Ein Kind versteckt sich auf einem Sofa inmitten von Kissen. Die Zahl der psychisch erkrankten Jungen und Mädchen in der Region steigt laut AOK immer mehr an. Foto: AOK

Zahl der Jungen und Mädchen steigt auch im Zollernalbkreis weiter an. Kinderarzt-Besuch immer wichtiger.

Zollernalbkreis - Jeder fünfte Junge beziehungsweise jedes siebte Mädchen war laut einer aktuellen Auswertung der AOK schon einmal in psychischer ärztlicher Behandlung. Die Kasse rät Eltern, die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt unbedingt wahrzunehmen.

Zuletzt wurden in der Region 3031 Minderjährige wegen einer psychischen Erkrankung behandelt. Fünf Jahre davor waren es noch 2287 junge Versicherte. Damit stieg die Behandlungsprävalenz im Zollernalbkreis durchschnittlich um 4,9 Prozent pro Jahr, mehr als doppelt so schnell wie auf Landeseben mit durchschnittlich 2,3 Prozent pro Jahr.

Insgesamt befanden sich in Baden-Württemberg im Jahr 2018 124.970 Kinder und Jugendliche wegen psychischer Krankheiten in stationärer oder ambulanter Behandlung, davon 74 492 Jungen und 50 468 Mädchen. Das entspricht 17 Prozent aller Minderjährigen.

Viele Umstände tragen zur Entstehung bei

Zu den häufigsten Diagnosen zählen das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), soziale Verhaltens- oder Essstörungen. Aber auch Entwicklungsstörungen, die wiederum häufige Erkrankungen mit geringem Krankheitswert wie etwa eine Lese- oder Rechtschreibschwäche enthalten, werden zu den psychischen Erkrankungen gezählt.

Dies könnte den hohen Anteil der Betroffenen im Grundschulalter, nämlich 30 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen, erklären. Mit zunehmendem Alter geht die Behandlungsprävalenz wieder zurück. "Zur Entstehung und zum Verlauf von seelischen Erkrankungen tragen viele Umstände bei, unter anderem individuell-lerngeschichtliche sowie psychosoziale Faktoren", sagt Sabine Knapstein, Ärztin und Psychotherapeutin bei der AOK.

Vorsorge-Untersuchungen einhalten

Oft sei es bei Kindern und Jugendlichen sehr schwer zu erkennen, wann eine ärztliche Beratung oder Behandlung notwendig wird. Deshalb sei es sehr wichtig, die regelmäßigen Vorsorge-Untersuchungen beim Kinder- und später auch beim Jugendarzt einzuhalten.

Seitens der AOK habe man sich zu dem Thema mit Hausärzten, Kinder- und Jugendärzten, Psychotherapeuten und Psychiatern darauf geeinigt, die Versorgung auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Fachbereichen zu einem Hilfenetz zusammenzuführen. "Teil dieses Netzes sind auch Sozialpädagogen des Sozialen Dienstes der AOK, die den Betroffenen und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite stehen", so die AOK-Ärztin.

Ansprechpartner des Sozialen Dienstes der AOK Neckar-Alb vor Ort ist zu dem Thema Isabella Manos. Sie ist unter Telefon 07433/2 622 715 zu erreichen.