Die Biografie von Mathias Kopetzki bildet die Grundlage für die Inszenierung. Foto: Markus Nass

Was macht mich aus? Worüber definiere ich mich? Und aus wie vielen verschiedenen Mosaiksteinen setzt sich mein Ich zusammen? Die Suche nach und die Spiele mit der Identität stehen bei der neuen Produktion des Zimmertheaters "Und plötzlich war ich noch ein anderer" im Vordergrund – erzählt wird eine beeindruckende Geschichte direkt aus dem Leben.

Rottweil - Mathias Kopetzki ist Halb-Iraner, hat seine Kindheit in einer Adoptivfamilie in Norddeutschland verbracht, lebt in Berlin und steht am Freitag, 26. November, in der Alten Stallhalle in Rottweil auf der Bühne, um zusammen mit dem Ensemble des Zimmertheaters seine bewegende Lebensgeschichte zu erzählen. Kopetzki war als Schauspieler bereits oft im Fernsehen, im Rundfunk und auf vielen Theaterbühnen im In- und Ausland zu sehen, hat als Autor mit Lesungen durch ganz Deutschland getourt und schlüpft immer wieder in unterschiedliche Rollen (im Sommertheater im Bockshof war er als Cyrano de Bergerac zu bewundern) – doch das, was den Zuschauer bei der Premiere des Stücks "Und plötzlich war ich doch ein anderer" erwartet, wird sicher besonders emotional, besonders persönlich. Denn diesmal spielt Kopetzki sich selbst. Er ist gleichzeitig Protagonist, Autor und Schauspieler – eine Herausforderung.

Autobiografische Romane

Von einer "extremen Biografie" spricht die Intendantin des Zimmertheaters, Bettina Schültke. Die Grundlage für die Inszenierung bilden Kopetzkis autobiografische Romane "Teheran im Bauch" und "Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele". Dort schildert er seine Familienfindungsgeschichte: Seine leiblichen Eltern hat er erst mit Mitte 30 im Iran kennengelernt. Auch wenn er sich mit dem Thema Herkunft und Identität schon früh auseinandersetzen musste. "Ich fiel auf", erinnert er sich an seine Kindheit in der Nähe von Oldenburg. Diese "Identitätsspiele" und "Identitätsbrüche" haben ihn geprägt – und auf der Theaterbühne in Rottweil werden sie auf besondere Weise in Szene gesetzt. "So, dass ich während des Abends mit den eigenen inneren Geistern aus der Vergangenheit konfrontiert werde", beschreibt es Kopetzki.

Zwischen zwei Welten

Deutschland und Iran, eine katholische Erziehung und eine im Islam verwurzelte Familie: Wie findet er sich zwischen den beiden Welten, Kulturen und Religionen zurecht? Peter Staatsmann, der Intendant des Zimmertheaters, der die Produktion gemeinsam mit Kopetzki entwickelt hat und Regie führt, verspricht, dass die Identitätssuche im Stück "unverstellt, ohne falsche Kunstanstrengung und wirklich ungeschminkt" gezeigt wird.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen

Die Schauspieler – neben Kopetzki stehen Fatih Kösoglu, Nora Kühnlein und Valentina Sadiku mit ihren eigenen Geschichten, ihren eigenen "zu tragenden Päckchen" auf der Bühne – werden das Publikum in ein Labyrinth der Identitäten entführen. Denn es gebe sie nämlich gar nicht, die ungeteilte, große Identität, hebt Staatsmann hervor. Es sei vielmehr "ein Gewimmel", "ein Flickenteppich" aus Identitäten, aus denen man besteht. Auch die Zuschreibungen von außen, das "In-Schubladen-stecken" spielten eine Rolle. Und: Identitäten seien ständig in Bewegung.

Prominenter Bühnenbildner

Die Alte Stallhalle eignet sich in Staatsmanns Augen deshalb ganz gut als Spielort. "Dieses fragile Gebäude hat was Nomadisches, was Vorläufiges. Das spielt beim Thema Mobilität der Identitäten ganz gut mit", findet der Regisseur. Und: Für den prominenten Bühnenbildner Stephan Mannteuffel, der diesmal das Rottweiler Theater unterstützt, bietet die Stallhalle genug kreativen Spielraum. So viel sei verraten: Die Reise nach Teheran erlebt das Publikum dank Projektionen und Installationen hautnah mit. Und auch "wärmetechnisch" hat das Zimmertheater aufgerüstet. Eine zweite Heizung ist für angenehme kulturelle Abende in der Stallhalle bereits installiert.

Weniger vorgegebene Strukturen

Doch wie viel hat das Thema eigentlich mit dem Zuschauer zu tun? Jede Menge, sind sich Kopetzki und Staatsmann einig. "Je weniger vorgegebene Strukturen es gibt und je mehr Angebote, wie man lebt, desto mehr sind die Menschen mit dem Thema Identität beschäftigt", ist Kopetzki überzeugt. Bei der Premiere am Freitag, 26. November, ab 20 Uhr können sich die Zuschauer also nicht nur auf die Geschichte von Kopetzki einlassen, sondern sich auch auf die Suche nach ihrer eigenen Identität machen.

Weitere Informationen:

Nach der Premiere am Freitag, 26. November, wird das Stück am 3., 11., 17., 18., 29., 30. Dezember, 15., 16., 28.. 29. und 30. Januar in der Alten Stallhalle in Rottweil gespielt. Beginn ist immer um 20 Uhr. Karten können unter info@zimmertheater-rottweil.de oder 0741/8990 reserviert werden.