Oberndorf - Wer an der Autoimmunerkrankung leidet, muss eine strikt glutenfreie Diät einhalten. Gar nicht so einfach angesichts der Leckereien, die sich zu Weihnachten in den Supermarkt-Regalen türmen und auf den Weihnachtsmärkten angeboten werden! Denn nicht immer ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass ein Lebensmittel Gluten enthält.

Lebkuchen, Weihnachtspätzchen, Christstollen: Der Anblick der Leckereien macht Appetit. Nicht umsonst lautet ein altes Sprichwort: "Das Auge isst mit." Diejenigen, die an einer Lebensmittelunverträglichkeit wie Zöliakie leiden, müssen sich aber meistens in Verzicht und Disziplin üben - müssen fasten, während andere nach Lust und Laune dem Genuss frönen dürfen.

Was kann bedenkenlos gegessen werden?

Auch wenn "glutenfrei" angeboten wird, gilt dies mit der Vorsicht zu genießen. Nur, weil die Pommes kein Gluten enthalten, heißt das nicht, dass der Verzehr ungefährlich ist. Doch wo genau können die Gefahren lauern, und was kann ohne Probleme gegessen werden?

Waffeln und Crêpes ...

... sind ein Klassiker auf den Weihnachtsmärkten. Ob mit Zimt und Zucker, Apfelmus oder Nutella - sie enthalten aber in den allermeisten Fällen viel glutenhaltiges Getreide. Gibt es an einem Stand glutenfreie Waffeln, lässt das schnell die Herzen höher schlagen. Allerdings sind Standbetreiber oft nicht richtig aufgeklärt, was Kontamination angeht. Daher sollten Zöliakie-Betroffene besonders darauf achten, ob für nicht glutenfreie Varianten separate Maschinen genutzt werden. Bei Rückständen einer glutenhaltigen Waffel im Waffeleisen, kann es bereits zu starken Reaktionen kommen.

Gebrannte Mandeln ...

... findet man auf jedem Weihnachtsmarkt. Denkt man doch, dass zu gebrannten Mandeln lediglich die Nüsse und viel Zucker gehören, kann hier ein böses Erwachen folgen. In seltenen Fällen wird hier nach dem "Brennen" Mehl oder Stärke dazugegeben, um ein Zusammenkleben zu vermeiden.

Snacks (Popcorn, Pommes, Süßigkeiten)

Ein Traum - vor allem für Kinder - sind wohl die unzähligen Süßigkeiten und kleinen Snacks, die sich auf einem Weihnachtsmarkt finden. Hier gibt es gute Nachrichten: Fragen lohnt sich. Popcorn, glasierte Äpfel, gebrannte Mandeln, Pommes Frites, Maronen, Schokofrüchte oder Zuckerwatte sind meist glutenfrei. Dennoch gilt auch hier, das Kontaminationsrisiko abzuwägen. Werden die Pommes beispielsweise mit panierten Chicken-Nuggets in einer Fritteuse gemacht, sind sie für Zölis ungeeignet.

Rote Wurst, Steak, Pulled Pork

Der Klassiker auf jedem Markt in der Adventszeit. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Dort, wo das Klebereiweiß Gluten am wenigsten erwartet wird, kann eine der größten Gefahren Lauern. Bei einer roten Wurst sollte man nachfragen. Bei Steak oder Pulled Pork sind jedoch meisten Gewürzmischungen in der Marinade, welche Stärke als Trennmittel enthalten können. Ist die Marinade vom Standbetreiber selbst gemacht und - nach seiner Aussage - ohne Gluten - lohnt sich dennoch ein Blick auf die Gewürzmischung, da vielen das hier versteckte Gluten nicht bewusst ist.

Und Augen auf: Egal zu welcher Fleischspeise, es gibt es meistens Brötchen. Werden diese aber über dem Bräter aufgeschnitten, gilt für Zölis gleich "Finger weg!", denn hier lauert eine Kontaminationsgefahr durch die Krümel!

Lebkuchen, Plätzchen, Stollen

Hier sollte es eigentlich für jeden Zöli offensichtlich sein, dass Weihnachtsgebäck ein striktes "No-Go" ist. Die Hauptzutat der Gebäcke wird wohl in den meisten Fällen Weizenmehl sein, das immer Gluten enthält. Es gibt jedoch viele Rezepte für glutenfreies Weihnachtsgebäck. Hier muss jedoch sehr auf die Kontaminationsrisiken geachtet werden. Gerade in Lüftern von Rührmaschinen kann sich eine große Menge Mehl absetzen, dass dann in den glutenfreien Teig geblasen wird.

Glühwein und Kinderpunsch

Eine gute Nachricht gibt es für alle Zölis, wenn es um weihnachtliche Getränke geht. Während Tee in den meisten Fällen glutenfrei ist, ebenso wie der Glühwein für Erwachsene, muss beim Kinderpunsch nachgefragt werden. Hier versteckt sich gelegentlich Gerstenmalzextrakt im warmen Getränk. Meistens ist aber auch der Kinderpunsch unproblematisch.

Alles in allem gilt also für Zölis auf dem Weihnachtsmarkt der gleiche Grundsatz wie immer: Doppelt nachfragen kann nie schaden. Immerhin kann der Verzehr glutenhaltiger Speisen und Getränke zu schwersten Reaktionen des Körpers, bis hin zu einer langzeitigen Schädigung der Dünndarmzotten, führen.

Info: Zöliakie - Was ist das?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die auf einer Gluten-Unverträglichkeit beruht - keine herkömmliche Allergie. Einzige Behandlungsmöglichkeit ist eine lebenslange, strikt glutenfreie Diät.

In vielen Produkten steckt das Klebereiweiß Gluten, welches schwere Reaktionen hervorrufen kann. Nicht selten führen schon geringe Mengen zu Magenkrämpfen, Durchfall und Erbrechen.

Langfristig kann es zu einer Schädigung der Darmzotten kommen, welche die Nährstoffe aus dem Essen aufnehmen. Folge ist, dass der Körper unter einem Mangel an Vitaminen und Nährstoffen leidet. Seit dem 13. Dezember 2014 sind nicht mehr nur verpackte Lebensmittel durch eine Zutatenliste zu kennzeichnen. Auch Gastronomen müssen für alle Speisen und Getränke die 14 allergenen Inhaltsstoffe auflisten. Durch dieses Gesetz wurde es für viele Betroffene einfacher, glutenfreie Produkte zu finden.

Ein Produkt gilt dann als glutenfrei, wenn weniger als 20 ppm Gluten enthalten sind. 20 ppm entsprechen einem Mengenverhältnis von 20 Milligram je Kilogram Mehl. In einem achtel Gramm Weizenmehl ist also schon eine ausreichende Menge Gluten enthalten, um die Darmflora eines Betroffenen anzugreifen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 20. November 2021 und wurde aufgrund der aktuellen Relevanz aktualisiert.