Der Speck muss weg – schon weil das gesünder ist. Foto: ©Africa Studio - stock.adobe.com

AOK Neckaralb weist auf Gefahren von Übergewicht sowie Hilfs- und Beratungsangebote hin.

Zollernalbkreis - Die Zahl übergewichtiger Kinder steigt in der Region jährlich an. Besonders stark betroffen ist laut aktuellen Zahlen der AOK der Zollernalbkreis. Die AOK-Gesundheitsexpertin Ute Streicher ermahnt Eltern, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Denn wer übergewichtig sei, bleibe das meist ein Leben lang.

679 Kinder unter zwölf Jahren waren in den Kreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb wegen krankhaften Übergewichts (Adipositas) in ärztlicher Behandlung – 80 Kinder mehr als noch vor fünf Jahren. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der AOK hervor. Jungen und Mädchen waren dabei gleichermaßen betroffen.

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Als übergewichtig gilt ein Kind, wenn es einen Body-Mass-Index (BMI) oberhalb von 90 Prozent seiner Altersgruppe hat, als adipös, wenn der BMI im Altersvergleich sogar über 97 Prozent liegt.

Zollernalbkreis mit schlechtem Beispiel voran

Die AOK-Statistik zeigt, dass vor allem der Zollernalbkreis mit einer jährlichen Steigerung von 7,1 Prozent negativ auffällt gegenüber der gesamten Neckar-Alb-Region mit lediglich 0,9 Prozent jährlicher Steigerung. In ganz Baden-Württemberg registriert die Kasse im Durchschnitt 1,7 Prozent mehr Behandlungsfälle im Jahr.

"Das macht mir Sorge", sagt die Gesundheitsexpertin Ute Streicher. "Meine Kollegen und ich können betroffenen Kindern und deren Eltern helfen", so Streicher weiter.

Der Kinder- und Jugendarzt beziehungsweise Hausarzt sei aber die erste Anlaufstelle, um das Thema Übergewicht oder Adipositas anzupacken. Dieser beurteile die Gesundheitsgefährdung und leite die erforderlichen weiteren Maßnahmen ein. "Wir als AOK können dann mit Beratungen oder speziellen Kursen hinsichtlich einer individuell geeigneten und zielführenden Ernährungsumstellung oder Lebensstiländerung weiterhelfen."

Eltern sollen sensibilisiert werden

Obgleich die Erbanlagen auch die Gewichtsentwicklung beeinflussen, sind diese nur selten für Übergewicht oder Adipositas im Kindes- und Jugendalter maßgeblich verantwortlich. Entscheidend für die Gewichtsentwicklung eines Kindes sind die Ernährung und die Bewegung. "Ein ungeeignetes Lebensmittelangebot wie zu fettiges oder zu süßes Essen, der Einfluss von Werbung, zu viel Fernseh- und Medienkonsum, zu wenig Freizeitbewegung oder auch unbewusstes Essen während Mediennutzung sind alles Ursachen des Übergewichtes. Eltern dafür zu sensibilisieren ist unter anderem Aufgabe unserer Beratung", so die Gesundheitsexpertin Streicher.

Angestrebt werden sollte ein konsequenter und anhaltender Abbau von Übergewicht. Das Problem sei nicht in erster Linie das Abnehmen, sondern die dauerhafte Änderung des Essverhaltens und die Stabilisierung des Gewichts. Gelinge es im Kindesalter nicht, das Gewicht auf ein normales Niveau zu bringen, werde es im Erwachsenenalter umso schwerer. Schätzungen zufolge werden 75 Prozent der Kinder, die im Alter von etwa elf Jahren als übergewichtig gelten, im Erwachsenenalter sogar adipös.

Erster Ratschlag: Mehr Bewegung

"Meine erste Empfehlung bei Gewichtsproblemen bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen ist immer: mehr Bewegung in den Alltag einbauen", sagt Ute Streicher. Kurze Strecken könnten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, statt das Auto zu nutzen. Kindern sollte zudem Freude an Sport und Bewegung vermittelt werden. Eltern sollten ihren Kindern ein Vorbild sein. Dasselbe gelte auch für das Ess- und Trinkverhalten.

Anlaufstelle für Betroffene ist etwa das AOK-Gesundheitszentrum in Balingen, Telefon 07433/2 62 13 01.