Die Zwillinge mit ihrer Mama. Foto: Siegmeier

Große Freude herrscht dieser Tage bei Schäfer Marcel Tietze im Winterquartier seiner Heidschnuckenherde in Zimmern. Denn beinahe täglich erblickt ein neues Lämmchen, oder auch mal zwei, das Licht der Welt. Doch für das Ostermenü taugen sie nicht. Gott sei Dank.

Zimmern o.R. - Wir werden mit einem freundlichen, chorischen "Määäääääh" begrüßt, als wir das Winterquartier der Heidschnucken betreten. Neugierig und auch etwas skeptisch beäugen die Tiere ihre zweibeinigen Besucher. Doch bereits nach wenigen Sekunden kommen sie angerannt und schauen, ob der Besuch wohl auch ein paar Leckerli dabeihat.

Mittendrin im Gewimmel verstecken sich drei Lämmer bei ihren Müttern. Judith heißt das Lämmchen von Schwarzkopfschaf Gerlinde, die anderen beiden, Zwillinge übrigens, haben noch keine Namen.

Schäfer Marcel Tietze ist mehr als zufrieden, dass seine Herde so gut wächst und gedeiht. 45 Altschafe zählt sie derzeit, etwa 25 Lämmer erwartet Tietze in den nächsten Tagen bis Ende April. Gut so, denn es gibt viel zu tun für die Tiere. Ende April soll es wieder hinaus auf die Weiden gehen, schließlich gibt es in Zimmern und Stetten einige Naturschutzgebiete, die nur von Schafen beweidet werden dürfen.

Weide wird alle paar Wochen gewechselt

Aus diesem Grund hatte die Gemeinde Zimmern im vergangenen Jahr auch einen Schäfer gesucht. Marcel Tietze und seine wollige Truppe erhielten den Zuschlag. Mittlerweile kennen sich die Heidschnucken mit Zimmerns Schlehen und Co. schon bestens aus und dürfen sich jetzt auf viel junges Grün freuen. Alle paar Wochen wechseln die Tiere dann die Weide. Doch bis sie rausdürfen, wolle er noch warten, bis alle Lämmer da sind, sagt Hobbyschäfer Marcel Tietze. "Hier in der Scheune sind sie besser geschützt – auch gegen Kälte", weiß er. Und die künftigen Mütter seien entspannter in dem geschützten Bereich. "Bei besserem Wetter kommen die Lämmer auch eher als bei Sauwetter", weiß der Schäfer. Da biete der Stall einfach beste Voraussetzungen.

Lämmer von Heidschnucken sind schwarz und mit ihren ein bis zwei Kilo Geburtsgewicht recht zarte Wesen. Dennoch sind sie schnell auf den Beinen, trinken fleißig die nahrhafte Schafmilch bei ihren Müttern und knabbern auch schon mal hier und da an einem Hälmchen. Bis zu einem Jahr werden sie von ihren Müttern gesäugt. "Und ihren Fellwechsel von Schwarz zu Grau erleben sie, wenn sie nach einem Jahr in die Pubertät kommen", erzählt Marcel Tietze.

Kaum Flaschenaufzucht

Neugierig erkunden die Kleinen ihr Zuhause, probieren sich am Leckstein aus, knabbern Heu und geraten dann schon auch mal statt zur Mama zurück, zu einem Fremdschaf, das sie dann freundlich, aber bestimmt wieder wegschubst. Spätestens nach einem herzzerreißenden "Määh" ist die richtige Mama auch schon wieder zur Stelle. Heidschnucken sind pflegeleicht, informiert der Schäfer. Auch ihre Jungen würden sie ohne fremde Hilfe zur Welt bringen. Flaschenaufzucht gebe es kaum. Ganz im Gegenteil: Bei der Fütterung stehen auch schon die Kleinsten neugierig mit am Gatter.

Wer nun meint, dass die putzigen kleinen Fellknäuel Ostern als Osterlamm enden, der irrt. "Osterlämmer sind viel älter, mindestens vom November. Jungtiere von nur knapp zwei Kilo sind viel zu klein", beruhigt Marcel Tietze, der sich schon freut, mit seiner Felltruppe endlich wieder hinaus in die Natur zu können.