Wohin man auch blickt, so ganz klar ist noch nicht, wo das neue Großgefängnis gebaut wird. Meßstetten hat vielleicht eine Chance, Hechingen ist aber außen vor. Foto: Rehder

Regierung favorisiert Standort im Schwarzwald-Baar-Kreis. Aus für Hechingen besiegelt. Rottweil Platz 2.

Zollernalbkreis - Die Regierungsspitzen haben in Sachen Gefängnis entschieden. Wie zu erwarten, wird der beim Suchlauf vorne platzierte Standort Tuningen/Weigheim untersucht. Meßstetten hat noch eine Chance, ebenso Rottweil. Hechingen aber ist ausgeschieden.

Die Entscheidung hat auf sich warten lassen. Schon vor Wochen wollten Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und die beiden SPD-Minister Nils Schmid (Wirtschaft und Finanzen) und Rainer Stickelberger (Justiz) bekanntgeben, wo das neue Gefängnis für den Raum Rottweil-Donaueschingen-Tuttlin-gen hinkommen soll. Zuletzt sind zwei bereits anberaumte Gesprächstermine im Dezember geplatzt, gestern nun hat das Treffen stattgefunden.

Die Regierungsspitze hält am Ergebnis des Suchlaufs fest: Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten teilt das Finanzministerium mit, dass Kretschmann, Schmid und Stickelberger übereingekommen seien, "in erster Linie die beiden erstplatzierten Standorte Tuningen und Weigheim näher zu untersuchen". Danach sollten die vier Standorte auf dem Gebiet der Stadt Rottweil (Bitzwäldle, Hochwald, Stallberg und Esch) und, "aus Konversionsgesichtspunkten", auch der Standort Meßstetten geprüft werden. Außen vor bleiben die Standortvorschläge Rottenburg (weitere Haftanstalt), Hechingen und Dietingen (Kreis Rottweil).

Der Neubau einer Justizvollzugsanstalt für 400 bis 500 Gefangene in Tuningen und Weigheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) schiebt den Bemühungen und Hoffnungen auf Rottweiler Seite einen Riegel vor. Eine Hintertür könnte sich indes noch auftun: Zunächst müssten dort die baurechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Gemeinderäte und die Bürger mit einem Gefängnisbau auf dem privatem Grundstück einverstanden sein.

Dass das eine hohe Hürde sein kann, zeigt gerade das Beispiel Rottweil. Nachdem trotz heftiger Widerstände der Standort Bitzwäldle – dieser befindet sich an der Kreisgrenze zum Zollernalbkreis in der Nähe von Schömberg und Schörzingen – vom Gemeinderat einstimmig beschlossen worden war, machte der anhaltende Bürgerprotest zusammen mit dem Regierungswechsel die Pläne der Stadtverwaltung und des Rats zunichte. Hier im Zollernalbkreis formierte sich in Schömberg und Schörzingen der Widerstand. Unterstützung erhielt dieser von Landrat Günther-Martin Pauli, der sich persönlich in diesen Konflikt einschaltete, zum Ärger des Rottweiler Oberbürgermeisters Ralf Broß.

Kretschmann hatte den Gefängnisgegnern im Frühjahr 2011 versprochen, die Standortfrage neu aufzurollen, sollte er zum Ministerpräsidenten gewählt werden. So kam es dann auch. Übrigens erhielt er in den direkt betroffenen Rottweiler Ortsteilen Zepfenhan und Neukirch einen immens hohen Zuspruch.

Broß – überrascht, dass der Schwarzwälder Bote und nicht die Regierung die Nachricht überbringt – weist auf den kommunalpolitischen Konsens hin, dass auf Rottweiler Gemarkung grundsätzlich ein JVA-Standort in Frage komme. Was den zeitlichen Rahmen anbelangt, bleibt die Mitteilung aus Stuttgart vage: Ob Meßstetten und Rottweil parallel oder erst nach den Tuninger und Weigheimer Vorschlägen untersucht werden, ist ebenso offen, wie die Frage, ob tatsächlich alle vier Rottweiler Favoriten gemeint sind. Denn der Suchlauf hatte eigentlich das Bitzwäldle und den Stallberg ausgeschlossen.

Man sieht: Das letzte Wort in Sachen JVA dürfte da noch nicht gefallen sein.