Stefan Herre Foto: Privat

Balinger Abgeordneter Stefan Herre will Landtagsmandat behalten. Drei Kreisräte treten aus.

Zollernalbkreis - Politisches Erdbeben: Der Balinger AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Herre und sein Kollege Harald Pfeiffer aus Böblingen verlassen die Fraktion und die Partei. Drei der vier Zollernalb-Kreisräte treten ebenfalls aus der "Alternative für Deutschland" aus.

Herre begründet seinen Schritt mit "unterschiedlichen Auffassungen über politische Ausrichtungen in der Fraktion und der Partei", die ihm, wie er mitteilt, "keine Perspektive mehr für eine konstruktive politische Arbeit" ließen. Herre und Pfeiffer verlassen die rechte Partei, "weil wir mit ihr unsere liberal-konservativen Werte nicht mehr verfolgen können". In den Kreisverbänden und der Landes-AfD hätten sie, wie sie schreiben, "einige tolle Menschen" kennen gelernt. Sie bedanken sich für den "Rückhalt in Teilen der Fraktion, der Kreisverbände und der Landespartei, vor allem während der Gründungsphase". Ihre Landtagsmandate wollen Herre und Pfeiffer behalten, da sie "die Landespolitik mit Freude verantwortungsvoll mitgestalten möchten".

Kräftig teilt unterdessen der Schwäbisch Haller AfD-Landtagsabgeordnete Udo Stein per Pressemitteilung gegen seine nun ehemaligen Fraktionskollegen Herre und Pfeiffer aus. Stein sieht speziell in den Aussagen von Herre "Egoismus, gepaart mit Sturheit und mangelnder Teamfähigkeit". Herre habe sich, so Stein, zwar durch zahlreiche, "auch sinnfreie" Anfragen an die Landesregierung ausgezeichnet, es sei ihm aber zuvörderst um eigene Interessen gegangen.

"Unsäglicher Rechtsruck"

Stein fordert Herre und Pfeiffer auf, ihre Mandate zurückzugeben: "Wer mit der Ausrichtung der Fraktion nicht mehr zurechtkommt, was durchaus passieren kann, wer sich mit der Partei nicht mehr identifiziert, was auch sein kann, der sollte auch nicht Mandate ausüben und die damit verbundenen Gelder, welche allein über die Partei erlangt wurden, weiter einstreichen."

Gleichzeitig haben die AfD-Zollernalb-Kreisräte Stefan Buck, Jürgen Schiller und Armin Schweitzer am Freitag erklärt, mit sofortiger Wirkung die Partei verlassen zu haben. Fast identisch wie die von Herre und Pfeiffer ist ihre Presseerklärung formuliert. Buck, Schiller und Schweitzer wollen ihre Kreistagsmandate behalten. Die AfD vertritt dann allein Erik Wille im Balinger Kreistag.

Stefan Buck macht, wie er auf Anfrage erklärt, den "unsäglichen Rechtsruck" in der Partei für seinen Austritt und den der beiden Kollegen verantwortlich: "Dafür bin ich nicht in die AfD eingetreten." Dazu seien "Querelen" im Kreisverband gekommen, in dem seiner Ansicht nach der rechtsextreme "Flügel" die Oberhand gewonnen habe. Das habe sich auch bei der Mitgliederversammlung in Ebingen gezeigt, der Buck, Schiller, Schweitzer und Herre fern geblieben waren.

"Wir bleiben im Kreistag", versichert Buck auch im Namen von Schiller und Schweitzer. Zu dritt wolle man eine Fraktion bilden, eventuell mit einem anderen Namen. Es müsse sich noch zeigen, wie sie mit dem verbliebenen AfD-Vertreter Erik Wille zurecht kämen, den Buck dem "Flügel" zurechnet.