Erspartes bringt auf dem Konto kaum mehr Zinsen ein Foto: dpa

Finanzexperten warnen, dass wegen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) Negativzinsen auch für Kleinanleger kommen könnten. Nun schreitet die Politik ein.

Stuttgart/Berlin - David Kohl, Chefvolkswirt der Privatbank Julius Bär, rechnet damit, dass die Politik Negativzinsen bei Privatanlegern verhindern wird: „So könnten negative Zinsen bis zu einem bestimmten Betrag – beispielsweise 500 000 Euro – einfach verboten werden“, sagte Kohl den Stuttgarter Nachrichten. Davon abgesehen hält er Strafzinsen für durchaus berechtigt: „Für die Bareinlagen, die uns die Kunden geben und die wir bei der Bundesbank lagern, zahlen wir ja auch negative Zinsen.“

Lothar Binding, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, will Strafzinsen für Kleinanleger mit allen Mitteln verhindern: „Es sollten alle politischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Strafzinsen für den kleinen Mann und die kleine Frau zu verhindern“, sagte er. „Die Bankmanager waren jetzt jahrzehntelang Schönwettermanager, und nun müssen sie einmal zeigen, was sie können, wenn es etwas schwieriger läuft.“

Bislang zögen nur wenige Banken Strafzinsen für Konzerne und für hohe Summen in Betracht, so Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Wir werden dies aber sehr genau beobachten und notfalls prüfen, wie wir den Sparer schützen können“, warnte sie.

„Strafzinsen gehören verboten“, sagte Bernd Riexinger, Chef der Partei Die Linke, unserer Zeitung. „Sie treffen den kleinen Sparer, da die Reichen ihre Millionen eher selten auf dem Konto parken.“

Die baden-württembergische Verbraucherzentrale will notfalls juristisch gegen den Strafzins vorgehen. „Wir werden im Ernstfall prüfen, inwiefern wir über das Verbandsklageverfahren juristisch gegen Negativzinsen bei Privatanlegern vorgehen“, sagte Finanzexperte Niels Nauhauser.