Segnend hebt Papst Franziskus die Hand. Foto: dpa

Vertreter der katholischen Kirchen im Zollernalbkreis werten die Wahl von Jorge Mario Bergoglio durchweg positiv.

Zollernalbkreis - Pastoralreferent Juan Pablo Perisset aus Haigerloch-Stetten ist stolz und glücklich über die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst. Schließlich ist es sein Landsmann.

Die Wahl hat der gebürtige Argentinier, der seit über 20 Jahren in Deutschland lebt und Pastoralreferent der Seelsorgeeinheit Eyachtal ist, zu der Bad Imnau, Hart, Owingen, Stetten und Trillfingen zählen, wie Millionen andere Menschen im Fernsehen verfolgt. Seine erste Reaktion: "Ich bin stolz und glücklich, dass ein Argentinier, also jemand von der "anderen Seite der Welt" als Papst gewählt wurde. Er bringt dadurch auch einen anderen Blick in die Weltkirche ein."

Vor allem die Herkunft des argentinischen Kardinals, der aus dem Orden der Jesuiten hervorgegangen ist, findet Perisset interessant. Dieser Orden habe sich früher im nordargentinischen Grenzgebiet zu Paraguay und Brasilien für die Rechte der indianischen Bevölkerung eingesetzt, sei aber im Zuge machtpolitischer Machenschaften in dieser Region aufgelöst worden.

Und was sagt der Pastoralreferent zur Wahl von Franziskus als Namen für den Neuen Papst? "Der heilige Franz von Assisi als Gründer des Bettelordens und als große kirchliche Gestalt des Mittelalters steht für geistliche Erneuerung der Kirche von innen heraus und den Auftrag: Kümmert euch um die Armen."

Aber noch etwas lässt sich für ihn mit diesem Namen gut verbinden: Franziskus stehe für eine Kirche von Schwestern und Brüdern. Das hierarchische Gefälle war Franziskus nicht wichtig. Der Name steht für eine kollegiale Kirche, in der es "nicht mehr Männer und Frauen gibt" – wie der Galaterbrief sagt – sondern, so zitiert Perisset den Brief des Apostels Paulus, alle Getauften "einer sind in Christus".

Mit der Wahl des Kardinals zum neuen Papst verknüpft Juan Pablo Perisset auch bestimmte Erwartungen und zwar, dass es mit ihm neben den brennenden Fragen der Ökumene eine größere Einbeziehung der Bischöfe in Fragen und Entscheidungen der Weltkirche gibt, vielleicht auch in der Form eines neuen Konzils, wonach auch viele Menschen sich heute sehnen und damit die Entscheidungsbefugnisse der Ortskirchen gestärkt werden.

Der Wahl-Stettener ist sich sicher, dass in Argentinien der Jubel nach den berühmten lateinischen Verkündungsworten "habemus papam" (wir haben einen Papst) groß war, zumal es der Wirtschaft schlecht geht und Armut und Korruption zunehmen.

Der katholische Stadtpfarrer Benedikt Ritzler aus Hechingen ist sehr überrascht, dass Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst gewählt wurde. "Ich habe mich gefreut, weil er aus Lateinamerika kommt", sagt er. Jeder Kontinent und jedes Land habe seine eigene Kultur, die wohl auch Papst Franziskus mit in sein Amt einbringen werde. Ritzler erhofft sich von dem neuen Kirchen-Oberhaupt neue Impulse, beispielsweise bei der Glaubenserneuerung. "Es gilt abzuwarten, wie er die Zeichen setzen wird", sagt Benedikt Ritzler.

Pater Artur Schreiber von der katholischen Seelsorgeeinheit in Bisingen hat gelacht, als er erfahren hat, dass ein Kardinal Papst geworden ist, mit dem niemand gerechnet hat. "Der Geist Gottes hat anders gewirkt als alle erwartet haben", sagt er. "Gott hat Humor." Er erwartet, dass Papst Franziskus die Kirche als Hirte weiterführt. Neuerungen fordert er nicht. "Reformen müssen bei den Christen selbst anfangen", meint der Pater.

"Ich bin sehr erfreut, dass die Kardinäle einen Nichteuropäer gewählt haben – das habe ich mir im Geheimen gewünscht", verrät Elisabeth Hausch, stellvertretende Vorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats Ebingen. Den Lateinamerikaner als Papst begrüßt sie: "Sein Auftritt hat gezeigt, dass Franziskus sehr bescheiden ist." Franziskus – ein bisher noch nie dagewesener Name, der für Hausch für die Armen der Welt steht: "Nomen est Omen. Ich denke, den hat er ganz bewusst gewählt."

Was sie von dem neuen Kirchenoberhaupt erwartet? Man könnte nun sicher viel erwarten, aber es sei ein schweres Amt, sagt Hausch. "Er wird seine ganze Kraft brauchen. Die Menschen auf dem Petersplatz hat er nicht umsonst gebeten, für ihn zu beten." Man müsse abwarten, was passiert: "Die Kirche ist ein großer Apparat, der sich sicher nur träge in Bewegung setzt."

Gar nicht langsam fand der Schömberger Pfarrer Johannes Holdt hingegen das Konklave: "Ich freue mich, dass es so schnell gegangen ist", erklärt er und fügt hinzu: "Den Kardinälen ist es gelungen, alles sehr diskret durchzuführen – die Geheimhaltung wurde absolut gewahrt." Er habe selbst zweimal hinhören müssen, als der Name des neuen Papstes verkündet wurde: "Ich war ziemlich überrascht, den Namen hat man vorher nicht oft gehört". Von Franziskus habe er jedoch sofort einen angenehmen Eindruck gehabt: "Er wirkte sehr väterlich und gewinnend. Ich fand es auch sehr gut, dass er für seinen Vorgänger gebetet hat." Den Namen des Pontifex sieht Holdt auch als ein politisches Signal: "Franziskus gibt den Armen eine Option", meint er. "Es wird sicher einen neuen Akzent in der Kirche geben, vielleicht auch in der Weltpolitik. Er könnte Flagge gegen überbordenden Kapitalismus zeigen."