Schulleiter Eugen Straubinger berichtet in der Sitzung des Schul-, Kultur- und Sozialausschusses des Kreistags und appelliert: "Man darf die Beruflichen Schulen nicht vergessen." Foto: Ungureanu

Schulleiter der Kreisschulen berichten von rückläufigen Schülerzahlen und verschwundenen Klassen.

Zollernalbkreis - Die Schülerzahlen sind rückläufig, die Anmeldungen an den einzelnen Schularten sprechen für sich. Über die Entwicklung an den Kreisschulen informierte Eugen Straubinger, Geschäftsführender Schulleiter der Beruflichen Schulen, im Schul-, Kultur- und Sozialausschuss des Kreistags.

 

Viele Variablen gebe es derzeit im Schulwesen, sagte Dezernatsleiter Karl Wolf eingangs. "Wir sollten die Entwicklung nicht torpedieren, sondern geschlossen darauf eingehen."

Während die Haupt- und Werkrealschulen nach Wegfall der Grundschulempfehlung bei den Anmeldezahlen ein Minus von 28 Prozent verbuchen, schreiben die Realschulen ein Plus von sieben Prozent, die Gymnasien sogar von 18 Prozent. Nur 14,2 Prozent der Schüler entscheiden sich im Zollernalbkreis für eine Haupt- oder Werkrealschule, 40,6 Prozent bevorzugen eine Realschule, 37,5 Prozent ein Gymnasium. Nach Einführung der drei Gemeinschaftsschulen im Kreis haben sich 7,1 Prozent für eine solche Bildungseinrichtung entschieden.

Die Entwicklung liege im landesweiten Trend, sagte Straubinger. Auf Landesebene hätten sich aber noch mehr Schüler für ein Gymnasium entschieden – ganze 44,2 Prozent. "So viele waren davor an Hauptschulen angemeldet." Insgesamt gehe die Zahl der Grundschul-Standorte zurück, die Schulen müssten gebündelt werden. "Die Verlierer sind die Werkrealschulen und die zweijährigen Berufsfachschulen, die Gewinner sind die Gemeinschaftsschulen", resümierte Straubinger. Die nämlich würden in Zukunft auch zur allgemeinen Hochschulreife führen.

"Differenziert, leistungsfähig und wohnortnah"

Nicht vergessen dürfe man die beruflichen Schulen: "50 Prozent der Hochschul-Zugangsberechtigungen werden über berufliche Schulen oder berufliche Gymnasien erlangt." Anders gesagt: "Jeder, der die Voraussetzungen erfüllt, kriegt einen Platz in der Oberstufe." Differenziert, leistungsfähig und wohnortnah – so die Vorgabe für die beruflichen Schulen. Aber wird das auch in Zukunft so bleiben?

Straubinger nannte als Beispiel die Schreinerklasse mit 16 Schülern: "Bei 15 sind wir angehalten, mit den Nachbarkreisen zu kooperieren, etwa mit Tübingen." Insgesamt gebe es Kleinklassen im Bereich Bau-, Holz- und Textiltechnik. Derzeit laufe an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, an der 50 Berufe gelehrt werden, der Versuch, Berufseinstiegsjahr, Berufsvorbereitungsjahr und Berufsfachschule zusammenzuschließen zu "einer Art Gemeinschaftsschule". Chancen sehe man in der Erweiterung der Erwachsenenbildung.

Von ursprünglich sechs Klassen sind in der zweijährigen Berufsfachschule zwei übrig geblieben; im Berufsvorbereitungs- und Berufseinstigsjahr gab es ursprünglich fünf Klassen, jetzt gibt es keine mehr, genau so wie an der Sonderberufsfachschule für Hauswirtschaft.

Mit den rückläufigen Schülerzahlen ist nicht nur die Balinger Philipp-Matthäus- Hahn-Schule konfrontiert. Evelyn Lorch berichtete von dem Schulversuch, an der Albstädter Walther-Groz-Schule ein Gymnasium für internationale Wirtschaft mit internationalem Abitur und Allgemeiner Hochschulreife einzurichten; Norbert Speidel von den Kaufmännischen Schulen Hechingen sagte, man dürfe nicht mehr auf Wachstum setzen, man müsse die Angebote konzentrieren.

Karl-Heinz Rauch von der Alice-Salomon-Schule in Hechingen sieht große Chancen im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe. Wolfgang Wunder von der Hauswirtschaftlichen und Sozialpädagogischen Schule in Albstadt sagte, Zuwachs sei nicht mehr das Thema: "Ziel ist es, das Angebot zu halten." Dazu sollten die Schulen im Kreis stärker kooperieren, um die Schüler nicht zu zwingen, nach Reutlingen oder Tübingen zu gehen.