Der Barfußpark Hallwangen in Dornstetten führt die Idylle des Schwarzwalds. Foto: Stadt Dornstetten/Werbeagentur Martini

Unsere Füße verbringen viel Zeit eingezwängt in Schuhen. Dabei ist es viel gesünder barfuß die Natur zu erkunden. Ungefährlich ist dies auf Barfußpfaden möglich. Wir stellen die Längsten in der Region vor und erklären, warum sie nicht nur den Füßen, sondern dem ganzen Körper gut tun.

Das Gras unter den Füßen spüren, mit den Zehen im Schlamm spielen, bewusst darauf achten, wohin man tritt: Durch barfuß laufen bekommt man viel mehr von seiner Umgebung mit als durch die dicke Schuhsohle.

Gleichzeitig wird die Gesundheit des gesamten Körpers verbessert, weiß Walter Lechner: "Barfuß zu laufen fördert den Kreislauf, den Blutdruck und die Durchblutung, stärkt die Abwehrkräfte des Körpers und ist gut für Muskeln und Gelenke." Der 68-Jährige ist einer von drei Gruppenführern des Barfußparks Hallwangen bei Dornstetten. "Unsere Füße sind es nicht mehr gewohnt, barfuß zu laufen. Durch die verschiedene Beläge im Park merkt man dann, wie empfindlich die Fußsohlen geworden sind."

Ausflugsziele ohne Bewegung sind attraktiver

Erwachsene haben mit dem Gehen ohne Schuhe mehr Probleme als Kinder, erzählt Peter Reichle. Er betreibt mit seiner Frau den Park mit allen Sinnen in Gutach. "Kinder gehen über alle Untergründe ohne mit der Wimper zu zucken. Erwachsene hingegen sind es oft nicht mehr gewohnt, vor allem übergewichtige Menschen tun sich schwer damit."

Ein Boom zum Barfußlaufen sieht Reichle nicht: "Die meisten Kinder und ihre Eltern bevorzugen immer noch Ausflugsziele wie Freizeitparks oder Rodelbahn, bei denen man sich nicht bewegen muss."

Dabei tut das Laufen ohne Schuhe nicht nur dem Körper gut. Reichle fragt manchmal seine Besucher, was sie während des Barfußlaufens gedacht haben. Die Antwort: nichts. "Man blendet jedes irdische Problem und den Stress automatisch aus und konzentriert sich ganz auf den Weg und wohin man tritt."

Tipps für Anfänger

Anfänger sollten jedoch langsamer beginnen, rät Walter Lechner. "Es braucht Zeit, bis die Füße abgehärtet sind." Anfangs kann man auf der Wiese im Garten oder im Schwimmbad barfuß laufen oder sich an einen Barfußpfad wagen, der jedoch für den Einstieg nicht zu lang sein darf. Das ideale Wetter zum Ausprobieren sei sonnig mit Temperaturen um die 20 Grad. "Natürlich kann man auch schon bei zehn Grad barfuß gehen, wenn man möchte", so Lechner.

Auf einem Barfußpfad sind Schuhe meistens zwar nicht erlaubt, man sollte sie als Anfänger jedoch mittragen, rät Lechner. Vor allem bei Kindern sei dies ratsam, wenn diese plötzlich keine Lust mehr auf das Barfußlaufen haben oder ihnen die Füße weh tun. Schafft man nicht den ganzen Weg, kann man auf einem Streifen Gras oder Wiese neben dem Pfad den Füßen eine Pause gönnen.

Wichtig für den Tourismus

Auch wenn es laut Peter Reichle keinen Boom gibt, so geht der Trend in Richtung "naturnahe Erlebnisangebote, zu denen ein Besuch im Barfußpark gehört", sagt Jutta Ulrich vom Schwarzwald Tourismus. "Denn die Natur unter den Füßen spüren ist eine viel intensivere Sinneserfahrung als mit Schuhen durch den Wald zu gehen."

Vor allem für Familien würde sich der Besuch eines Barfußpfads eignen, damit Kinder bereits von klein auf die Natur intensiv und authentisch erleben können. Im Tourismus spielen Barfußpfade deshalb durchaus eine Rolle. "Es ist ein Produkt, was zu den nachhaltigen Tourismusangeboten zählt, die kontinuierlich wachsen", so Ulrich.

Dies ist allein dadurch erkennbar, dass immer mehr Barfußpfade zwischen Schwarzwald und Schwäbische Alb entstehen. Wir stellen deshalb die vier längsten in der Region des Schwarzwälder Boten vor.

BarfussPark Dornstetten-Hallwangen

Der BarfussPark Hallwangen bei Dornstetten im Kreis Freudenstadt liegt mitten in der Natur. "Man kann daher den Schwarzwald mit seinen blanken Füßen erspüren, umgeben von Wald, Wiese und einem Bach", sagt Hanna Schneider von der Touristinformation Dornstetten.

Was ab und zu die Idylle stört, ist der Müll. Mitarbeiter wie Walter Lechner sammeln ihn täglich auf und leeren die Abfallbehälter. "Seit Pandemiebeginn liegen häufiger Masken herum", erzählt der 68-Jährige. "Besonders ärgerlich sind aber Feuchttücher. Eltern wischen nach dem Lehmbecken damit die Hände ihrer Kinder sauber und schmeißen die Tücher uns dann in den Wald."

