimmte Abwehrzellen darauf trainiert, die Erreger zu töten." Ob Corona die zelluläre Immunität auslöse, sei derzeit nicht klar und müsse noch erforscht werden. "Bis man das weiß", so Biecker, "werden aber noch ein oder zwei Jahre vergehen."

Maßnahmen müssen auch weiterhin gelten

Schon zu Anfang der Live-Übertragung beantworteten der Landrat, Stefan Hermann, Erwin Biecker und Ullrich Mohr die Frage des Abends "Was wir aus der Krise lernen können" in einem Punkt unisono: Sie alle sagten, dass Masken, Handhygiene und die Abstandsregeln geholfen hätten, die Pandemie im Zollernalbkreis in Schach zu halten. Und dass diese Maßnahmen daher auch weiterhin gelten müssten. Ullrich Mohr setzte noch eins drauf und sagte, was man schon kleinen Kindern eintrichtert: "Nach dem Klo und vor dem Essen Händewaschen nicht vergessen!" Das sei die Basis aller Hygienenmaßnahmen.

Kreisbrandmeister Stefan Hermann wurde unter anderem gefragt, wann denn "normale" Brandschutzübungen wieder möglich seien. Hermann dazu: "Bei Einsätzen ist das Risiko, sich anzustecken, erhöht – genauso wie bei Übungen." Deshalb wolle man dieses Risiko auf die Einsätze beschränken und müsse weiterhin in kleinen Gruppen üben. "Damit im Fall des Falles nicht eine ganze Truppe in Quarantäne muss, sondern nur ein Teil. Hermann lobte die Kameraden: "Danke fürs Durchhalten!"

Vergleich Corona- mit Influenza-Infektion

"Wie unterscheidet der Laie eine Influenza von einer Corona-Infektion?", war eine weitere Frage. Hier antwortete wiederum Erwin Biecker. Er sagte, dass eine Influenza in den Sommermonaten sehr unwahrscheinlich sei.

Zu Anfang der Pandemie im März habe man Patienten paralell auf Corona und Influenza getestet. Damals hätten sich die beiden Krankheiten "die Waage gehalten". Nach April sei niemand mehr positiv auf Influenza getestet worden. Influenza sei eine Herbst- und Winterkrankheit und demzufolge derzeit eher auszuschließen.

 Der nächste und letzte Online-Bürgerdialog vor der Sommerpause findet am Dienstag, 28. Juli, ab 18 Uhr statt. Er wird wieder auf der Facebook-Seite des Landratsamtes übertragen und auf der Plattform Instagram. Der vorläufige Arbeitstitel des Dialogs lautet "Weniger Müll im Zollernalbkreis – weg mit dem Plastik", wie der Landrat verriet. Über Plastikmüll war am Montag im Kreistag in Burladingen heftig diskutiert worden.