Schlechte Noten verteilen die Aichelberger Schüler an das Bauamt. So steht auf einem Plakat: "Bauamt Bad Wildbad + Bauplanung = Schulnote 6 – (ab)setzen!". Ein anderes fordert: "Lasst unsere Kinder nicht im Stich!" Foto: Mutschler

Keine Kommunikation – und keine Bushaltestelle. Die Einwohner des westlichen Teils von Aichelberg sind sauer auf die Stadt. Denn die Sanierung der Ortsdurchfahrt nähert sich dem Ende. Doch von einer Bushaltestelle ist weit und breit nichts zu sehen.

Bad Wildbad-Aichelberg - Rund 40 Aichelberger Bürger sind auf Initiative von Patrick Breil zum Pressetermin gekommen. Und sie haben alle eines gemeinsam: Sie sind mächtig sauer. Und zwar auf die Wildbader Stadtverwaltung. Breil beklagt gar eine "Null-Kommunikations-Politik vonseiten der Stadt", und das "seit Jahren" – und nicht nur beim Thema Bushaltestelle, sondern auch bei der Planung des Straßenverlaufs oder der Breitbandversorgung.

Das Thema Bushaltestelle für den westlichsten Teil des Höhenortes am Ortsausgang in Richtung Simmersfeld gleicht beinahe einer unendlichen Geschichte.

Schreiben der Stadt stößt sauer auf

Bereits im August hieß es in einem Schreiben von der Stadt an die Anwohner: "Die Stadt möchte im Zuge der Sanierung der Ortsdurchfahrt zwischen Freudenstädter Straße 73-97 eine beidseitige Bushaltestelle errichten. Leider können wir die Bushaltestellen nicht wie angedacht umsetzen." Deshalb wolle man nun alle Eigentümer fragen, "ob ein geeignetes Grundstück/Fläche im genannten Abschnitt zur Verfügung steht, um dort eine Bushaltestelle errichten zu können". Schon dieses Schreiben stieß manchem Anwohner sauer auf. Dennoch gab es eine Reaktion, ein Aichelberger wollte einen Teil seines Grundstücks direkt am Ortseingang zur Verfügung stellen. Und: Stadtverwaltung und Baufirma sahen dies als gute Lösung.

Alles in Butter also? Mitnichten. Nach Informationen der Anwohner sei die Polizei vor Ort gewesen und habe die Bushaltestelle – wohl wegen Sicherheitsbedenken – abgelehnt. Und auch hier bemängeln Breil und die weiteren Anwohner wieder fehlende Kommunikation. Dass es nun mit der Haltestelle wieder nichts werde, habe man zufällig vom Bautrupp erfahren und nicht etwa vonseiten der Stadtverwaltung.

Gibt es Alternativen?

Denn es gebe durchaus noch weitere Bürger, die bereit wären, einen Teil ihres Grundstücks zur Verfügung zu stellen. Einer davon ist Lucien Adameck, ebenfalls einer der Anwohner an der Freudenstädter Straße, der zu dem Termin gekommen ist. "Für unsere Kinder sofort", sagt er. Allerdings habe er sich bei der Stadt bislang nicht gemeldet, weil ja eigentlich klar gewesen sei, dass die Haltestelle nun am Ortsausgang kommt – und bislang niemand weiß, dass das nun doch nicht funktioniert. "Offiziell wissen wir es gar nicht. Uns hat niemand angerufen. Wir werden nicht informiert", beklagt sich Breil.

Das ziehe sich im Übrigen wie ein roter Faden durch die gesamte Baustellenzeit. Es sei "null komma null" kommuniziert worden. Und damit meint Breil sowohl die mehrjährige Planungsphase als auch die mittlerweile fast vierjährige Bauphase. Überhaupt sei es äußerst kurios, dass es nach dieser langen Zeit nicht gelungen sei, einen Platz für eine Bushaltestelle zu finden.

