Region - Magenkrämpfe, Durchfall und Erbrechen können Festtage wie Weihnachten und Ostern zum Horror für Zöliakie-Betroffene werden lassen. Wer an der Autoimmunerkrankung leidet, muss eine strikt glutenfreie Diät halten. Gar nicht so einfach, angesichts der Leckereien, die sich zu Ostern in den Supermarkt-Regalen türmen. Denn nicht immer ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass ein Lebensmittel Gluten enthält.

Augen auf im Supermarkt!

Eine böse Überraschung kann sich etwa in Eierfarbe verbergen. Die Deutsche Zöliakie-Gemeinschaft, kurz DZG, warnt ausdrücklich davor, dass darin Gluten enthalten sein kann. Durch Poren und kleine Risse in der Eierschale könne die Farbe in das Ei eindringen und den "Genuss von Ostereiern zunichte machen".

Klassisches Ostergebäck wie Osterbrot oder Mürbteig-Hasen bestehen meistens aus Weizenmehl und sind daher ebenfalls nicht glutenfrei. Auf der Internetseite der DZG haben Betroffene Rezepte gesammelt, die auch für Neulinge gut machbar sind. Die DZG weißt darauf hin, dass sich Anfänger beim glutenfreien Backen nicht erschrecken sollen, wenn der Teig sich anders anfühlt als bei glutenhaltigem Teig.

Calw/Nagold - Helen Ilg (helen.ilg@gmx.de)

Arbeitsumfeld muss sauber sein

Wenn der Einkauf im Supermarkt geschafft ist, lauern die Gefahren in der eigenen Küche. Das gesamte Arbeitsmaterial - Töpfe, Besteck oder Messbecher - muss frei von Rückständen sein. Bereits ein achtel Gramm Weizenmehl enthält mehr als die erlaubten 20 ppm und kann somit eine allergische Reaktion hervorrufen.

Getrennte Aufbewahrung

Bei der Aufbewahrung muss Glutenhaltiges stets getrennt von glutenfreien Produkten gelagert werden, da es sonst zu einer Kreuzkontamination kommen kann. Bei dieser gehen geringe Spuren Gluten auf das glutenfreie Produkt über. Bei verpackten Lebensmitteln wie Schokolade oder Käse besteht diese Gefahr nicht.

Wer also bei der Zutatenliste genau hinschaut und auch bei Lagerung und Zubereitung Sorgfalt walten lässt, kann sich auf beschwerdefreie Feiertage freuen.

Zöliakie - Was ist das?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die auf einer Gluten-Unverträglichkeit beruht -  keine herkömmliche Allergie. Einzige Behandlungsmöglichkeit ist eine lebenslange, strikt glutenfreie Diät.

In vielen Produkten steckt das Klebereiweiß Gluten, welches schwere Reaktionen hervorrufen kann. Nicht selten führen schon geringe Mengen zu Magenkrämpfen, Durchfall und Erbrechen. 

Langfristig kann es zu einer Schädigung der Darmzotten kommen, welche die Nährstoffe aus dem Essen aufnehmen. Folge ist, dass der Körper unter einem Mangel an Vitaminen und Nährstoffen leidet.

Seit dem 13. Dezember 2014 sind nicht mehr nur verpackte Lebensmittel durch eine Zutatenliste zu Kennzeichnen. Auch Gastronomen müssen für alle Speisen und Getränke die 14 allergenen Inhaltsstoffe auflisten. Durch dieses Gesetz wurde es für viele Betroffene einfacher, glutenfreie Produkte zu finden.

Ein Produkt gilt dann als glutenfrei, wenn weniger als 20 ppm Gluten enthalten sind. 20 ppm entsprechen einem Mengenverhältnis von 20 Milligram je Kilogram Mehl. In einem achtel Gramm Weizenmehl ist also schon eine ausreichende Menge Gluten enthalten, um die Darmflora eines Betroffenen anzugreifen.

Die DZG unterstützt Neulinge mit Büchern, in denen die glutenfreien Lebensmittel diverser großer Marken aufgelistet sind und veröffentlichen regelmäßig Sonderdrucke zu Weihnachten und Ostern. Außerdem gibt es eine Liste der glutenfreien Medikamente, die in Deutschland zugelassen sind.

Erfahrene Zöliakie-Betroffene verlassen sich meistens ausschließlich auf die Zutatenliste, denn Rezepturen können schnell geändert werden und die Allergene müssen auf Verpackungen in Fett- oder Großbuchstaben gekennzeichnet sein.

Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V. bietet Hilfe

Die DZG ist eine Gemeinschaft für Zöliakiebetroffene mit Sitz in Stuttgart. 1974 gegründet, zählt der Verein inzwischen über 40.000 Mitglieder. Ziel der Organisation ist es, Betroffenen das Leben mit Zöliakie zu erleichtern und das öffentliche Bewusstsein für Zöliakie zu stärken.

Regelmäßig organisiert die DZG Koch- und Backkurse und auch für Gastronomen um den Umgang mit glutenfreien Lebensmitteln zu vermitteln und auf die Gefahren der Kreuzkontamination hinzuweisen.

Deutschlandweit gibt es Kontaktpersonen der DZG, welche in regelmäßigen Abständen Treffen organisieren. Bei diesen Treffen wird gemeinsam gebacken, gegrillt und geschlemmt oder gemeinsam ein Restaurant besucht.

Die Kontaktpersonen im Gebiet des Schwarzwälder Boten

Calw/Nagold - Helen Ilg (helen.ilg@gmx.de)

Calw/Nagold - Christel Rothenberg (christel.rothenberg@gmail.com)

Freudenstadt - Anita Schmitz (zoeliakie-fds@gmx.de)

Horb - Monika Steimle (m-steimle@t-online.de)

Ortenaukreis - Ursula Riester (dorotheenhof1@t-online.de)

Villingen-Schwenningen - Heide Mecke (hmecke@gmx.de)

Zollernalbkreis - Katharina Locher (katharina@zoeliakie-zak.de)