Roland Eulenberger berichtet den Besuchern aus Balingen über Beruf und Ausbildungsmöglichkeiten unter Tage. Foto: Fechter

Agentur für Arbeit stellt jüngste Entwicklungen im Haigerlocher Salzbergwerk vor.

Zollernalbkreis - Unterirdisch sind die Arbeitsmarktzahlen im Bezirk der Agentur für Arbeit nicht, im Gegenteil: Die Auszählung im September ergab erstmals seit Beginn der Corona-Krise einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Dennoch ging die Agentur unter Tage, um ihre Zahlen zu präsentieren: ins Salzbergwerk der Wacker Chemie in Haigerloch.

In der imposanten Kulisse des Barbara-Saals gab Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen, die neusten Zahlen bekannt. Zwar mussten sich auch im September wieder 1530 Menschen arbeitslos melden. Im gleichen Zeitraum konnten aber 1590 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Mehr als jeder Dritte von ihnen begann eine Erwerbstätigkeit. Dadurch sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 60 oder 0,8 Prozent auf jetzt 7960.

Arbeitslosenzahlen gehen leicht zurück

"Es gibt einen Bedarf an Arbeitskräften", bilanzierte Traber. Weiterhin seien die Auswirkungen von Corona auf dem Arbeitsmarkt deutlich zu spüren. Die Arbeitslosenzahl sei um 40 Prozent höher als vor einem Jahr: "Das ist schon eine Hausnummer", so Traber. Zum Herbstanfang sei die Arbeitslosigkeit aber erstmals seit Monaten wieder gesunken.

"In den vergangenen vier Wochen gab es viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Dabei überwog die Zahl der Abgänge aus Arbeitslosigkeit die der Zugänge, so dass sich der Arbeitslosenbestand verringerte", berichtete sie weiter. Die Zahl der neuen Arbeitslosmeldungen sei 11,5 Prozent niedriger als im August, gleichzeitig hätten sich fast ein Drittel mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit abmelden können als im Vormonat.

Viele Arbeitslose haben nach den Ferien wieder eine Beschäftigung gefunden oder als Schulabgänger ihre erste Ausbildungs- oder Arbeitsstelle angetreten. Rund 610 Arbeitslose mündeten auf diese Weise in eine Erwerbstätigkeit, 130 beziehungsweise 28,2 Prozent mehr als in den vier Wochen zuvor. 350 begannen eine Ausbildung oder eine Qualifizierungsmaßnahme. Dabei seien Fortbildungsmaßnahmen wegen Corona zeitweise schwierig gewesen. Man habe aber eine gute Balance zwischen Online-Beratung und Qualifizierung vor Ort gefunden.

Priorität hat für die Arbeitsagentur die Vermittlung arbeitsloser Jugendlicher. Die Berater hätten vor allem die Schulabgänger im Fokus. Die Arbeitslosigkeit Jugendlicher sei nach dem Ende der Ferien leicht überdurchschnittlich, wenn auch schwächer als in den Vorjahren, zurückgegangen. Im September ist die Zahl der unter 25-jährigen Arbeitslosen laut Agentur um 40 beziehungsweise 3,8 Prozent auf jetzt 1020 gesunken.

Zahlreiche neue Vermittlungsaufträge

Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen schlägt sich auch in der Arbeitslosenquote nieder, die für den Agenturbezirk nun bei 4,3 Prozent und damit weiter unter dem landesweiten Durchschnitt von 4,6 Prozent liegt. Im Landkreis Sigmaringen liegt die Quote unverändert bei vier Prozent. Für den Zollernalbkreis ergibt sich aus den Anteilen der drei Geschäftsstellenbezirke Albstadt (5,5 Prozent), Balingen und Hechingen (je vier Prozent) eine um ein Zehntel niedrigere Arbeitslosenquote von jetzt 4,5 Prozent.

Der Trend der vergangenen Monate hat sich nicht mehr fortgesetzt, die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften war in den zurückliegenden vier Wochen rückläufig. Die heimischen Betriebe erteilten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Balingen und der Jobcenter Landkreis Sigmaringen und Zollernalbkreis im September 550 neue Vermittlungsaufträge, 215 weniger als im August und knapp 240 weniger als im September des Vorjahres. Derzeit sind der Agentur 3040 freie Stellen zur Besetzung gemeldet.

Ronald Eulenberger, der Standortleiter im Salzbergwerk Stetten, sowie der Ausbildungsmeister Wolfgang Schneider und dessen Stellvertreter Heiko Weißhaar informierten bei dem Agentur-Besuch über Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten im Bergwerk. Ausgebildet werden dort neben Bergleuten auch Elektroniker, Industriemechaniker und Mechatroniker.

Derzeit gibt es im Bergwerk vier Auszubildende. Ziel sei, so Eulenberger, alle Azubis zu übernehmen. Sowohl die Ausbildung als auch die Arbeit unter Tage sei anspruchsvoll und abwechslungsreich. Die Arbeit im Salzbergwerk Stetten verbinde die Vorteile zu einem großen Konzern wie der Wacker-Chemie zu gehören mit der besonderen Arbeitsatmosphäre unter Tage, wo das Zusammengehörigkeitsgefühl sehr stark sei. Die Fluktuation ist laut Ausbildungsmeister Wolfgang Schneider sehr gering: "Wer hier anfängt, bleibt in der Regel auch."