Marc Werz leert in Balingen eine Urne mit Briefwahlstimmen. Die Wahlbeteiligung im Zollernalbkreis lag bei der Europwahl deutllich über der von 2014. Foto: Maier

CDU und SPD verlieren. Deutlichster Wahlgewinner sind die Grünen. Mit Kommentar

Zollernalbkreis - Im Kleinen spiegelt sich das Große: Der Zollernalbkreis hat seinen Teil zum deutschlandweiten Europawahlergebnis beigetragen. CDU und SPD verlieren, die nachfolgenden größeren Parteien legen an Stimmen zu.

Deutlichster Wahlgewinner sind die Grünen: Im Vergleleich zum Europawahl-Ergebnis 2014 legt die Partei um satte 8,8 Prozent zu, das bedeutet fast eine Verdoppelung. "Super, wir sind sehr zufrieden", sagt Erwin Feucht, Mitglied des Kreisvorstands. Das gute Ergebnis sei eine Bestätigung der Arbeit der Grünen – und dafür, dass "grüne Themen" mittlerweile in der Mitte der Bevölkerung angekommen seien. Gespannt ist Feucht darauf, ob die "grüne Erfolgswelle" auch bei den Kommunalwahlen bemerkbar ist.

Zugewinne verbucht auch die AfD. Sie kommt nach 8,5 Prozent im Jahr 2014 auf nunmehr 12,6 Prozent. Ebenfalls einen satten Zuwachs – wenn auch auf niedrigerem Niveau – verzeichnet die FDP. Die Liberalen erreichen sogar wieder die symbolkräftige Fünf-Prozent-Marke, die bei der Europawahl allerdings ohne Bedeutung ist und kommen auf 8 Prozent. Der FDP-Kreisvorsitzende Stephan Link zeigte sich am Abend zufrieden – damit liege man über dem Ergebnis im Land sowie bundesweit, und es sei ein Zeichen für die "liberale Basis" im Kreis. Die Linken fallen auf 2,5 Prozent. Andreas Hauser bezeichnet dieses Ergebnis als enttäuschend: "Wir hätten uns mehr erwartet."

Herbes Ergebnis fährt SPD im Zollernalbkreis ein

Damit zu den Verlierern. Ein – wieder einmal, muss man wohl so sagen – herbes Ergebnis fährt die SPD im Zollernalbkreis ein: Mit 11,5 Prozent, 8,4 weniger als 2014, ist sie nur noch viertstärkste politische Kraft. Die Genossen seien ernüchtert und ratlos, so der Kreisvorsitzende Alexander Maute: "Wenn die Bürger im Zollernalbkreis der AfD größeres Vertrauen zusprechen als der SPD, für ein gerechtes und sicheres Europa einzustehen, dann fehlen mir schlicht die Worte". Offenbar sei es nicht gelungen, "unsere Vorstellungen von einem sozialen Europa aufzuzeigen", befindet der SPD-Politiker.

Prozentual die größten Verluste einstecken muss die CDU, die im Zollernalbkreis gleichwohl stärkste Kraft bleibt. Nach 45,5 Prozent vor fünf Jahren kommen die Christdemokraten nur noch auf 35,6 Prozent. Nun gelte es, sagt der hiesige CDU-Bundestastagsabgeordnete Thomas Bareiß, bei den Wählern Vertrauen zurückzugewinnen. Ein zweistelliges AfD-Ergebnis sei für ihn nicht hinnehmbar. Und auch am "grünen Rand" müsse die CDU stärker angreifen und "grüne Widersprüche offenlegen".

Bareiß weiter: "Ich bin davon überzeugt, dass Wohlstand und Sicherheit, Tradition und Fortschritt, Heimat und Naturschutz nur mit der Volkspartei CDU unter einen Hut zu bekommen ist."

Kommentar: Hinter Europa

Den traditionellen Volksparteien laufen auch im Zollernalbkreis immer mehr Wähler davon. Die CDU bleibt zwar stärkste Kraft. Das kann aber angesichts eines Verlusts von fast 10 Prozentpunkten kein Trost sein. Die SPD ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Der Partei kann man im Zollernalbkreis, was überregionale Wahlen angeht, fast schon beim Dahinsiechen zuschauen. Dagegen sind die Grünen auf dem Weg, sich als neue, starke Kraft zu etablieren. Fast eine Verdopplung des Ergebnisses: Respekt. Jenseits der einzelnen Prozentzahlen zeigt sich, dass die große Mehrheit der Menschen im Zollernalbkreis weiter hinter der Europa-Idee steht. Daran kann die AfD, angetreten als Anti-EU-Partei, wenig ändern. Im Vergleich zu vor fünf Jahren legt sie im Kreis zwar zu, aber bei weitem nicht so sehr, wie sie sich das selbst wohl erhofft hatte. Und das ist gut so.