Seit Beginn der Corona-Pandemie gewinnt "der Barfußpark gefühlt immer mehr an Bedeutung", so Schneider. "Wir beobachten den Trend, dass mehr Urlauber im eigenen Land bleiben anstatt nach Italien oder Spanien zu reisen und auch in der Natur Urlaub machen wollen."

Öffnungszeiten: 1. Mai bis 15. Oktober, täglich von 9 bis 20 Uhr

Weglänge: Gesamtstrecke 2,4 Kilometer, kann abgekürzt werden auf 1,4 Kilometer

Eintritt: frei, aber Parkgebühren fallen an. Es wird um Spenden gebeten.

Besonderes: Verschiedene Führungen, Motivationstraining, Spielgeräte, Beachvolleyballfeld, Kneippbecken

Versorgung: Kiosk vor Ort (außer bei Regenwetter), Picknickplatz und Grillstelle

Park mit allen Sinnen Gutach

Der Park mit allen Sinnen in Gutach im Ortenaukreis ist der zweitlängste Barfußpfad in der Region. Wobei er mit seinen rund drei Meter breiten Wegen kaum mehr als ein Pfad bezeichnet werden kann. Das Barfußlaufen ist außerdem nicht Pflicht, man kann die Wege auch mit Schuhen laufen. "95 Prozent unserer Besucher gehen trotzdem barfuß", erzählt Betreiber Peter Reichle.

Der Park beansprucht außerdem nicht nur die Füße. Entlang der Wege sind verschiedene Stationen aufgebaut, die alle Sinne fördern, vom Duftpavillon über eine Fühlstation bis hin zum Dunkelhaus. "Wir wollen unsere Besucher nicht mit Infotafeln erziehen, sondern, dass sie sich wohlfühlen", erklärt der 61-Jährige. Ab Mai ist außerdem der Blumentunnel des Parks bepflanzt.

Öffnungszeiten: April: 11 bis 18 Uhr, Mai bis 13. September: 10 bis 19 Uhr, 14. bis 30. September: 10 bis 18 Uhr, Oktober: 11 bis 17.30 Uhr

Weglänge: 2,1 Kilometer

Eintritt: Kinder bis 2 Jahren kostenlos, Kinder von 3 bis 15 Jahren 4,50 Euro, Erwachsene 6,50 Euro, Hunde 1 Euro

Besonderes: Verschiedene Stationen zur Förderung der Sinne, Blumentunnel, barfuß zu laufen ist kein Muss, Regenschirm zum kostenlosen Ausleihen, Radweg verbindet Park mit anderen Ausflugsorten.

Versorgung: Kiosk, Picknickwiese

Erleb-dich-Pfad Hechingen

Der Erleb-dich-Pfad in Hechingen im Zollernalbkreis verläuft mitten in der Stadt und ist trotzdem von der Natur umgeben. "Er führt an einem kleinen Bächlein vorbei und liegt im Obstwiesengebiet", sagt Thomas Jauch, Sprecher der Stadt Hechingen.

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Entlang des Weges gibt es außerdem einen Vitalzirkel. Auf mehreren Tafeln sind Übungen gegen Verspannungen beschrieben. Diese wurden von einem Arzt entwickelt. Zu Beginn der Pandemie eröffnete die Stadt außerdem einen Schaukelpfad, der parallel Barfußpfad verläuft. "Man kann beide Wege toll bei einem Ausflug verknüpfen", erklärt Jauch.

Der städtische Betriebshof reinigt beide Wege regelmäßig und hält sie sauber. "Wir hatten vor Ort auch schon Fälle von Vandalismus oder dass zerbrochenen Flaschen auf dem Weg lagen", berichtet der Sprecher. "Dieses Jahr hat irgendjemand Pflastersteine aus dem Erleb-dich-Pfad gelöst und geklaut. Sowas kommt leider vor."

Öffnungszeiten: Täglich von 8 bis 21.30 Uhr, Fußwaschanlage von Mai bis Oktober zugänglich

Weglänge: Rund ein Kilometer

Eintritt: frei

Besonderes: Verläuft parallel zum "Häppy - der Schaukelweg", Spielgeräte, Vitalzirkel

Versorgung: Fußläufig vom Stadtzentrum entfernt

Barfußpfad Tieringen

Der Barfußpfad in Tieringen bei Meßstetten im Zollernalbkreis ist umgeben von der Natur der Schwäbischen Alb. Er führt an einer Stelle sogar durch den Fluss Schlichem. "Eine große Schlammmulde im Wald ist für die Kinder immer das Highlight", berichtet Diana Härter, Sprecherin der Stadt Meßstetten. "Mit etwas Glück kann man dort auch ein paar Kröten entdecken."

In der näheren Umgebung des Weges gibt es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten, beispielsweise den Stausee Ziegelsee oder die Schlichemquelle. "Von dort hat man einen tollen Ausblick über das Tal", sagt Härter. Außerdem verläuft der Pfad teils parallel zum Hoch-Alb-Pfad Tieringer Hörnle.

Betreut wird der Barfußpfad von dem Heimatverein Kohlraisle, deren Vereinsheim am Ausgangspunkt des Rundwegs liegt. Dort gibt es auch eine Fußwaschanlage.

Öffnungszeiten: Ganzjährig geöffnet

Weglänge: Rund ein Kilometer

Eintritt: Frei

Besonderes: Läuft parallel zum Premiumwanderweg Tieringer Hörnle, Schlichemquelle und Stausee Ziegelsee in der Nähe, Spielplatz

Versorgung: Grillstelle am Parkplatz