Ringtreffen 2018 in Geislingen: Bei Großveranstaltungen wie dieser gelten immer strengere Sicherheitsvorgaben. Foto: Renz

Ringpräsident Walter Sieber kennt Problem: "Als Veranstalter steht man praktisch mit einem Fuß im Gefängnis."

Zollernalbkreis - Die Fasnet geht in die heiße Phase. Für die Zuschauer sind die Veranstaltungen ein willkommenes Spektakel, für die Veranstalter ein Kraftakt. Erhöhte Sicherheitsvorschriften und Auflagen machen ihnen zu schaffen. "Wir werden von Bürokratie überrollt", sagt Walter Sieber, Präsident des Narrenfreundschaftsrings Zollern-Alb.

Die zusätzlichen Auflagen kommen die Veranstalter teuer zu stehen. Zum einen muss bei Veranstaltungen eine vorgegebene Menge an Sicherheitspersonal zur Verfügung stehen, zum anderen muss für Sondermaßnahmen, etwa für Verkehrsschilder oder Betonpoller, der örtliche Bauhof eingespannt werden. Beides kostet Geld.

Neue Auflagen "total überzogen"?

Walter Sieber erinnert an die Festbändel-Vorschrift, die kreisweit verhängt worden sei, nachdem im vergangenen Jahr an der Fasnet ein Holzlastzug in Gauselfingen an den Fasnetsbändeln hängengeblieben war und mehrere Straßenlaternen umgelegt hatte: "Hundert Jahre lang hat man die Bändel einfach hingehängt, jetzt müssen sie plötzlich reißfest sein, und sie müssen genau 4,50 Meter hoch aufgehängt werden. Das wird von der Verkehrsbehörde mit der Messlatte kontrolliert", so Sieber.

Nicht zu vergessen die Absperrungen bei großen Narrentreffen – und die neuen Auflagen. Die findet er "total überzogen": "Vor 20 Jahren hat man das mit der örtlichen DRK-Bereitschaft ausgehandelt gegen eine Spende von 1000 Euro. Heute muss ein halbes Lazarett da sein und ein Notarzt."

Früher habe niemand fragen müssen, wer hier die Verantwortung übernehme: "Es war Fasnet." Jetzt sei das anders: Zünfte und Veranstalter gerieten – auch durch EU-weite Vorgaben – zunehmend in Schwierigkeiten. Zugegeben, es gebe mehr Alkohol-Exzesse und unschöne Ausschweifungen. Viele gingen nur zu solchen Veranstaltungen, um sich volllaufen zu lassen.

Bei einem Narrentreffen in Benzingen vor 20 Jahren hätten gerade mal fünf Feuerwehrleute für Ordnung gesorgt: "Heute braucht man 25 Security-Leute im Zelt, und das kostet den Veranstalter 10.000 Euro. Security-Firmen schießen wie Pilze aus dem Boden, und eine gute Firma ist ganz schön teuer." Davon ganz zu schweigen stehe man als Vorstand "praktisch mit einem Fuß im Gefängnis".

An solchen Veranstaltungen wolle jeder verdienen – der Zeltverleih, die Security, das DRK und die örtlichen Vereine: "Alle halten die Hand auf. Der Veranstalter ist der Lieferant und schreibt am Ende rote Zahlen." Die Probleme würden für die Veranstalter von Jahr zu Jahr größer. Kein Wunder, dass kaum noch jemand bereit sei, eine größere Veranstaltung auszurichten oder in einer Zunft Verantwortung zu übernehmen.

Was die Verkehrssicherheit und die Kontrollen angeht, da seien die Städte und Gemeinden zuständig. Im Zollernalbkreis klappe die Zusammenarbeit gut, sagt Sieber. In anderen Landkreisen sei das nicht selbstverständlich: Da könnten für das Ausleihen von ein paar Verkehrsschildern auch mal 5000 Euro verlangt werden. "Klar, dass auch der Bauhof Geld kostet", räumt Sieber ein. Wenn Straßberg von Ebingen "ein paar Täfele" ausleihe, koste auch das Geld. Aber dass in Haigerloch die Narren geschult worden seien, wie Bauzäune und Verkehrsschilder aufzustellen seien, sei doch "total überzogen".

Was Walter Sieber weiß: "In zwei Wochen ist erst mal alles rum. Und in einem Jahr fangen wir von vorne an."