Aufgeweichter Boden nach tagelangem Dauerregen macht Hanglagen zur Risikozone. Vereintes Lob.
Zollernalbkreis - Das Hochwasser ist – in den meisten Orten – weitgehend überstanden. Nun drohen andere Gefahren von oben: nicht vom Himmel, sondern von den Hängen.
"Betreten strengstens verboten!" Das gilt zurzeit überall im Zollernalbkreis in den Wäldern. Denn dort, so erklärt Anton Reger, Erster Bürgermeister in Albstadt, halte sich die Feuchtigkeit im Boden nach den starken Regenfällen der zurückliegenden Woche am längsten.
An zahlreichen Stellen sind die Hänge bereits talabwärts gerutscht. Besonders dramatische Beispiele sind in der Nähe des Pfeffinger Skilifts, bei der Osterquelle zwischen Ebingen und Truchtelfingen nördlich des Klarahofs, im Bannwald Untereck bei Laufen sowie an der Zufahrt zum Tierberg in Lautlingen zu finden. Schäden an Häusern in Albstadt hat es laut Reger aber bisher nur in einem Fall gegeben: bei einer Familie in Pfeffingen, deren Wege rund ums Haus durch einen Erdrutsch zusammengeschoben wurden.
"Wir haben überall, wo es möglich ist, Warnungen aufgestellt", erklärt Reger, "und die besonders gefährlichen Bereiche ganz abgesperrt." Wie das Beispiel einer Familie zeigt, die am Wochenende trotz Vollsperrung ins Hochwasser auf der Bundesstraße 463 zwischen Albstadt und Straßberg gefahren ist und gerettet werden musste, ist die Stadt jedoch machtlos gegen Unvernunft. Doch Reger warnt: "Es besteht Lebensgefahr, wenn jemand unbedarft in den Wald geht. Wann die Wassertaschen an den Hängen sich öffnen, wissen wir nicht." Zudem könne jeder Spaziergänger, Radfahrer, Autofahrer dazu beitragen, das Gelände in Bewegung zu bringen – mit möglicherweise fatalen Folgen für die Unterlieger.
Ämter beobachten die Lage und prüfen Hänge
Das Amt für Wasser- und Bodenschutz sowie das Forstamt des Landratsamtes werden die Situation der Hangrutschungen gemeinsam mit der Stadtverwaltung Albstadt weiter beobachten und die gefährdeten Bereiche sperren, teilt das Landratsamt mit.
Der Schienenverkehr zwischen Burladingen und Hausen im Killertal musste aufgrund eines Erdrutsches am Gleisbett eingestellt werden. Weitere Ausweitungen drohen. Gestern liefen die Bestandsaufnahmen noch weiter.
Die Kreisverwaltung will zu weiteren Untersuchungen das Amt für Geologie und Bergbau konsultieren. Hanglagen und Waldgebiete außerhalb befestigter Ortslagen im Bereich Albstadt sollten unbedingt gemieden werden. Dort bestehe Lebensgefahr, warnt auch Landrat Günther-Martin Pauli.
Mitarbeiter des Vermessungsamts Zollernalbkreis waren gestern dabei, die überschwemmten Gebiete zu registrieren. So könne überprüft werden, ob auf Simulationen basierende Annahmen zur Höhe von Hochwassern stimmen, teilt das Landratsamt mit.
Darüber hinaus waren in mehreren Stadtteilen von Albstadt und Burladingen sowie in Stetten bei Haigerloch die Feuerwehren auch am Montag noch im Einsatz, um bei Aufräumarbeiten zu helfen und vollgelaufene Keller leerzupumpen. Derzeit werden auch noch mehrere Pumpen der Feuerwehren für Veringenstadt im Landkreis Sigmaringen zur Verfügung gestellt.
Am Sonntagabend richteten Polizei und Rotes Kreuz im Burladinger Feuerwehrhaus eine Einsatzleitung zur Personensuche ein. Ein orientierungsloser junger Mann wurde als vermisst gemeldet. Die Einsatzkräfte fanden ihn wenig später unversehrt.
"Wir als öffentliche Kommune sind glimpflich davon gekommen, aber die Privatleute hat das Hochwasser sehr stark betroffen", sagt Straßbergs Bürgermeister Manfred Bopp. Das Hochwasser hatte in der Gemeinde vorwiegend private Gebäude heimgesucht und Keller sowie Einliegerwohnungen überflutet.
Schäden müssen erst noch abgeklärt werden
Schäden an öffentlichen Gebäuden und Plätzen hat es dagegen keine nennenswerten gegeben. Allerdings war Wasser über den Sportplatz in die Schmeienhalle eingedrungen. Dort sind eventuelle Schäden im Eingangsbereich und in der Küche noch abzuklären. Der Sportplatz ist in Ordnung. Beim Tennisplatz, so Bopp, habe es den roten Sand weggeschwemmt. Dort sei noch zu prüfen, was alles gerichtet werden müsse.
Der Landrat informierte sich am Sonntag selbst vor Ort in den betroffenen Gemeinden über die Situation und über die Einsatzschwerpunkte. "Allen Einsatzkräften und freiwilligen Helfern gilt unser Dank und unsere größte Anerkennung für ihren unermüdlichen Einsatz", so Pauli. "Wir sind froh, dass trotz der dramatischen Situation keine Menschen im Zollernalbkreis ernsthaft verletzt wurden. Der Führungsstab der Feuerwehren hat sich bewährt und hervorragende Arbeit bei der Koordination geleistet." Verglichen mit anderen Gebieten sei der Zollernalbkreis verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Das sei nicht zuletzt dem engagierten Einsatz der Helfer zu verdanken.
Kreisbrandmeister Stefan Hermann lobt das kommunale Feuerwehr-System mit Einsatzabteilungen in nahezu allen Orts- und Stadtteilen: Es zeige einmal mehr seine Stärke. Im Notfall seien überall Einheiten für den Ersteinsatz verfügbar.