Viele Geschichten machen die Runde

Das Argument, dass es ja bereits eine Planung für eine Haltestelle gegeben habe, verficht bei den Anwohnern nicht. Derjenige, der das Grundstück hätte abgeben sollen sei übergangen worden, erzählt man sich im Dorf. Daraufhin habe er gesagt: "Wenn ich nicht gefragt werde, mache ich nichts." Ob sich der Fall wirklich so zugetragen hat, ist nicht genau bekannt. Diese Geschichte macht aber im Dorf die Runde und passt zu vielen anderen über die (nicht vorhandene) Kommunikation vonseiten und mit der Stadt.

Und auch wenn die weitere Bushaltestelle rechtlich nicht unbedingt notwendig sein sollte, für die betroffenen Aichelberger ist sie unerlässlich. Allein 13 Kinder leben in der "Vorstadt", dazu kommen viele Senioren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, dass sie die 1,4 Kilometer zur Haltestelle in der Ortsmitte zurücklegen könnten. "Und wie soll ich es meinen Kindern erklären, dass der Bus hier an ihnen vorbeifährt, aber erst in der Ortsmitte anhält?", fragt eine aufgebrachte Bürgerin, die wie alle anderen nicht versteht, warum es keine Lösung gibt. So verstehe man auch nicht, warum der alte Standort nicht erhalten werden könne.

Vieles sei ein "Verhandlungsthema", so empfinden es Breil und die weiteren Anwohner. Es müsse verhandelt und nach Lösungen gesucht werden, "aber das macht keiner". Zumindest komme das nicht bei den Bürgern an. Stattdessen haben sie ein anderes Gefühl: "Die wollen eine Lösung von uns Anwohnern. Aber das ist gar nicht unser Job, das ist die Aufgabe es Bauamtes", sagt Breil, und er spricht für viele der Anwesenden, wenn er sagt: "Wir fordern von der Stadt eine adäquate Lösung."

Begehung mit Anwohnern

Dazu könnte sich Breil eine Begehung direkt vor Ort mit Bürgermeister Marco Gauger, Stadtbaumeister Volkhard Leetz, allen weiteren Beteiligten – und vor allem den Anwohnern – vorstellen.

"Lediglich als interessierter Gemeinderat" war der CDU-Fraktionsvorsitzende Uwe Göbel ebenfalls in Aichelberg. Auch er zeigte sich überrascht, dass aus der Alternativplanung nun doch nichts werde, sondern ging ebenfalls davon aus, dass "eigentlich eine finale Lösung gefunden" worden sei. Für ihn stellt sich nun die Frage, wie man in der Kommunikation zwischen Bürgern und Stadtverwaltung vorankomme, "im Interesse der Bürger, denn es sind ja Vorschläge da".

Stadt: "Aktiv auf der Suche nach einer Lösung"

Was sagt die Stadtverwaltung zu den Vorwürfen aus der Aichelberger Bürgerschaft? Unsere Redaktion hat bei Bürgermeister Gauger und Stadtbaumeister Leetz nachgefragt, ob sie bestätigen können, dass die Haltestelle so nicht realisiert werden kann, ob es noch weitere mögliche Orte gebe und ob die Stadtverwaltung davon weiß, dass mehrere Anwohner bereit seien, Flächen vor ihren Häusern zur Verfügung zu stellen.

Außerdem wollten wir wissen, wie die Verwaltung die Kommunaktion sieht.: "Die Aichelberger Bürger bemängeln in diesem Zuge (und bereits während der gesamten Baustellendauer) mangelnde Kommunikation seitens der Stadtverwaltung. Wie stehen Sie dazu? Wurde von Ihrer Seite genügend, ausführlich und rechtzeitig kommuniziert? Können Sie darstellen, wie die Kommunikation abgelaufen ist (es gab ja zum Beispiel einige Zeit lang einen Baustellenblog oder -newsletter)?"

Bis zum Redaktionsschluss am Montagabend lag folgende Antwort von Bürgermeister Marco Gauger vor: "Die Stadtverwaltung ist weiterhin aktiv auf der Suche nach einer Lösung, dazu steht das Stadtbauamt im Dialog mit den Anwohnern und führt Vor-Ort-Termine durch. Leider liegen nicht alle Faktoren in unserer Hand, wir sind auch auf die Unterstützung aus der Bevölkerung und der Verkehrsbehörde angewiesen."