Vorsicht, wenn es am Telefon um Geld oder persönliche Daten geht: Der Anrufer ist unter Umständen nicht der, für den er sich ausgibt. (Symbolfoto) Foto: Gabbert

Polizei und Weißer Ring warnen vor Call-ID-Spoofing: Die Rufnummer ist echt, der Gesprächspartner nicht.

Zollernalbkreis - Die neueste Masche heißt "Call-ID-Spoofing". Gauner versuchen per Telefonanruf ans schnelle Geld zu kommen, indem sie Gutgläubige hereinlegen. Polizei und Weißer Ring waren vor dieser Betrügerei.

Das Telefon klingelt: "Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen", sagt die Stimme am anderen Ende. Nicht mit mir, denken viele und legen auf. Aber dann klingelt das Telefon wieder. Angeblich ist eine Rechtsanwaltskanzlei dran, es gehe um die Abwicklung des Gewinns. Mehrere Hunderttausend Euro werden versprochen.

Einige Zeit später die nächste Überraschung: Wieder klingelt das Telefon, laut Display ein Ortsgespräch. Dieses Mal meldet sich angeblich die Polizei: Die Lotteriegesellschaft sei seriös, der Gewinn sei echt. Lediglich 25 000 Euro müssten vorgestreckt werden, um entstandene Auslagen zu decken. Dann werde der dicke Gewinn überwiesen. Ein vermeintlicher Polizist holt das Geld ab, direkt an der Tür. Das Geld ist futsch.

"Call-ID-Spoofing" heißt die neue Masche. Laut Polizeisprechet Thomas Kalmbach sind auch im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen einige Fälle bekannt.

Grundsätzlich seien diese Geschichten schwer zu recherchieren, für diese Art von Delikten gebe es gar keinen Spezialbegriff, sagt er. Aber sie seien vielschichtig: Der Anrufer könne sich als Mitarbeiter der Verbraucherschutz-Zentrale ausgeben oder als Polizeibeamter, als Staatsanwaltschaft oder Anwaltskanzlei. Das Fiese daran: Die Nummern, die im Display erscheinen, sind tatsächlich die Nummern der Polizei, der Staatsanwaltschaft oder einer Anwaltskanzlei. "Ein Betrüger hat sich sogar als Bundeskriminalbeamter ausgegeben, und wenn man die Rückruftaste drückte, kam man tatsächlich beim BKA in Wiesbaden raus", sagt Kalmbach.

Eigentlich müsste der normale Menschenverstand reichen, um nicht hereinzufallen, meint der Polizeisprecher. Sein Rat: Auf jeden Fall die Nummer, die im Display erschienen ist, zurückrufen und nachfragen, was es mit dem Anruf auf sich habe. Denn keine oder eine falsche Rufnummer im Display erscheinen zu lassen, sei in Zeiten von "voice over IP" (VoIP) kein Hexenwerk. Es gebe professionelle Anbieter, über die man die eigene Rufnummer verschleiern könne.

Opfer über staatsanwaltliche Ermittlungen informiert

Oft erledige sich die Sache von selbst, wenn man eine schriftliche Benachrichtigung oder Zahlungsaufforderung verlange: "Ich reagiere erst, wenn ich etwas im Briefkasten habe." Ganz wichtig: Auf keinen Fall am Telefon persönliche Daten wie Bankverbindung und Kontonummer oder irgendwelche Passwörter preisgeben.

"Man muss hartnäckig bleiben, denn die Anrufer sind sehr forsch und redegewandt", weiß Kalmbach. Im Zweifelsfall sollte man sich an die örtliche Polizei wenden. Hilfreich sei es dabei, wenn man sich im Lauf des Gesprächs so viel wie möglich notiere, um genaue Angaben machen zu können.

Vor dem sogenannten "Call-ID-Spoofing" warnt auch der Weiße Ring. Wer von Anwälten angerufen werde und am Telefon zu Strafzahlungen oder der Herausgabe sensibler Daten gedrängt werde, sollte dies zunächst nicht tun. Bei der aktuell weit verbreiteten Masche werde das Opfer von einem vermeintlichen Staatsanwalt angerufen und über bevorstehende staatsanwaltliche Ermittlungen informiert.

Der falsche Staatsanwalt rate dem Opfer, sich Beistand von einem Rechtsanwalt – in Wahrheit ein Komplize – zu holen, um die Angelegenheit außergerichtlich aus der Welt zu schaffen. Kurze Zeit später rufe der falsche Rechtsanwalt beim Opfer an und rate ihm, mehrere tausend Euro auf ein bestimmtes Konto einzuzahlen und so dem vermeintlichen Strafverfahren zu entgehen.

Von der Drohkulisse eines Ermittlungsverfahrens sollte man sich nicht einschüchtern, rät die Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings, Bianca Biwer. Um sicher zu gehen, sollte man nicht einfach auf die Rückruftaste drücken, sondern die Nummer von Staatsanwaltschaft oder Anwaltskanzlei selbst im Telefonbuch oder im Internet heraussuchen. Noch etwas: Eine Zahlungsaufforderung von Seiten der Behörden erfolge niemals telefonisch, und über ein Ermittlungsverfahren werde man schriftlich benachrichtigt.

Wer dennoch auf diese Betrugsmasche hereingefallen ist, kann sich mit dem Weißen Ring im Zollernalbkreis unter der Telefonnummer 0151/55 16 46 32 in Verbindung setzen. Die Mitarbeiter helfen den Opfer solcher Straftaten weiter. Wer einen Betrugsversuch vermutet, sollte sich auf jeden Fall an die Polizei unter Telefon 07433/26 40 wenden.