Keine Schule, kein Stress: In Zeiten von Corona bleibt vielen mehr Zeit für die, die einem wirklich wichtig sind. Foto: Ungureanu

Es tut gut, daheim zu bleiben, zu entschleunigen, mehr Zeit zu haben für die, die einem wirklich wichtig sind.

Zollernalbkreis - "Corona-Hausarrest" – für Wochen: Quengelnde Kinder, die in den erzwungenen "Ferien" keine Lust auf Hausaufgaben haben? Eltern, denen das viele Fernsehen auf den Geist geht? Null soziale Kontakte zu Nachbarn, Freunden, Familie? Keine Besuche mehr bei Freunden, Großeltern oder anderen Bezugspersonen? Kein Kino, keine Pizza beim Italiener, kein Kebab beim Türken, kein Training im Verein?

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Auf den ersten Blick ist das ärgerlich. Auf den zweiten zeigt sich, dass das ungewohnt intensive Zusammensein auf engem Raum und die gemeinsame Zeit auch Vorteile hat: "Mama", sagt der siebenjährige Sohn, "ich wünsche mir, dass es für immer so bleibt." Er hat bemerkt, dass man jetzt mehr Zeit für einander hat, mehr Zeit mit der Familie. Er hat bemerkt, dass man jetzt plötzlich Dinge tun kann, die man sonst nur noch ganz selten am Wochenende tut. Gemeinsam spielen. Gemeinsam abhängen. Mit Mama und Papa spazieren gehen. Im Garten das kleine Fußballtor aufstellen und mit Mama und Papa kicken. Viel reden. Den anderen zuhören.

Ähnlich sehen das, wie eine befreundete Balinger Psychologin erzählt, auch viele andere Familien mit Kindern. Immer wieder höre sie von Patienten, dass es gut tue, daheim zu bleiben, zu "entschleunigen", mehr Zeit zu haben für die, die einem wirklich wichtig sind.

Wichtig ist in dieser Zwangspause auch ein strukturierter Tagesablauf mit festen Schlaf- und Essenszeiten. Er gibt, wie Kinderpsychologen wissen, Halt und Sicherheit. Gewohntes sollte möglichst beibehalten, Absprachen und Zusagen jetzt ganz besonders zuverlässig eingehalten werden. Genau so wichtig sind auch körperliche Betätigungen wie Radfahren oder Ballspielen und Zeit an der frischen Luft.

Stress und Anspannung abbauen

Durch Bewegung, so zeigt die Erfahrung von Pädagogen und Psychologen, können Anspannung und Stress abgebaut werden. Ganz zu schweigen von einer gesunden Ernährung: Die ist immer wichtig, jetzt mehr noch als sonst. Und es gibt jetzt genügend Zeit, gemeinsam Kartoffeln zu pellen, Zwiebeln zu schneiden und was Leckeres zu kochen.

Wichtig ist auch, dass den Kinder vermittelt wird, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Situation leisten können. Und selbst wenn die persönlichen Kontakte nicht mehr stattfinden, ist die Kommunikation mit Gleichaltrigen nicht unmöglich: Digitale Kommunikation und Online-Spiele werden Fachleuten zufolge in der kommenden Zeit an Bedeutung gewinnen. Dabei seien auch die Eltern in der Pflicht: Sie müssen mit den Kindern und Jugendlichen möglichst klare Zeitabsprachen treffen, gleichzeitig aber auch ihre Haltung zur digitalen Kommunikation neu definieren.

Das "Corona-Hausarrest" birgt auch Konfliktpotenzial: In dieser besonderen Situation, in der sich das Virus immer weiter ausbreitet, kann es zu Stress in der Familie kommen. Konflikte, die vor der Krise bestanden haben, sind durch die neue Situation nicht aus der Welt geschafft. Hier geht es darum, zu beruhigen, den Konflikt zu lösen.

 Wer dabei Hilfe braucht, findet sie bei den Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche in Hechingen und Albstadt. Deren Mitarbeiter sind unter den Telefonnummern 07471/ 93 09 17 10 und 07431/80 00 12 55 erreichbar.

An den Klinikstandorten wurden am Samstag 90 infizierte Patienten betreut, 76 davon stationär, 14 intensivmedizinisch. Am Sonntag musste eine weitere Person intensivmedizinisch behandelt werden.