Bunte Pillen: Viele nehmen sie, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein. Foto: Hiekel

DAK-Gesundheitsreport für den Zollernalbkreis zeigt Veränderungen bei Zahl und Dauer der Krankschreibungen.

Zollernalbkreis - Depressionen und Doping am Arbeitsplatz sind im Zollernalbkreis auf dem Vormarsch. Das geht aus dem neuen Gesundheitsreport der DAK hervor. Insgesamt liegt die Zahl der Ausfalltage in der Region über dem Landesniveau. Fazit: Der Krankenstand ist im vergangenen Jahr um 0,1 Prozent gestiegen und liegt mit 3,4 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 3,3 Prozent. Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 34 krank geschrieben.

Die meisten Ausfalltage erfolgten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden. Diese Diagnose war Ursache für fast jeden vierten Fehltag. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier einen Anstieg um knapp 15 Prozent – deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen kamen mit 18,4 Prozent auf den zweiten Platz, wobei es hier den stärksten Anstieg um über 51 Prozent gab. Dagegen gingen die Atemwegserkrankungen wie Husten und Schnupfen um 28 Prozent zurück und liegen nun unter dem Landesdurchschnitt.

Gerhard Riede von der DAK-Gesundheit verweist darauf, dass Arbeitgeber Hilfe anbieten können, um zum Beispiel längeren Erkrankungen durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorzubeugen. Den betroffenen Mitarbeitern könne ein betriebliches Gesundheitsmanagement gezielt helfen.

Beschäftigte benutzen Medikamente, um leistungsfähiger zu sein

Ein Alarmsignal sieht Riede beim "Hirndoping im Job". Für die Studie hat die Krankenkasse 5000 Männer und Frauen repräsentativ befragt. Fazit: In Baden-Württemberg nutzen 99. 000 Beschäftigte mindestens zweimal im Monat verschreibungspflichtige Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Insgesamt gaben 7,5 Prozent an, wenigstens einmal im Leben gedopt zu haben. Nebenwirkungen und Suchtgefahr seien dabei nicht zu unterschätzen.

Landesweit kennen aktuell 73 Prozent der Befragten den vermeintlichen Nutzen des Hirndopings. Häufig würden dafür Betablocker und Antidepressiva eingesetzt, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten verschrieben werden, weiß Riede.

Auslöser für den Griff zur Pille seien meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Männer würden eher zu leistungssteigernden Mitteln greifen, Frauen dagegen zu stimmungsaufhellenden Medikamenten. "Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Führungskräfte oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen", sagt Riede. Gefährdet seien vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs oder mit unsicherem Arbeitsplatz.