Ortschaftsrätin Catrin Hils (von rechts), Ortsvorsteherin Martina Stier, Dietlingens Feuerwehrkommandant Dominik Weißer und Stefan Ruof von der Bürgerinitiative Hochwasser mit Sandsäcken als Anschaungsmaterial Foto: Günther

Was tun, wenn die Flüsse über die Ufer treten? Wer beim Info-Abend in Boehringen dabei war, kann jetzt mitreden über Hochwasser und Starkregen.

Dietingen-Böhringen - "Wir können nicht warten, bis andere was machen. Wir müssen selbst aktiv werden" – zu dieser Erkenntnis war Böhringens Ortsvorsteherin Martina Stier nicht erst bei den Hochwasserkatastrophen des vergangenen Jahres gekommen. Aber die hatten den letzten Anstoß gegeben, die "Arbeitsgruppe Hoch- und Starkwasser" ins Leben zu rufen. Daran beteiligt sind Ortschaftsräte, Feuerwehrleute sowie Vertreter der privaten Bürgerinitative Hochwasserschutz.

Die Arbeitsgruppe hat jetzt Nägel mit Köpfen gemacht und bei einem Informationsabend kompakt über alle wichtigen Aspekte des Hochwasserschutzes informiert. Die Inhalte der Veranstaltung habe die Arbeitsgruppe selbst erarbeitet, betont die Ortsvorsteherin. Informieren und sensibilisieren, das war das Ziel. Der Einladung waren viele dutzend Bürger gefolgt, fast alle Plätze in der Halle waren besetzt.

Hilfe der Bevölkerung gefragt

Die Gemeinde Böhringen hat selbst schon einiges getan zum Schutz vor den Fluten, führte die Ortsvorsteherin auf. Böhringen ist Mitglied im Zweckverband "Hochwasserschutz Schlichem" und will jetzt beschleunigte Planungen durchsetzen. Die Gemeinde hat eine jährliche detaillierte Gewässerschau beschlossen und erst kürzlich die alte Warnsirene aus den 50-er Jahren überprüft. Sie funktioniert auf Knopfdruck wie am ersten Tag.

Die Ortsvorsteherin setzt aber auch auf die Hilfe der Bevölkerung: Bitte melden, wenn ein Abwasserschacht oder ein Kanal verstopft ist, oder wenn einer der beiden Böhringer Bieber für zu hohen Wasserstand sorgt, wünscht sie sich. "Die Verwaltung kann nicht alles kontrollieren."

Infos zur eigenen Immobilie einholen

Was jeder einzelne tun sollte, um sich und die Seinen vor Hochwasser und Starkregen zu schützen, auch das wurde in der Veranstaltung haarklein erklärt. Wichtig, sich genau zu informieren, riet Ortschaftsrätin Catrin Hils und stellte die Internetseite der Landesanstalt für Umwelt lubw.de vor. Dort kann jeder das Hochwasserrisiko für die eigene Immobilie selbst ermitteln.

Und wie bewahrt man sein Haus vor den Wassermassen? Michael Majer, Besitzer eines metallverarbeitenden Betriebs, stellte ein System mit Aluminiumprofilen vor, die zum Beispiel vor Garagentoren und Haustüren eingesetzt werden können – praktisch, aber nicht ganz billig.

Dietingens Feuerwehrkommandant Dominik Weißer gab Tipps zu den deutlich günstigeren Sandsäcken – UV-beständige sollte man sich aber schon leisten – und nannte die Nachteile: "Die brauchen viel Platz." Wer sie einsetzen will, sollte sie bereits gefüllt haben. Denn dafür reiche im Notfall die Zeit nicht mehr, warnt Weißer.

Kleine Pumpe schafft 15 Kubikmeter pro Stunde

Dann ist vielleicht das System besser, das Ortschaftsrat Heiko Walter zeigte: Spezialschläuche, die selbst mit Wasser gefüllt werden und dann als Barriere dienen. Doch auch da müsse man genau wissen, an welcher Stelle man sie einsetzen wolle, sagt Walter.

Und was tun, wenn der Keller schon voll Wasser lief? Dann hat man besser eine der Pumpen parat, die Ortschaftsrat Christoph Dresel dem Publikum zeigte. Ein unscheinbares Exemplar für ein paar hundert Euro kann pro Stunde 15 000 Liter Wasser absaugen – sollte allerdings so aufbewahrt werden, dass sie nicht selbst überschwemmt wird.

"Nina" als Warn-App empfohlen

Der Aufmerksamkeit des Publikums konnte sich Michael Haffner sicher sein. Der Versicherungsexperte erläuterte, wann eine Versicherung bei Schäden durch Hochwasser zahlt. Ob Hausrat- oder Gebäudeversicherung, bei beiden ist der Baustein "Elementarschaden" wichtig – den man im Regelfall dazubuchen muss.

Schließlich informierte Catrin Hils noch über diverse Warn-Apps fürs Smartphone. Ihr Favorit: Die Nina-App des Bundes, die kostenlos erhältlich ist.

Am Ende war Ortsvorsteherin Martina Stier sehr zufrieden: "Tolle Resonanz, sogar aus Nachbarorten, interessante Gespräche im Nachhinein – und alle haben an einem Strang gezogen."