Freuen sich auf 6666 Kilometer reines Abenteuer: Kajetan Geiger, Daniel Lebherz, Claudius Kuebart, Peter Schmoll, Andrea Leibfritz und Benedikt Geiger. Foto: Team Sandfire

Sechs junge Leute nehmen an "Allgäu-Orient-Rallye" teil und fahren von Oberstaufen im Allgäu nach Amman in Jordanien.

Haigerloch/Balingen/Albstadt - Sechs junge Leute aus Albstadt, Balingen und Haigerloch, drei alte Kombis, ein großes Abenteuer: die Allgäu-Orient-Rallye. Sie führt über 6666 Kilometer von Oberstaufen im Allgäu nach Amman in Jordanien. Drei Wochen wird das Sextett, das sich "Team Sandfire" nennt, unterwegs sein.

Wer jetzt aber an die Rallye Monte Carlo oder die berühmte Langstreckenrallye Dakar denkt, der liegt nicht ganz richtig. Es müssen zwar Tagesziele erreicht werden, aber es wird ohne Zeitwertung gefahren. Zwischendurch müssen die Teams teilweise recht skurrile Aufgaben bewältigen, die vor allem der Völkerverständigung dienen sollen oder einen sozialen Hintergrund haben. "Wir müssen zum Beispiel Musikinstrumente mitnehmen, die in der Türkei an eine Musikschule gespendet werden", erklärt Teamchef Benedikt Geiger aus Weilstetten. Doch nicht das selbst ausgewählte Musikinstrument wird im Rallyefahrzeug mittransportiert, sondern das eines anderen Teams. Außerdem muss man bis zur Ankunft an der Musikschule etwas auf dem Instrument spielen können.

Zudem gehen die Rallye-Fahrzeuge nach der Ankunft in Jordanien an das jordanische Königshaus über, das die Autos als Ersatzteile verkauft. Der Erlös daraus wird an mehrere Organisationen gespendet und kommt gemeinnützigen Zwecken zugute. Auch der erste Preise für den Rallye-Sieger bleibt im Land: Ein Kamel, dass nachher einem jungen Beduinen oder Farmer gespendet wird, damit er sich eine Existenz aufbauen kann.

Die Allgäu-Orient-Rallye ist als Fernfahrt für Leute mit großer Abenteuerlust, aber kleinem Geldbeutel konzipiert. Kein Auto darf mehr als 1111,11 Euro kosten. Also galt es, zunächst einmal Autos zu finden, die den Preisrahmen nicht sprengen, gleichzeitig aber noch so intakt und robust sind, dass sie die Fahrt durch zehn Länder rings ums Mittelmeer überstehen. Ein Audi mit Allrad-Antrieb sowie zwei VW Passat Kombi bilden nun nach längerer Suche den fahrbaren Untersatz.

Doch mit dem Kauf ging die Arbeit erst los. Die Autos wurde alle so umgebaut, dass man darin genug Material verstauen und auch schlafen kann. Zudem bekamen die Autos größere Räder, Zusatzscheinwerfer und natürlich eine peppige Lackierung, damit das Team auch als solches wahrgenommen wird.

Trotzdem kommen auf das Team wohl Kosten in Höhe von rund 20 000 Euro zu, wie Peter Schmoll aus Owingen schätzt. Deshalb ist dem Team auch weiterhin jeder Sponsor willkommen, und sei es nur durch Sachspenden wie zum Beispiel gebrauchtem Werkzeug. Sich und sein Vorhaben präsentiert das Team "Sandfire" am kommenden Wochenende bei der langen Einkaufsnacht in Balingen.

Erwartungsfroh fiebern die jungen Leute ihrem Abenteuer entgegen, das am 28. April beginnt. Die meisten mussten dafür ihren Jahresurlaub opfern. Eines haben sich die Sechs ebenfalls vorgenommen: Auf ihrem Trip wollen sie auch etwas Gutes tun, das nicht im Rallye-Plan vorgesehen ist. Das "Team Sandfire" will ein Internat für schwerhörige und taube Kinder im Alter von sieben bis 20 Jahren in Bulgarien unterstützen, dafür seine drei Autos mit Spielsachen, Schreibwaren und anderen Sachartikeln vollpacken und auf seiner Zwischenstation Kindern eine Freude machen. "Sandfire" – wie kommt man auf diesen Namen? Inspiriert wurde das Team von aus Australien stammenden kleinen Bartagamen. Von diesen kleinen Echsen hat Benedikt Geiger nämlich ein paar zuhause.

u Das Rallye-Team: "Sandfire" besteht aus Benedikt Geiger (Weilstetten; Elektroingenieur, 28) und seinem Bruder Kajetan Geiger (Weilstetten; Industriemeister, 26), Daniel Lebherz (Albstadt; Industriemeister, 28), Andrea Leibfritz (Frommern; selbstständige Fotografin, 25), Peter Schmoll (Owingen; Fahrzeugtechnik-Ingenieur, 30) und Claudius Kuebart (Ingolstadt; Fahrzeugtechnik-Ingenieur, 29).

u Die Rallye: Es gibt 111 Teams, 333 Fahrzeuge und 666 Teilnehmer. Gestartet wird am 28. April in Oberstaufen, die 6666 Kilometer lange Strecke führt über die Balkanstaaten die Türkei, Zypern, Israel und Palästina nach Jordanien.

u Die Regeln: Es darf auf keinen Autobahnen oder über Mautstraßen gefahren werden, Navigations- oder GPS-Systeme zur Orientierung sind nicht zulässig. Während der Fahrt müssen Sonderaufgaben erfüllt werden.